lappland schweden nordlichter immer eine Reise wert

Lappland:
Urlaub im Gefrierschrank

Sommer, Sonne, Strand und Meer, alternativ: Ski fahren. Daran denkt wohl jeder beim Stichwort „Urlaub“. Urlaub geht aber auch anders: Temperaturen bis zu minus 38 Grad, Nordlichter, Dunkelheit, Schnee und Eis. Eine Traumreise über den Polarkreis ins schwedische Lappland.

Wie sagt meine Oma so schön: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung!“ Ihre Stimme ging mir durch den Kopf, als ich trotz gefütterter Winterstiefel, zwei Paar Merino-Wollsocken und zusätzlicher Wärmesohlen meine Zehen nicht mehr spürte. Kann bei minus 38 Grad schonmal vorkommen. Ich als „Südeuropäer“, wie die Nordschweden mich bezeichneten, war auf solche Temperaturen nicht eingestellt. Der Anblick der unendlich scheinenden, schneebedeckten Flächen, des orange-rosa gefärbten Horizionts (zumindest während der eineinhalb Stunden, in der sich die Sonne zeigte) und das wunderschöne Tanzen der Nordlichter am Himmel ließen mich meine kalten Füße aber schnell vergessen. Schwedisch Lappland verzauberte mich von der ersten Minute an durch eine ganz besondere Atmosphäre. Da gewöhnt man sich gerne an die Kälte und alles, was sie so mitbringt – beispielsweise gefrorenen Atem an den Wimpern, die Autobatterie an die Steckdose anschließen, damit das Auto am nächsten Tag nicht nur röhrt wie ein Elch, sondern auch anspringt, oder dass man ohne Spikes an den Reifen aufgeschmissen ist. Meine Highlights einer Reise der besonderen Art.

Kiruna – eine Stadt zieht um

Ungefähr 200 Kilometer nördlich des Polarkreises befindet sich Kiruna, die nördlichste Stadt Schwedens. Keiner der Südschweden, die ich vor der Reise traf, war jemals dort. Schließlich liegen zwischen Stockholm und Kiruna rund 1.200 Kilometer – ungefähr doppelt so viel wie zwischen München und Berlin. Selbst für den Rest Schwedens ist Kiruna etwas Außergewöhnliches, nicht nur wegen der Lage. Kiruna zieht nämlich um. Klingt skurril? Ist es irgendwie auch. Die Stadt liegt zwischen den beiden Erzbergen Kiirunavaara und Luossavaara und entstand um das Jahr 1900 als Siedlung für die Arbeiter des Eisenerzbergwerks. Heute ist es die größte Eisenerzmine der Welt. Weil sie immer weiter wächst und die Stadt „untergräbt“, muss Kiruna umziehen. Bis ins Jahr 2033 soll der Großteil der Stadt rund drei Kilometer Richtung Osten verlagert werden. Darunter auch Sehenswürdigkeiten wie die Kirche, der Uhrturm und ausgewählte historische Häuser. Der Rest wird abgerissen und neu gebaut.

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Tessas Video-Tipp Nr.1
„Ein tolles Video zum Umzug Kirunas, das auch gut das Flair des hohen Nordens zeigt.“

Nordlichter-Tour auf dem Hundeschlitten

Ein Horizont voller tanzender grüner Lichter, ein Himmel gespickt mit unzähligen Sternen, und bis auf das Knistern des Schnees und das Atmen der Hunde absolute Stille. Die Nordlichter-Tour war mein absolutes Highlight der Reise. Aber von vorn: Es gibt viele Möglichkeiten, zwischen September und März Nordlichter zu entdecken. Meine Wahl fiel auf eine Tour mit dem Hundeschlitten. Los ging es bei der Hundezuchtstation. Trotz Skihose und dicker Daunenjacke gab es dort noch einen Ganzkörper-Schneeanzug obendrauf. Das Michelin-Männchen lässt grüßen. Wer Lust hatte (und sich noch bewegen konnte), durfte mit den Hunden spielen, sie streicheln und dabei helfen, ihnen das Geschirr anzulegen. Nachdem die Hauptakteure bereit waren, ging es los. Raus aus der Zivilisation, rein in die Dunkelheit. Mir bot sich ein wunderschöner Sternenhimmel, wie ich ihn noch nie gesehen hatte und in Mitteleuropa wohl auch nie sehen werde. Nach dem Stop am Lagerfeuer im Sami-Zelt zum Aufwärmen konnte der Sternenhimmel noch getoppt werden, und zwar durch Aurora borealis. Die lateinische Bezeichnung für Nordlichter klingt an sich schon märchenhaft und sie sind es tatsächlich! Zuerst war nur ein schmaler grüner Streifen am Himmel zu sehen, nach und nach wurden es immer mehr tanzende Lichter, bis der gesamte Himmel erstrahlte – unvergesslich!

Mit dem Hundeschlitten zu den Nordlichtern
Mit dem Hundeschlitten zu den Nordlichtern (Bild: Getty images/Cheryl Ramalho)

Das Röhren des hohen Nordens: Elche und Rentiere

Elche gehören genauso zu Schweden wie Astrid Lindgren und Ikea. Deshalb hoffte ich natürlich darauf, in Lappland einen Elch zu erblicken. Leider sah ich zuerst mehrere tote am Straßenrand. Was wohl auch an der „Elchsicherheit“ der Volvos lag, wie der Herr bei der Autovermietung versprach. Nun aber zu Erfreulichem, nämlich lebendigen Elchen. Mein Wunsch wurde wahr – ich konnte nicht nur Elche durch den Wald streifen sehen, sondern sie in einem Elchpark sogar streicheln. Ratzfatz wurde aus mir ein Elch-Fan! Wie diese riesigen Tiere, die bis zu 800 Kilogramm wiegen, auf vier so dünnen Beinchen mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde durch den Wald rennen, hat mich einfach beeindruckt. Und dabei duften sie auch noch nach Wald. Im Elchpark waren sie so zutraulich, dass sie sich sogar füttern ließen. Ihre Leibspeise: Bananen – kein Scherz!

Zu Lappland gehören aber auch Rentiere. In einem kleinen Samimuseum namens Sámi Siida – Márkanbáiki lassen auch sie sich streicheln und füttern. Nur nicht mit Bananen, sondern mit Moos. Doch Vorsicht: Sobald die Rentiere die Futtertüte erblicken, ist die ganze Herde hinter einem her. Mit den großen Geweihen ganz schön furchteinflößend!

Genrell ist aber Vorsicht geboten: Wer Elchen oder Rentieren in freier Wildbahn begegnet, sollte Abstand wahren. Es sind Wildtiere und sie können durchaus gefährlich werden.

Ein Elchkopf ist fast so lang, wie ein Menschlicher Oberkörper.
(Bild: Getty images/Tempau)

Iglu 2.0 – das Eishotel

Alles neu macht der Winter – das ist das Motto des Eishotels in Jukkasjärvi. Jedes Jahr wächst es aufs Neue in die Höhe, im Frühjahr lässt die Sonne die kunstvollen Gebäude wieder dahin schmelzen. Dabei gilt: Nach dem Eishotel ist vor dem Eishotel, schließlich werden die „Bausteine“, sprich die jeweils zwei Tonnen schweren Eisblöcke, bereits am Ende der kühlen Jahreszeit aus dem Fluss Torne gewonnen und eingelagert. Im November beginnt dann die Bauphase. Künstler aus aller Welt kommen in Jukkasjärvi zusammen und kümmern sich um die Inneneinrichtung. Sie erstellen Skulpturen, Verzierungen und kleinste Details. So machen sie jedes Eishotel einzigartig.

Wer sich von der Besonderheit dieser Unterkunft überzeugen will, kann im Thermoschlafsack im Eishotel übernachten – immerhin ist es dort mit durchschnittlich minus fünf Grad deutlich wärmer als draußen. Wer allerdings eine wärmere Unterkunft bevorzugt, kann es auch zur Tageszeit besichtigen, so wie ich es getan habe. Der Besuch lohnt sich allemal, schließlich sieht man nicht alle Tage ein Gebäude, das komplett aus Schnee und Eis gebaut und so detailreich gestaltet ist.

Das Icehotel in Jukkasjärvi
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Tessas Video-Tipp Nr.2
„Der Besuch im Icehotel lohnt sich, schließlich sieht man nicht alle Tage ein Gebäude, das komplett aus Schnee und Eis gebaut und so detailreich gestaltet ist.“

Mehr Infos unter www.icehotel.com

Redakteurin Tessa in Lappland

lebt den Ikea-Wohntraum und isst liebend gerne Köttbüllar. 

Titel- und Redakteursbild: 7visuals.com|Oskar Eyb
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