„80-jähriger Mann an tödlichem Crash beteiligt.“ Bei solchen Schlagzeilen wird schnell mal der Kopf geschüttelt. Der Opa mit Hut wieder. Sollten Senioren einen Eignungstest machen oder gleich ihren Führerschein abgeben?
Wer verursacht denn eigentlich die meisten Unfälle mit Personenschaden? Laut Jahresbericht des Statistischen Bundesamts für 2020 ist das die Altersgruppe zwischen 25 und 35 mit über 30 Prozent – dicht gefolgt von den 45- bis 55-Jährigen. Und wie sieht es bei den Senioren aus? Die 65+-Fahrerinnen und -Fahrer waren dabei an circa 15 Prozent der Unfälle beteiligt, bei denen Menschen verletzt wurden. Der ADAC weist sogar darauf hin, dass Senioren eher zu den Leittragenden und weitaus öfter zu den Opfern statt zu den Verursachern bei Verkehrsunfällen gehören.
Senioren oft regelkonformer unterwegs
In der Politik wurde ein verpflichtender Fahreignungstest in den vergangenen Jahren nicht mehr aufgegriffen. Der vorherige Verkehrsminister Andreas Scheuer hatte den Zeitungen der Funke Mediengruppe bereits 2019 erklärt, den Führerscheintest für Senioren gänzlich abzulehnen. Einen solchen Test werde es unter ihm nicht geben, so Scheuer. Zudem zeigt der ADAC in seinem Report „Ältere Kraftfahrer. Besser als ihr Ruf“, dass Senioren häufig regelkonformer fahren. Das untermauert auch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Es weist darauf hin, dass Senioren mit zunehmendem Alter zwar an Leistung einbüßen, dies aber mit ihrer jahrelangen Fahrpraxis ausgleichen können.
Nicht zu unterschätzen
Viele Senioren klagen jedoch über Altersweitsicht oder grauen Star. Sie verlieren nach und nach die Fähigkeit, ihre unmittelbare Umgebung scharf zu sehen sowie Kontraste wahrzunehmen. In der lauten und schnellen Umgebung des Straßenverkehrs kann das schnell schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Zudem wird nach Aussage des Bundesverbands für Augenärzte die Nachtblindheit oftmals unterschätzt. Diese führt dazu, dass helle und dunkle Umgebungen schlechter unterschieden werden können. Mehr zu diesem Thema gibt es hier: https://www.motusmagazin.de/serie/nachts-schlecht-sehen/ Deshalb ist es wichtig, Hörgeräte und Brille regelmäßig kontrollieren zu lassen.
Alternativen sind schon in der Mache
Und wer doch mal das Auto gegen den Zug tauschen möchte, den wird sicher interessieren, dass mehrere Gemeinden und Städte derzeit Alternativen für Senioren erkunden. Die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln wird damit finanziell und logistisch erleichtert. Die Stadt Stuttgart etwa hat eine Aufmerksamkeitskampagne gestartet. Sie soll Senioren dazu ermutigen, ihren Führerschein gegen ein kostenloses Jahresticket einzutauschen. Die Kosten übernimmt die Stadt gemeinsam mit dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart. Auch die Hamburger CDU nimmt sich ein Beispiel am Land Baden-Württemberg. Hier ist eine Seniorenkarte im Gespräch, um dieser Altersgruppe neue kostengünstige Möglichkeiten zum eigenen Pkw aufzuzeigen. Solche Alternativen bedeuten aber nicht, dass Senioren den Führerschein abgeben müssen. Sie sind eben genau das – Alternativen.
Erfahrung macht vieles wett
Schlagzeilen, die das Alter der Unfallverursacher thematisieren, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, nun also hin oder her: Zwar sind Senioren im Alter mehr von Sehschwächen und verminderten Reaktionszeiten betroffen. Die Statistiken zeigen aber, dass Senioren sich dessen bewusst und sehr viel erfahrener als andere Verkehrsteilnehmer sind.