Einen Augenblick nicht aufgepasst, schon ist es passiert: Die falsche Zapfpistole gegriffen, und schwupps sprudelt statt Diesel literweise Benzin in den Tank. In der Werkstatt von Kfz-Mechanikermeister Andreas Schneider landet zwei bis dreimal im Jahr ein Auto, das so eine Fehlbetankung übelgenommen hat.
„So etwas kann mir nicht passieren.“ Das denken sich wohl die meisten Autofahrerinnen und -fahrer. Doch immerhin rückt allein der ADAC-Pannendienst jährlich rund 5.000 Mal aus, um Liegengebliebenen wegen einer falschen Tankfüllung aus der Patsche zu helfen. Grundsätzlich gilt: Benzin in ein Dieselfahrzeug zu füllen ist in der Regel schlimmer als umgekehrt. Vor allem teurer. In seiner Werkstatt im baden-württembergischen Trichtingen erklärt Andreas Schneider, was passieren kann und was zu tun ist, wenn der falsche Sprit im Tank gelandet ist.
Benzin im Diesel
„Bemerken Sie Ihren Fehler gleich an der Tankstelle, lassen Sie den Wagen auf keinen Fall an,“ betont der Fachmann. Denn wenn sich das Benzin erst mal im Kreislauf des Dieselfahrzeugs verteilt hat, droht ein Motorschaden. Er rät daher, sofort einen Pannendienst anzurufen und sich von der Zapfsäule direkt in die Werkstatt schleppen zu lassen. Dort wird der Tank ausgepumpt und mit dem richtigen Kraftstoff befüllt. Der Arbeitsaufwand ist vergleichsweise gering und die Rechnung entsprechend niedriger.
Das wird teuer
Anders sieht es aus, wenn der Zündschlüssel bereits herumgedreht wurde. „Die Hochdruckpumpe wird vom Dieselkraftstoff geschmiert. Der ist ölhaltiger als Benzin. Ohne diese Schmierung geht die Pumpe kaputt,“ erklärt Schneider. „Es entstehen Späne, die ins Kraftstoffsystem gelangen und im Motor Schaden anrichten. Wir müssen dann in der Werkstatt den Tank ausbauen, reinigen und das komplette System durchspülen. Das ist eine Riesenaktion.“ Entsprechend teuer kommt der Griff zu falscher Zapfsäule. Da können leicht Reparaturkosten in Höhe von 2000 bis 3000 Euro oder sogar mehr entstehen.
Diesel im Benziner
Wer es geschafft hat, trotz des dickeren Zapfrüssels Diesel in einen Benzintank zu füllen, muss mit seinem Auto ebenfalls in die Werkstatt. Im Gegensatz zu einem falsch betankten Diesel bleibt ein Benziner jedoch nicht sofort liegen. Doch selbst, wenn das Auto noch ein paar Kilometer fährt – irgendwann fängt es an zu ruckeln. Schließlich muss der Pannendienst her. „Meist ist ja ohnehin noch ein Rest Benzin drin gewesen, bevor der Diesel dazu kam. Das vermischt und verdünnt sich dann“, sagt Schneider. „In so einem Fall pumpen wir den Tank aus und füllen ihn wieder mit Benzin.“ Mehr sei meist gar nicht nötig. „Bevor wir den Motor starten, schalten wir zunächst nur die Zündung an, bis das ganze System Druck hat. Wenn wir das Auto nun anlassen, verteilt sich der richtige Kraftstoff im System, und das Problem ist behoben“, weiß der Kfz-Mechanikermeister. Der Arbeitslohn bleibt überschaubar. Ärgerlich ist es dennoch.
Schneider baut den Kraftstofffilter aus, um ihn zu reinigen.
Es lohnt sich in jedem Fall, an der Tankstelle gut aufzupassen. Damit das Auto weiterhin fährt wie geschmiert.
Wer zahlt?
Kfz-Versicherungen kommen für einen Schaden durch Falschbetankung in der Regel nicht auf. Einige Versicherer bieten jedoch kostenpflichtige Zusatzschutzbriefe an, die einen Teil der Werkstattkosten decken.
Jede Sorte hat ihre Form
Die EU-Norm „Kraftstoffe – Identifizierung der Fahrzeug-Kompatibilität – Graphische Darstellung zur Verbraucherinformation“ regelt europaweit einheitlich, wie Benzin, Diesel und gasförmige Kraftstoffe an Tankstellen und auf dem Tankdeckel am Fahrzeug gekennzeichnet sind. Jeder der drei Kraftstoffarten ist eine geometrische Form zugeordnet: Benzin ein Kreis, Diesel ein Quadrat und gasförmigen Kraftstoffen eine 90-Grad-Raute. Die Wort-/Bildmarke im Zentrum der Form zeigt die Sorte an. Wenn die Symbole an der Zapfsäule mit denen im Fahrzeug identisch sind, kann der Fahrer bedenkenlos tanken.