Eine Ansammlung von Schrottautos mit Geschichte mitten im südschwedischen Wald ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen in der Region.
Åke Danielsson kam eigentlich nur wegen des Torfs ins Kyrkö Mosse, in das „Kirchmoor“ nahe dem kleinen Ort Ryd in Småland. Lange hatte er als Knecht auf einem Bauernhof in Schonen gearbeitet, jetzt wollte er sein eigener Herr sein: Im südschwedischen Wald erwarb er in den 1930er Jahren ein Stück Land und ließ sich nieder.
Der geschickte Handwerker errichtete eine kleine Hütte, eine Werkstatt und baute sich außerdem ein eigenes Schienensystem für den Transport der schweren Sumpferde aus dem Moor. Auch die von einem Automotor angetriebene Maschine zur Weiterverarbeitung des Torfs war Marke Eigenbau. Sein Geschick sprach sich herum, die Anwohner der umliegenden Orte kamen bald zu Danielsson – nicht nur, wenn sie Torf brauchten, auch wenn ihrem Auto etwas fehlte.
Schluss mit Torfstechen
Nach einigen Jahren gab er die Torfstecherei schließlich auf und widmete sich nur noch der weniger anstrengenden Automobilbranche. Bis in die 1980er Jahre handelte er mit Ersatzteilen, reparierte und schlachtete alte Fahrzeuge aus. Und weil in seinem Wald genug Platz war, blieben die Autoreste, die bei der Reparatur und vor allem nach dem Ausschlachten übrig waren, eben einfach am Wegrand stehen.
Im Jahr 1974 erstand Danielsson sein letztes Schrottauto, zerlegte es und verkaufte die Einzelteile, dann hängte er die Werkstattschuhe an den Nagel. Schon seit einiger Zeit kamen nicht nur Kunden zu ihm, sondern auch immer mehr Besucher, die sich seine Sammlung aus etwa 150 ausgeschlachteten alten Fahrzeugen ansehen wollten.
In den 1990ern verkaufte Danielsson schließlich das Grundstück mit allem, was darauf war und siedelte um in ein Pflegeheim. Zum Ärger der neuen Besitzer schalteten sich die Behörden ein. Sie forderten eine fachgerechte Sanierung des Bodens und den Abtransport sämtlicher Schrottautos, Danielsson sollte außerdem eine hohe Geldstrafe bezahlen. Doch einige Anwohner des nahegelegenen Örtchens Ryd erhoben Einspruch: In der Gegend gibt es nicht viele Sehenswürdigkeiten und Danielsson Autosammlung war nach kurzer Zeit zu einer kleinen Touristenattraktion avanciert.
Er darf bleiben
Über einige Jahre ging es hin und her, in Zeitungen und im Fernsehen wurde über den Verbleib des Autofriedhofs im südlichen Småland gestritten, sogar die Landesregierung beschäftigte sich mit dem Fall. Die Kommune setzte sich schließlich durch: Unter Denkmalschutz stehen die verrosteten Wald-Autos zwar nicht, bis 2050 darf das Areal aber so belassen werden wie es ist. Und dann dürften sich die Altfahrzeuge – und damit auch aller Diskussionsstoff – weitgehend in der Landschaft aufgelöst haben.
Leider tragen auch viele der Touristen zur Auflösung der ehemaligen Schmuckstücke bei. Denn viele bedienen sich auf der Suche nach Andenken an Danielssons Autos, auch von seinem Werkzeug ist nichts mehr übrig. Wetter, Moor und Wald arbeiten gemeinsam mit den Besuchern an der kontinuierlichen Zersetzung der Fahrzeuge.
Sammlung eines Lebens
Trotz – vielleicht auch gerade wegen – des zunehmenden Verfalls hinterlässt der Besuch im Kyrkö Mosse einen bleibenden Eindruck. Es ist ein wenig gespenstisch hier, weil es einem noch immer so leichtfällt, sich Åke Danielsson vorzustellen, wie er zwischen den Autos und seiner Hütte geschäftig hin und her geht, in seinem Werkzeugschrank wühlt oder seinen Kopf unter eine der Motorhauben steckt. Er hat mehr als einen Anziehungspunkt für Touristen hinterlassen – es ist die Sammlung seines Lebens, die man hier bestaunen kann.