Der Jaguar E-Type wird 60. Im Bild eine Werbung aus dem Jahr 1961

Jaguar E-Type:
Eine Ikone wird 60

Happy Birthday, Jaguar E-Type! Der elegante Brite feiert im März seinen 60. Geburtstag. Selbst Enzo Ferrari war vom Sportwagen des Konkurrenten hin und weg. Er soll sogar gesagt haben, der E-Type sei das schönste Auto, das bis dahin gebaut wurde.

Als ein handgefertigter Prototyp Roadster 1961 auf dem Automobilsalon Genf vorgestellt wurde, schrieb der Jaguar E-Type auf Anhieb Automobilgeschichte. Nie zuvor und womöglich auch danach nie wieder hat ein Wagen solche Gefühle, Leidenschaft, Freude und britischen Stolz ausgelöst. Dieser Jaguar war der erste Supersportwagen des damals neuen Jahrzehnts. Ein Auto, das Ferrari und Aston Martin in den Fahrleistungen übertrumpfte, aber nur halb so teuer war.

Als rassiger Roadster oder Coupé

Mit seiner extrem langen Motorhaube wirkte der E-Type größer, als er war. Tatsächlich war er nur 30 Zentimeter länger als der VW-Käfer. Der Kult-Jaguar wurde zum Designvorbild für nachfolgende Roadster und als Gran Turismo für Fastbacks. Er vereinte Eleganz mit Virilität und ließ so Frauen- und Männerherzen gleichermaßen höherschlagen. Wer den rassigen Roadster oder das Coupé mit sonst für den Rennsport typischen großen Rädern inklusive markanter Zentralverschlüsse sah, wollte ihn besitzen.

Ob als Roadster, wie hier mit Hardtop, oder als Coupé – der E-Type macht immer eine gute Figur.
Ob als Roadster, wie hier mit Hardtop, oder als Coupé – der E-Type macht immer eine gute Figur.

Leinwand-Star

Die Prominenz zeigte sich gerne im angesagten E-Type. Steve McQueen rauschte mit seinem Flitzer zu den Dreharbeiten für „Le Mans“ an. Brigitte Bardot machte in ihrem Exemplar Bella Figura. Für Schriftsteller und Regisseure wurde er zur Inspiration. In den millionenfach aufgelegten Groschenromanen ging der New Yorker FBI-Agent Jerry Cotton in seinem roten E-Type auf Verbrecherjagd. Im Hollywood-Blockbuster „Ocean’s Twelve“ flitzte der Sportwagen über die Kinoleinwand. Und ebenso legendär wie der Jaguar E-Type selbst war sein „Auftritt“ im Kult-Film „Harold and Maude“, als ihn der leicht verschrobene Protagonist zum Leichenwagen umbaute.

Leistung fast im Überfluss

Entwickelt worden war der E-Type unter Jaguar-Markengründer Sir William Lyons und Aerodynamik-Spezialist Malcolm Sayer, der die Formensprache der neuen Stilikone einer Legende zufolge auf Papierbögen in mysteriösen Zahlenreihen errechnete. Das Serienfahrzeug bot mit einem Cw-Wert von 0,44 zwar keine Stromliniensensation, aber Leistung fast im Überfluss. Mit einem 3,8-Liter-Sechszylinder entwickelte der Jaguar E-Type 195 kW/265 SAE-PS, die gut waren für 240 Stundenkilometer.

So mutierte der Jaguar E-Type in seiner 14-jährigen Produktionszeit mit einer Auflage von mehr als 72 000 Einheiten zum bis dahin meistgebauten Supersportwagen, zuletzt übrigens sogar mit mächtigem 5,3-Liter-V12-Motor. Eigentlich aber beerbte der Jaguar E den Straßensportler XK 150, weshalb er in Nordamerika sogar als XK-E eingeführt wurde.

Der Jaguar E-Type 1961 bei einer Probefahrt während Automobilsalons in Genf
Der Jaguar E-Type 1961 bei einer Probefahrt während des Automobilsalons in Genf.

Schon bei der Premiere in Genf zückten viele Enthusiasten ihre Scheckbücher. Jaguar-Chef William Lyons zeigte sich ob dieses Interessentenansturms geradezu überwältigt und beauftragte umgehend den legendären Testingenieur Norman Dewis, ein drittes Auto nach Genf zu holen. In einem tollkühnen 17-Stunden-Ritt durch Nacht und Nebel trieb Dewis den allerersten gebauten Roadster mit der Zulassung OTS 77 RW von Coventry an den Lac Leman.

Steiler Aufstieg

Die amerikanischen Kunden nahmen fast 75 Prozent der Produktion ab und beeinflussten die weitere Entwicklung des E-Type. So ergänzte 1966 ein den US-Geschmack treffendes, um 23 Zentimeter gestrecktes 2+2-Coupé das Angebot. 1967 fielen die schönen Augen der Katze neuen US-Gesetzen zum Opfer, die keine Glasabdeckungen erlaubten. Ende 1968 startete der E-Type mit Feinschliff als Series 2 in allen drei Karosserievarianten. Bald jedoch kastrierten scharfe Abgasbestimmungen die für den US-Markt bestimmten Jaguar auf 138 kW/187 PS-Leistung und damit weniger als Corvette oder Ford Thunderbird bereitstellten. Deshalb präsentierte Jaguar-Chef Williams auf der New York Motor Show 1971 einen monumentalen 5,3-Liter-V12. Dies in der E-Type Serie III, die es nur noch als 2+2 Coupé und als Roadster gab. Mit Servolenkung und optionaler Automatik war der bis zu 232 kW/315 SAE-PS starke und verblüffend leise V12 ein Gentleman-Racer im Vergleich zu den härteren frühen E-Type.

Die Verkaufszahlen des Klassikers, der längst alle ursprünglichen Konkurrenten überlebt hatte, gingen noch einmal hinauf. Erst die Ölkrise von 1973/74 ließ den Absatz der durstigen Katzen mit dem scheinbar ewigen Leben endgültig abstürzen. So verabschiedete das Werk in Browns Lane seine Ikone mit einer schwarz lackierten Sonderserie. Nur der allerletzte E-Type rollte in der Farbe der Hoffnung „british racing green“ am 12. Februar 1975 vom Fließband, ehe das sanfte Sportcoupé Jaguar XJ-S die Nachfolge antrat.

Sonderedition zum 60.

Jaguar begeht den 60. Geburtstag seines Kultautos mit der „E-Type 60 Collection“ – zwölf neu aufgebaute Modelle, davon jeweils sechs als Coupé und sechs als Roadster, die auf originalen E-Type Serie 1 aus den 1960er-Jahren mit 3,8-Liter-Sechszylinder basieren. Außerdem gibt es den aktuellen Jaguar F-Type in der Heritage-60-Edition. Erstmals seit den 1960er-Jahren wird mit diesem auf 60 Einheiten limitierten Sondermodell ein Jaguar in der damals populären E-Type-Farbe Sherwood Green lackiert.

Bilder: JaguarLandRover
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