Stadthafen Barcelona

Im Winter ohne Massen
Reisereportage Barcelona

Barcelona gehört zu den meistbesuchten Städten Europas. Kein Wunder, denn die Stadt ist wirklich sehenswert. Wer sie außerhalb der Saison besucht, muss sich weniger drängeln und profitiert von günstigeren Preisen.

Eins vorweg: In ­Barcelona ist es nie leer, denn die Stadt ist nach Paris das zweitbeliebteste Städteziel in ­Europa. Tourismus gibt es hier das ganze Jahr über. ­Zwischen ­November und Februar geht es ­etwas gemächlicher zu. Dazu kommt, dass man mit etwas Glück sogar noch ein wenig Sonne tanken kann. Die Hitze des Sommers, die bei einer Stadtbesichtigung eher stört, meidet man außerdem.
Wer im Winter nach Barcelona fliegt, kann unter Umständen einen Flug für unter 200 Euro ergattern. Der Flughafenbus bringt Touristen für den schmalen Taler in die Stadt. Der öffentliche Transport ist sehr gut ausgebaut und funktioniert absolut reibungslos. Natürlich lässt sich die Fahrt auch mit dem Taxi oder per Uber bewältigen, der Bus ist aber eine stressfreie Option. Wählt man ein Hotel in der Stadt­mitte, lässt es sich von der ­Endhaltestelle an der Plaça de ­Catalunya in vielen Fällen ­bequem ins Hotel laufen.

Barcelona: Spanien oder nicht?

Barcelona ist die Hauptstadt der automomen Gemeinschaft ­Katalonien. Die Katalanan sind ein stolzes Volk mit einer ­reichen Geschichte. Und mit einer eigenen Sprache. Auch wenn normalerweise alle spanisch sprechen, so wird doch viel Wert auf die katala­nische Kultur gelegt.  Beschilderungen sind meist zweisprachig, aber  Speisekarten oder Infor­mationen zu Sehens­würdig­keiten können manch­mal ausschließlich katalanisch daherkommen. Viele Katalanen fühlen sich nicht als Spanier.

Laufen? Oder Radfahren?

Überhaupt: laufen! Wie bei allen Städtetrips, lohnt sich auch in der Hauptstadt Kataloniens gutes Schuhwerk und gute Laufkondition, egal, ob innerhalb oder außerhalb der Saison. Eine andere Option ist das Fahrrad. Leihräder stehen hier an jeder Ecke, und mit der passenden App ist das Zweirad schnell und unkompliziert ausgeliehen. Fahrradwege gibt es hier inzwischen relativ viele, sodass sich die Stadt auch ganz gut auf zwei Rädern erkunden lässt. ­Inzwischen sind sogar Stadtführungen per Fahrrad eine Option. Auch im Winter ist das Fahrrad in vielen Fällen eine gute Wahl, denn selten ist es so kalt, dass man Handschuhe oder anderes spezielles Equipment braucht. Regen ist zwar auch im Winter nicht ausgeschlossen, aber trotz allem seltener als zum Beispiel in Hamburg oder Stuttgart.

Leihfahrräder
Leihräder gibt es an jeder Ecke.

Wir selbst haben bei unserem Barcelona-Trip Mitte Februar auf die Kombination aus einem zentral gelegenen Hotel und dem Hop-on-Hop-off-Bus gesetzt. Für uns ist das die stressfreieste Art, eine neue Großstadt zu erkunden. Die Tickets für den Bus lassen sich vorab im Internet buchen oder auch vor Ort direkt im Bus kaufen. Im Winter braucht man keine langen Schlangen zu fürchten. An einem Tag ist es nicht realistisch, die ganze Stadt zu sehen, so wählen wir ein Zweitagesticket.

Hop-on-Hop-off-Bus
Erkundungstour durch Barcalona mit dem Hop-on-Hop-off-Bus,

Mach es wie die Zwiebel

Auch wenn es nachts im Winter empfindlich kalt wird, tagsüber ist Zwiebellook sinnvoll. Denn in der Sonne kann es zur Mittagszeit ziemlich angenehm sein. Mit etwas Glück ist dann ein Platz auf dem Bus-Oberdeck die richtige Wahl, hat man doch von hier aus den perfekten Überblick über die ganze Stadt und kann seine Kleidung über den Tag entsprechend anpassen. Vorteil des Hop-on-Hop-off-­Systems ist, dass man überall dort aus- und wieder einsteigen kann, wo man etwas anschauen möchte.

Triumphbogen Barcelona
Triumphbogen gibt es nicht nur in Paris.

Die Stadt Barcelona ist eine lebendige Mischung unterschiedlichster Architektur – von der alten Kathedrale aus dem 13. bis 15. Jahrhundert über die ­kunstvoll geschwun­genen Bauwerke des ­Antoni Gaudí bis hin zu den modernen Glaspalästen, die hier in schöner Eintracht neben den historischen Gebäuden stehen.

Die Torre Gloriès in Barcelona.
Die Torre Gloriès.

Highlight für viele ist die Sagrada Familia, ein Mammutprojekt sakraler Architektur, das jeden Besucher in seinen Bann zieht. Das Monument ist seit 1882 im Bau und zu 100 Prozent spendenfinanziert. Das führt dazu, dass es etwas länger dauert. Das Innere verzaubert jeden, der über seine Schwelle tritt und das Äußere ist anders als alle Kirchen der Welt.

„La Pedrera“, der Steinbruch, heißt dieses berühmte Gebäude von Gaudi.
„La Pedrera“, der Steinbruch, heißt dieses berühmte Gebäude von Gaudi.

Besuch der Sagrada Familia gut planen

Wer Barcelona besucht, sollte an der Sagrada Familia nicht vorbeigehen, aber seinen Besuch gut ­planen. Die Tickets müssen vorab im Internet für eine feste Zeit gebucht werden. Es empfiehlt sich, den gesamten Besuch der Stadt um genau diesen Zeitpunkt herum zu planen. Im Winter gibt es auch noch kurzfristig Tickets, während der Saison müssen sie teilweise Wochen im Voraus gebucht werden.

Sagrada Familia
Die Sagrada Familia ist für viele der Hauptgrund für einen Besuch in Barcelona.

Auch wenn die Sagrada Familia ein Highlight ist: die Stadt steckt voller Highlights, für die ein einfaches Wochenende gar nicht ausreicht. Sei es der quirlige Mercat de la Boqueria, die beeindruckenden Fassaden der Jugendstil-Gebäude von Gaudí und anderen Architekten seiner Zeit, der Parc Güell, die futuristische Torre Gloriès oder einfach nur das Gewusel auf der Flaniermeile Las Ramblas: ­Barcelona ist etwas fürs Auge.

Zauberhafte Architektur im Inneren der Sagrada. Die Fenster leuchten bei Sonnenschein.

Das gilt auch für die einzelnen Stadtteile. Ob ganz alt wie die „echte“ Altstadt, das Barrí gòtic, oder moderner wie Eixample mit seinen zahlreichen Jugend­stil-Gebäuden: Jeder Teil der Stadt hat seinen eigenen Charme. In Barceloneta, das sich bis zum Meer erstreckt, lässt sich Seeluft schnuppern. Im Künstlerviertel Raval trifft man Menschen aus aller Herren Länder und findet auch Restaurants sowie Kneipen mit ganz unterschiedlichen Spezialitäten. Wer hoch hinaus will, genießt die Aussicht auf dem Hausberg Montjuïc nach einer Fahrt mit der Seilbahn. So oder so, die Stadt bietet für jeden Geschmack etwas und wer hier nur ein Wochenende verbringt, wird nur einen Bruchteil genießen können.

Im Künstlerviertel Raval trifft man Menschen aus aller Herren Länder.

Zum Meer …

Hat man von Gebäuden die Nase voll, geht es runter an den Strand. Hier hat die Stadt zu den Olympischen Spielen 1992 ihre lange stiefmütterlich behandelte Seeseite zur Schokoladenseite gemacht. Es lässt sich herrlich spazieren und ein wenig Seeluft um die Nase wehen. Auf der kilometerlangen Promenade warten einige Kunstwerke auf Entdecker. Sollte das Wetter für einen solchen Spaziergang doch zu kühl sein, bietet sich ein Museumsbesuch an. Auch hier haben Touristen die Qual der Wahl: Soll es Picasso sein oder doch lieber Miró? Vielleicht lieber das historische Museum bei der Kathedrale? Sicher ließen sich Tage in den vielen Sammlungen der Stadt verbringen. Fußballfans dagegen haben die Möglichkeit, das Stadion des FC Barcelona zu ­besuchen, das auch vom Hop-on-­Hop-off-Bus angefahren wird. So ist für jeden Geschmack, für ­draußen und für drinnen etwas bei einer Barcelona-Tour dabei. ­Langweilig wird sicher niemals.

Casa Batlló
Casa Batlló: Beispiel des Modernisme

Essen in Häppchen

Noch mehr Qual der Wahl ­haben Besucher von Barcelona bei der Essensauswahl. Traditionell spanisch? Oder doch lieber katalanisch? Vom Nobel-Restaurant bis zum einfachen Imbiss, die Stadt lässt keine Wünsche offen. Und auch wenn die Paella eigentlich aus Valencia kommt: in Barcelona lässt sie sich natürlich ebenfalls probieren. Gern übrigens genießen Katalanen und Spanier ihr Essen im wahrsten Sinne gemeinsam, denn Teilen ist üblich. Niemand wird Gäste komisch anschauen, wenn sie ihr Essen „a compartir“, zum Teilen, bestellen. Auch ist es üblich, für mehrere Gäste einen ganzen Tisch voll Tapas zu bestellen, der dann gemeinsam verspeist wird. Weit verbreitet ist es, sowohl mittags als auch abends ein ganzes Menü zu nehmen, mittags oft als kostengünstiges Menú del día. Was gar nicht geht, in Barcelona oder überhaupt in Spanien: eine geteilte Rechnung. Immer übernimmt einer den ganzen Betrag. Beim nächsten Mal ist dann einfach ein anderer Freund dran. Denn bestimmt trifft man sich wieder. Dasselbe gilt auch für die ­ganze Stadt: wer es beim ersten Besuch nicht geschafft hat, alles zu sehen, der sollte einfach wiederkommen. Am besten im Winter, wenn ein wenig mehr Platz ist. 

Drei Tipps für Genuss in Barcelona

1. Tapas auf dem Boqueria Markt
Der Markt Boqueria ist für seine frischen Produkte und kleinen Tapas-Bars bekannt, in denen man tagsüber köstliche Kleinigkeiten genießen kann.

2. Cava in einer Cava-Bar
Barcelona bietet zahlreiche Cava-Bars, in denen man
die besten katalanischen Schaumweine probieren kann.
Sie werden oft zusammen mit Tapas genossen.


3. Crema Catalana zum Nachtisch
Wer Crema Catalana noch nicht probiert hat: jetzt wird
es Zeit. In den meisten Restaurants gehört die süße Creme mit der harten Kruste zum festen Nachtisch-Repertoire.

Alle Bilder: Frauke Hewer
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