Illustration Person steht vor Auto mit offener Motorhaube

Reparieren statt
teuer austauschen

Kaputt gehen kann an einem Auto immer mal etwas. Wenn jedoch ein kleiner Schaden schnell zu einem wirtschaftlichen Totalschaden führen kann, ist das mehr als ärgerlich. Gut, dass es noch echte Handwerker in den Kfz-Werkstätten gibt, wie ein aktueller Fall belegt.

Die Qualität der Autos ist auch nicht mehr als Gelbe vom Ei. Das weiß auch Kfz-Meister Marcus Mayer aus Göppingen. „Wir haben viel mit älteren Fahrzeugen zu tun. Und da hat sich in den vergangenen 20 Jahren vieles nicht zum Besseren entwickelt, vor allem im Bereich der Karosserie. Aber auch bei anderen Komponenten geht der Trend eher in Richtung technisch und qualitativ nicht wirklich ausgereift.“ Doch den Mitinhaber der Kfz-Werkstatt ärgert noch ein ganz anderes Thema, das vor allem seine Kundschaft mit älteren Autos betrifft: die Teileverfügbarkeit. „Das Durchschnittsalter der Pkw in Deutschland steigt seit Jahren an. Nahezu jedes dritte Auto ist zehn und mehr Jahre jung. Das ist positiv und nachhaltig. Doch für die Fahrzeughersteller ist das natürlich ein Dorn im Auge. Wir hatten schon oft Probleme Ersatzteile für unsere Kundenfahrzeuge zu bekommen. Daher kaufen wir in solchen Fällen auch schon mal im Ausland ein. Trotzdem ist das ein großes Ärgernis und ich vermute auch ein wenig Absicht der Fahrzeughersteller dahinter.“

Kfz-Meister Marcus Mayer aus Göppingen.
Kfz-Meister Marcus Mayer aus Göppingen.

Einfach weggefault

Beim aktuellen Fall musste der Kfz-Meister wiederholt den Kopf schütteln. Ein Kunde kam mit seinem VW Caddy in die Werkstatt zur Hauptuntersuchung. Dann entdeckten die Kfz-Profis ein Problem: Bei dem noch nicht mal zehn Jahre alten Auto mit knapp 130.000 Kilometern war eine Halterung des Schwingungsdämpfers (umgangssprachlich Stoßdämpfer genannt) an der Hinterachse abgebrochen – der Dämpfer hing einfach in der Luft. Das gab natürlich keine Plakette. Auch erlosch die Betriebserlaubnis, da eine Gefährdung von Verkehrsteilnehmern zu erwarten ist. Passiert ist das Ganze nicht wegen Überlastung, sondern weil die Halterung einfach weggerostet war. „Die Halterung ist quasi weggefault. Da hat der Fahrzeughersteller an einer wichtigen Stelle einfach an Material oder dem Beschichtungsverfahren gespart,“ so Mayer.

Aus der Haltung gebrochener Stoßfänger
Der Stoßfänger ist einfach aus der Halterung gebrochen.

Keine einfache Lösung in Sicht

Da war erstmal guter Rat teuer, weil der Besitzer natürlich sein Auto noch weiterfahren wollte. Eine erste Recherche ergab, dass es für dieses Problem keine Reparaturlösung gibt. Eine neue Halterung anzuschweißen, kam auch nicht in Frage, weil es sich um einen Allrad-Caddy handelt und es keine eindeutige Freigabe für Schweißarbeiten durch den Hersteller gibt. Als einzige Option sieht der Fahrzeughersteller in einem solchen Fall den kompletten Austausch der Hinterachse vor. Materialpreis: rund 5.300 Euro brutto. Dazu kämen noch die Kosten für Demontage und Montage, also nochmal etwa 1.000 Euro.

„Die Austauschkosten standen somit in keinem realen Verhältnis zum Fahrzeugwert. Da haben wir uns eine Reparaturlösung überlegt“, so Mayer. Die findigen Kfz-Profis haben sich die Sache genauer angeschaut, die einwirkenden Kräfte abgeschätzt und eine Zeichnung für eine Reparaturlösung erstellt. Nachdem die Zeichnung erstellt war, holte sich das Team von Mayer & Köhler das O.K von einem Kfz-Sachverständigen für die Abnahme und Eintragung in die Fahrzeugpapiere. Von Vorteil war, dass ein Kunde und ehemaliger Kfz-Mechaniker in einer Metallbaufirma arbeitet. Er ist also vom Fach und hat zudem die Möglichkeit, individuelle Metallteile aus dem richtigen Stahl herzustellen. Nach Rücksprache mit dem Chef der Metallbaufirma erteilte dieser sein O.K. für die Herstellung der Reparaturlösung.

Lösung für aus der Haltung gebrochenen Stoßfänger
Lösung für aus der Haltung gebrochenen Stoßfänger.

Ende gut, Kunde glücklich

Schon am darauffolgenden Tag  war das Stahlteil produziert. Die Profis nahmen nochmal Maß – alles im grünen Bereich. Jetzt konnte der Einbau der Reparaturlösung inclusive der neuen Stoßdämpfer Erfolgen. Die Reparaturlösung ist so einfach wie clever: Ein Stück Metall, ein Bügel, drei Muttern und eine Schraube – fertig. Auch die Abnahme durch den Sachverständigen war kein Problem. Und die Kosten: „Wir haben das Projekt in drei Tagen fertiggestellt. Für den Kunden belaufen sich die reinen Reparatur- und Materialkosten auf weniger als ein Fünftel des Austauschpreises“, erklärt Mayer.

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