Person wird bei Arbeiten an Hochvoltarbeiten mit Rettungshaken gesichert.

Immer unter Strom:
Hochvolttechniker

Elektromobilität ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Mit zunehmenden Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen wird auch das Berufs bild des Hochvolttechnikers immer wichtiger. Wir zeigen euch, was dahintersteckt.

E-Mobilität umfasst verschiedene Arten von Gefährten: batterieelektrische Fahrzeuge, Plug-in-Hybride und Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Für die Wartung, Reparatur und Prüfung von Autos dieser Art sind Hochvolttechniker verantwortlich. Eine Kfz-Mechatroniker-Ausbildung genügt dafür nicht.

Spannende Ausbildung

Die Ausbildung im Beruf Kfz-Mechatroniker mit Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik dauert 3,5 Jahre. Zu den Aufgaben gehört das Diagnostizieren von Störungen, Fehler in der Fahrzeugelektronik eingrenzen, insbesondere Hochvoltsysteme prüfen sowie instandsetzen. Hochvolttechniker führen Reparaturen durch und rüsten die Fahrzeuge mit Zusatzeinrichtungen, Sonderausstattungen und Zubehörteilen aus. Sie arbeiten auch direkt am Hochvolt- und Ladesystem und tauschen defekte Batterien aus.

Junger Mann in Sicherheitskleidung arbeitet an einer Batterie eines E-Autos.
Die Ausbildung zum Hochvolttechniker ist nicht nur besonders spannend, sondern auch sehr vielseitig. Arbeiten mit Sicherheitsausrüstung muss sein.

Geladene Gefahr

Die elektrische Spannung in Hochvolt-Fahrzeugen ist um einiges höher als bei Verbrennern – Elektroautos haben in der Regel 400 Volt – teilweise sogar bis zu 800 Volt. Dadurch steigt die Brand- und Explosionsgefahr. Von Lithium-­Ionen-Batterien geht zudem eine chemische Gefährdung aus. Bei Kontakt mit hohen Spannungen kann der Strom durch den Körper fließen, was schwerwiegende Folgen haben kann: Von Muskelverkrampfung über Nervenerschütterung und Herzkammerflimmern bis hin zum Atem- und Herzstillstand sowie innere und äußere Verbrennungen. Deshalb gelten beim Arbeiten an Elektrofahrzeugen besondere Sicherheitsmaßnahmen.

Ein Schild mit Warnsignalen, das auf Hochvolt-Arbeiten hinweist.
Achtung Hochvolt: Sicherheit geht vor. Zu den Sicherheitsmaßnahmen gehören Absperrungen und Hinweisschilder.

Safety first

Die minimale Sicherheitsausrüstung sind Handschuhe nach Klasse 0, ein Helm mit Gesichtsschutzschild nach EN 166 und Arbeitsschuhe nach EN 345. Für fortgeschrittene Arbeiten sollten Kfz-Mechatroniker zusätzlich einen Atemschutz tragen sowie einen Mantel, der gegen Flammen schützt. An einen sicheren Arbeitsplatz gehören ein Feuerlöscher und Absperrband mit Hinweisschildern. Außerdem sollte nur mit isolierendem Sicherheitswerkzeug gearbeitet werden. Um im Ernstfall schnell reagieren zu können, ohne andere Menschen in Gefahr zu bringen, sollte eine zweite Person den Hochvolttechniker mit einem Rettungshaken sichern.

Isolierte Hochvoltwerkzeuge in einem Werkzeugkoffer.
Isolierte Werkzeuge sind für die Bearbeitung von Hochspannungsteilen und -komponenten vorgesehen.

S, 1S, 2S, 3S: Was sagen die Hochvolt-Stufen aus ?

Jede Person, die mit Hochvolt-Fahrzeugen arbeitet, benötigt eine Zusatzqualifikation. Die Qualifikation Stufe S dient als Grundlage aller weiterführenden Schulungen. Jede Stufe (1S, 2S oder 3S) berechtigt für bestimmte Arbeiten an HV-Fahrzeugen.

S – Sensibilisierte Person: darf nur einfache Servicearbeiten durchführen. Beispielsweise Wischwasser auffüllen.

1S – Fachkundig unterwiesene Person (FUP): darf allgemeine Arbeiten, die nicht mit dem Hochvolt-System in Zusammenhang stehen, am spannungsfreien Fahrzeug unter Beaufsichtigung durchführen. Zum Beispiel Karosseriearbeiten oder Öl- und Radwechsel.

2S – Fachkundige Person für Arbeiten an Hochvolt-Systemen im spannungsfreien Zustand (FHV): darf selbstständig an Hochvolt-Systemen arbeiten, vorausgesetzt das Fahrzeug kann spannungsfrei geschaltet werden.

3S – Fachkundige Person für Arbeiten an unter Spannung stehenden HV-Komponenten (FUS): darf Arbeiten an unter Spannung stehenden Hochvolt-Systemen durchführen – auch wenn das Fahrzeug nicht spannungsfrei geschaltet werden kann. Beispielsweise Tausch der Akkumodule.

Im Strom der Zeit

Um fachkundig zu werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Kfz-Mechatroniker, die keine Ausbildung mit dem Schwerpunkt System- und ­Hochvolttechnik absolviert haben, können sich entsprechend weiterbilden. Beispielsweise beim TÜV, DEKRA oder anderen Anbietern.

Die ATR bietet ebenfalls Schulungen an, auch im Bereich Hochvolt. Topaktuell: die Experten-Trophy – die kostenlose Weiterbildung für Kfz-Gesellen und -Meister. Diese Initiative bringt ein Mehr an Wissen über aktuelle und zukünftige Techniken und Technologien in die Werkstatt. Hier steht 2023 das Thema Hochvolt im Fokus. Mehr dazu unter www.experten-trophy.de

Ebenfalls hochspannend: Beim Nachwuchsförderprogramm übten die Kfz-Azubis dieses Jahr elektrotechnisches Arbeiten an Hochvolt-Fahrzeugen und an Hochvoltenergiespeichern – die ideale Ergänzung zum Lehrstoff der Berufsschule. Ein besonderes Highlight des Wettbewerbs: Die Besten der regionalen Vorrunden haben im Finale die Berechtigung zum Zertifikat der Stufe 3S erhalten. Vorausgesetzt, sie bestehen ihre Gesellenprüfung und schließen die Finalprüfung erfolgreich ab.  Mehr unter www.campderchamps.de

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