Das Auto ist entwickelt, produziert und auf der Straße. Jetzt müssen sich Werkstätten um Service und Wartung kümmern. Nicht immer leicht, wie Werkstatt-Spezialist Michael Müller aus Stuttgart weiß. Ein kurzes Gespräch über konstruktionsbedingten Werkstatt-Wahnsinn.
Wir wollen wissen, welche Auswirklungen das Thema Automobilproduktion auf Werkstätten und deren Arbeit hat: Wenn sich Leuchtmittel nur mit Spezialwerkzeug wechseln lassen oder der halbe Motor zerlegt werden muss, nur um einen Keilriemen auszutauschen, dann greift sich Werkstatt-Spezialist Michael Müller von MAM – Mike & The Mechanics in Stuttgart regelmäßig an den Kopf. Er kennt sich aus bei der Wartung und Reparatur alter und neuer Fahrzeugmodelle. Drei Fragen zu seinen Erfahrungen im Werkstattalltag.
Sind kleinere Reparaturen und Wartungsarbeiten bei neueren Modellen aufwändiger als bei älteren Fahrzeugen?
Auf jeden Fall. Das liegt zum einen an der technischen Komplexität neuer Autos. Sensorik, Elektronik und Aktorik spielen heute eine viel größere Rolle als noch vor 15 Jahren. Zum anderen wird Bauraum bei der Entwicklung konsequent ausgenutzt und mit Technik und Komponenten vollgepackt. Da lässt sich das Werkzeug beim Service oft nur mit erheblichen Verrenkungen ansetzen.
Das lässt vermuten, dass Hersteller ihre Fahrzeuge bewusst nicht werksstatt- und servicefreundlich entwickeln. Ist das so?
Ich möchte den Herstellern keine Absicht unterstellen. Es scheint aber, dass den Bedürfnissen von Werkstätten in den Entwicklungsabteilungen wenig Beachtung geschenkt wird. Vermeintliche Routineeinsätze werden da schnell zu tagesfüllenden Projekten.
Beschreiben Sie kurz einen typischen Fall in Ihrem Werkstattalltag, wenn es um konstruktionsbedingt schwierige Reparaturen geht.
Kürzlich hatten wir einen T6-Bus von VW in der Werkstatt zum Glühkerzenservice. Allein, um an die Glühkerzen zu kommen haben, wir fast zwei Stunden Arbeit investiert. Wenn man elf Teile abmontieren muss, um an das zwölfte zu kommen, kann man echt nur mit dem Kopf schütteln.
