Herrliche Natur, schöne Strände, leckeres Essen und schräge Einwohner: Die Southern Gulf Islands vor der Küste British Columbias bieten alles, was zum gepflegten Inselleben so dazu gehört.
Los geht‘s am Fährterminal Tsawwassen, etwa eine halbe Stunde außerhalb von Vancouver. An diesem Morgen ist es die schneeweiße „Queen of Nanaimo“, die unseren silbernen Chevrolet-Mietwagen schluckt. Schnell verlassen wir den Bauch des Schiffs und begeben uns an Deck. Hier oben: Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und frischer Wind, der um die Nase weht. Gerade mal eine knappe Stunde dauert es, da zeichnet sich bereits die Silhouette von Galiano Island ab.
Auf der nur 27,5 km langen und bis zu 6 km breiten Insel leben gerade mal 1200 Einwohner – dennoch hat Galiano die größte Pro-Kopf-Dichte an Künstlern in ganz British Columbia. Ein paar schräge Vögel sind auf Galiano schon zu finden. Zum Beispiel Tommy Transit. Der Mann mit den schlohweißen Haaren, den pechschwarzen Augenbrauen und dem knallbunten Hawaii-Hemd fährt den „Hummingbird Inn Pub Bus“, der halbstündlich zwischen lokalem Pub, Marina und Campingplatz verkehrt. Eine Inselrundfahrt der etwas anderen Art. Während der exzentrische Tommy beim Fahren mit allerlei Percussioninstrumenten musiziert, erzählt er Geschichten zur Insel und ihren Einwohnern. So erfahren wir zum Beispiel, dass das verwunschen aussehende Häuschen im Wald da hinten ein Restaurant beherbergt, dessen Küchenchef schon im „Noma“ in Kopenhagen gearbeitet hat, das bereits viermal als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet wurde. „Seitdem könnt ihr bei Jesse fermentierte Gerstengrütze, Kartoffeln in Seetang-Öl und Gurken-Kefir essen. Wir sind schrecklich stolz auf ihn!“, prahlt Tommy. Abends probieren wir die viel gepriesene Küche des „Pilgrimme“ aus und können bestätigen: Ungewöhnlich, aber verdammt lecker!
Südlich von Galiano liegt Pender Island. Auch auf dieser Insel fühlen sich viele Künstler wohl, doch Pender ist vor allem was für Naturfreunde. Das 36 Quadrat-kilometer kleine Eiland verfügt allein über 60 Wander- und Spazierwege, viele davon ein Teil des Gulf Islands National Parks. Besonders märchenhaft mutet die Runde um den Roe Lake an, der einzige unberührte, natürliche Süßwasser-See der Insel. Zahlreiche Wasser-pflanzen bedecken die Oberfläche. Das felsige Terrain am Ufer hüllt sich in Moose und Flechten. Kleine Wildblumen stecken ihre Köpfe hervor. Und dann taucht plötzlich ein Wald voller Nadelbäume auf, der knietief im schimmernd grünen Wasser badet. Das einzige, was fehlt, um die Märchenlandschaft perfekt zu machen, sind kleine Feen und Elfenwesen, die durch die Luft tanzen. Wanderern sei auch die Tour auf den Mount Norman, den mit 244 Metern „höchsten“ Berg der Insel, empfohlen. Von dort oben bietet sich ein umwerfender Blick auf die umliegenden Inselketten. Eine prominente deutsche Bewohnerin hat Pender Island übrigens auch. Schauspielerin Katerina Jacob („Der Bulle von Tölz“) lebt hier. Mit ein bisschen Glück trifft man sie im Café an der Hope Bay. Wem das nicht vergönnt ist, kann einfach ihr Buch „Oh (weia) Kanada – Mein Abenteuer vom Auswandern“ als passende Urlaubslektüre hinzuziehen.
Salt Spring ist mit Abstand die größte der südlichen Golfinseln. Nach der beschau-lichen Ruhe von Galiano und Pender wirkt sie mit ihren 15 000 Einwohnern fast schon rummelig. Sie gilt als Gastro-Zentrum dieser kleinen pazifischen Inselwelt. Drei Weingüter liegen hier dicht beieinander, zwei Käsereien gibt es, unzählige Bio-Bauern, einen Lavendel-Farmer und natürlich ein buntes Potpourri an netten Restaurants, Bistros und Cafés. Besondere Strahlkraft hat der Samstags-Markt im Hauptort Ganges. Da präsentiert sich nicht nur die ganze Produktpalette der Insel, sondern auch der Aussteiger- und Hippie-Charakter des Eilands kommt so richtig schön zur Geltung. Junge Leute mit Rastazöpfen und Batik-T-Shirts spielen Straßenmusik. Frauen in Walla-Walla-Kleidern verkaufen Esoterikbücher. Wir schlendern weiter hinunter zur Waterfront. Da versammeln sich die Ausgehwilligen. Mittlerweile ist es Abend geworden. Im Tree House Café am Hafen spielt die Rock-band „Happy Daze“ gegen die Bossa-Nova-lastigen Klänge von „Simone and the Soul Intentions“ im Restaurant schräg gegenüber an. Die Sonne versinkt als glutroter Ball im Wasser. Der Duft nach gutem Essen und aromatischem Wein liegt in der Luft. Perfektes Inselleben.