Ein Roadtrip zwischen Meer, Stränden, Fjells, Fjorden, Elchen, Kanelbullar, Nationalparks, Mitternachtssonne und endloser Weite.
Das Übernachten im Dachzelt ist einfach klasse. Es ist zwar nur ein Zelt, aber eines mit Vorzügen. Untergrund und Bodenfeuchtigkeit sind egal, denn du schläfst oben auf einer gemütlichen Matratze im Dachzelt. Auch Regen macht dem Lkw-Planen-Stoff nichts aus. Und nein, die Leiter wurde uns noch nie gestohlen, wir sind ja in Skandinavien. Das Tolle ist, dass das ganze Schlaf-Equipment einfach oben drin gelassen werden kann – die Hartschale des Dachzelts wird zugeklappt und weiter geht die Fahrt. Ein prima Gadget des Dachzelts sind die großen Fenster, die man einfach aufmachen kann, um die frische Luft reinzulassen und den Ausblick zu genießen.
Am Steuer eines ausgebauten und vollgepackten Mitsubishi Outlander mit Dachzelt und Markise ging die Reise im Juni los. Die ersten 1.800 Kilometer führten uns in einer 24-Stunden-Fahrt über Dänemark in die Hauptstadt Schwedens – Stockholm. Tipp: Die Stadt unbedingt mit einem E-Roller erkunden. Denn Parken ist teuer, und die Stadt ist groß. Sehenswert ist die kleine und lebhafte Insel Gamla Stan. Dort ist die Altstadt von Stockholm – mit gepflasterten Straßen und Gebäuden aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die Sankt Nikolai kyrka aus dem Mittelalter und das Stockholmer Schloss, die offizielle Residenz des Königs. Aber auch das Vasa-Museum (schwedisch Vasamuseet) sollte man sich nicht entgehen lassen. Es befindet sich auf der Insel Djurgården und zeigt das fast vollständig erhaltene Kriegsschiff Vasa, das auf seiner Jungfernfahrt 1628 gesunken ist.
Kulinarik-Tipp: Es gibt viele urige schwedische Restaurant. Dort aßen wir Köttbullar, die traditionellen schwedischen Fleischbällchen sowie Kroppkakor, eine Art Kartoffelklöße aus gepressten, gekochten oder roh geriebenen Kartoffeln. Lecker.
Immer Richtung Norden
Dann ging es für uns 500 Kilometer immer an der Küste entlang nach Rotsidan. Das Naturschutzgebiet mit seinen weitläufigen Klippen ist ein beliebtes Ausflugsziel. Dann ging es weiter über Gällivare in den Abisko Nationalpark. Hier stand eine Wanderung auf dem Königspfad (Kungsleden) an. Dieser ist mit 470 Kilometern Schwedens längster und bekanntester Fernwanderweg – ein Klassiker und sozusagen die Königsdisziplin des Wanderns in Schweden. Für den gesamten Weg braucht man ungefähr einen Monat. Das haben wir natürlich nicht geschafft und nur eine kurze Etappe absolviert. Unser nächstes Ziel war der Vikten Beach auf den Lofoten. Dorthin zog es uns nun schon das zweite Mal. Wer noch nicht dort war, kann sich nicht vorstellen, wie traumhaft und beeindruckend diese Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens ist. Besonders eindrucksvoll sind die unglaublichen Naturerlebnisse Imposante Berge, tiefe Fjorde, typisch rote Fischerhütten und entlegene Fischerdörfer prägen die Lofoten.
Mit vollgepackten Rucksäcken und Proviant haben wir dann eine Wanderung zum berühmten Kvalvika Beach gemacht. Aber Achtung: Der ausgeschriebene Wanderstartpunkt ist bei Beginn der Wanderung mittags komplett überfüllt. Die Politessen verteilen hier auch unverblümt Strafzettel. Unbedingt beim Parken darauf achten, den Seitenstreifen mit dem Reifen nicht einen Millimeter zu berühren. Die Norweger nehmen das sehr genau. Bis heute ist diese traumhafte Bucht nur zu Fuß oder mit dem Boot zu erreichen. Da der Ort Fredvang, Ausgangspunkt der Wanderung, sehr klein ist, sind die Parkmöglichkeiten vor allem im Sommer sehr begrenzt. Im Herbst ist die Lage entspannter.
Kondition gefragt
Es gibt mehrere Wanderungen zur Bucht Kvalvika. Wir sind über den Gipfel des Ryten (543 Meter ü.d.M.) gegangen. Der Weg war leider sehr matschig, rutschig und felsig. Für die rund 6,5 Kilometer haben wir dann auch eine ganze Weile gebraucht, mit einer abschließenden Kletterpartie bergab in die Bucht. Die einfachste Wanderung ist rund zwei Kilometer lang. Gute Wanderschuhe sind hier Pflicht. Am nächsten Tag sind wir weiter zum Fischerdorf Reine gefahren. Hier stand die nächste Wanderung an mit 2.213 Treppenstufen ins Glück auf den Reinebringen – und brennenden Waden auf dem Rückweg. Unsere nächste Etappe führte uns in Richtung Nordkapp mit einer Fahrt durch die Mitternachtssonne. Hier muss man aufpassen, denn auf dem Weg zum Nordkapp queren nicht nur Rentiere, sondern auch einige Schafe die Straße. Gerade im kurvigen Norwegen ist große Vorsicht geboten und man sollte das Tempo dementsprechend anpassen. Denn hinter jeder Kurve könnte ein Rudolph stehen. Dann ging es zurück auf die Lofoten mit herrlichen Wanderungen, Strände und hellblauem Wasser – und das bei angenehmen 22 Grad.
Gerade im kurvigen Norwegen ist große Vorsicht geboten und man sollte das Tempo dementsprechend anpassen. Denn hinter jeder Kurve könnte ein Rudolph stehen. Dann ging es zurück auf die Lofoten mit herrlichen Wanderungen, Strände und hellblauem Wasser – und das bei angenehmen 22 Grad.
Auf dem Schwarzeis
Als nächstes stand der Svartisen-Gletscher (Svartisen ist das norwegische Wort für „das Schwarzeis“) auf dem Programm mit einer Wanderung zur Gletscherzunge Engenbreen. Man kann dort auch Gletscherwanderungen machen, diese sind aber nur geführt, nicht ganz ungefährlich und man braucht natürlich entsprechendes Equipment. Wir sind mit dem Boot übergesetzt. Die Überfahrt kostet 210 Norwegische Kronen, also rund 42 Euro für zwei Personen – kein Schnäppchen. Dann ging es erstmal vier Kilometer eine breite Straße ohne Steigung entlang. Es folgte ein Fußweg auf dem nackten Felsen bergauf, bei dem Trittsicherheit gefragt war. Aber die Strecke ist problemlos machbar. Auf dem letzten Kilometer sind nochmals 200 Höhenmeter zu überwinden, bevor die Gletscherzunge angefasst werden kann. Teilweise ist der Gletscher Svartisen hier so flach, dass man auch darauf laufen könnte. An anderen Stellen türmt sich die bläulich schimmernde Eiswand auf. Das ist einfach unbeschreiblich.
Die Heimat ruft
Über den Polarkreis Norwegens ging es nun zurück nach Schweden, wo wir noch zwei wundervolle und entspannte Tage verbrachten, bevor es nochmal 1.500 Kilometer zurück nach Bietigheim ging. Es war einfach beeindruckend, dass es nördlich des Polarkreises rund um die Uhr hell war. Der Vorteil ist natürlich, dass man seine Unternehmungen viel individueller und zeitunabhängiger machen konnte. Nachts um 2:00 Uhr noch bei Sonnenschein draußen sitzen zu können oder zu wandern, war einfach unglaublich.