Als wir uns entschieden haben, einen Kastenwagen zum Camper auszubauen, war uns klar, dass wir mit der Neuanschaffung eine ganze Menge Arbeit kaufen. Wie gigantisch groß, davon haben wir in den ersten Ausbau-Monaten nun einen Eindruck bekommen.
Jeder Fortschritt beginnt mit einem Rückschritt – so in etwa lassen sich die vergangenen Wochen zusammenfassen, in denen wir unser Camper-Projekt so richtig gestartet haben. Denn noch bevor wir irgendetwas einbauen konnten, musste erst einmal das gesamte Innenleben aus dem Laderaum unseres Schätzchens raus: Bodenplatte, Wand-, Tür- und Radverkleidung sowie die Trennwand zum Fahrerraum. Wir haben unseren Kastenwagen komplett nackig gemacht. Dabei können auch unschöne Überraschungen zutage treten wie rostige Stellen an der Karosserie. Wir hatten wahnsinniges Glück. Bei uns gab es nur kleine offene Lackstellen, die wir schnell mit einem Drei-in-eins-Metallschutzlack verarztet haben.
Bevor was Neues rein kann, muss erst mal alles Alte raus. Also haben wir den Kastenwagen kurzerhand nackig gemacht.
Große Pläne für geräumigen Innenraum
Was uns dabei immerhin optimistisch stimmte: In seinem „Rohzustand“ und ohne Trennwand wirkte der Wagen gleich viel geräumiger als vorher. Nicht das Schlechteste, denn wir haben für den Innenraum im wahrsten Sinne des Wortes große Pläne. Außer einem Bett, das längs verbaut werden soll, sind eine kleine Küchenzeile mit Gaskochfeld und Spüle vorgesehen. Außerdem soll eine Dusche Platz finden und wir möchten uns natürlich auch irgendwo hinsetzen können – und das alles, ohne dass wir viel umräumen und klappen müssen. Wie der konkrete Aufbau aussehen wird, darauf gehe ich zu einem späteren Zeitpunkt ein. Denn in den Anfangsmonaten waren wir noch meilenweit davon entfernt, an den Möbelbau überhaupt zu denken. Aber eines kann ich schon mal vorwegnehmen: Seit der ersten Planung haben wir unser Konzept schon etliche Male korrigiert, zwischenzeitlich komplett verworfen und wieder neu erdacht.
Next Step: Isolierung
Nachdem also die Platten und Verkleidung draußen waren, gings im Innenraum ans Reinemachen. Denn um Wände, Böden und Decke isolieren zu können, müssen die Oberflächen sauber sein. Dafür haben wir sie penibel geputzt und schließlich mit Bremsenreiniger abgerieben. So werden sie fettfrei und die Dämmstoffe haften besser. Zunächst kamen selbstklebende Alubutyl-Streifen als Schallschutz an die Wände und die Decke. Sie sollen Geräusche schlucken – damit hört sich auch strömender Regen wie ein angenehmes, leises Prasseln an. Dann war die eigentliche Wärmeisolierung angesagt. Wir haben uns für ArmaFlex entschieden, weil das Material ausgezeichnete Dämmeigenschaften hat, wasserundurchlässig ist (ordentliche Dampfsperre), sich gut verarbeiten lässt und beinahe jeder Selbstausbauer darauf schwört. Es kommt als zusammengerollte Dämm-Matte an, die man am besten mit einem Messer mit langer, dünner Klinge (ohne Wellenschliff) zuschneidet. Praktisch ist, dass das Material selbstklebend ist und sich der Stoff sehr gut an die Fahrzeug-Oberfläche anschmiegt.
Die Bretter, die Stabilität bedeuten
Parallel zur Isolation der Decke und Wände haben wir uns dem Boden gewidmet. Um eine stabile Unterkonstruktion und Verschraubungspunkte für die Bodenplatte zu bekommen, haben wir Fichtenlatten auf Länge geschnitten und sie mit Sikaflex 552 – einem hochbelastbaren, witterungsbeständigen Klebestoff – auf den Fahrzeugboden geklebt. Und dann hieß es wieder: dämmen, dämmen, dämmen. Denn auch der Boden muss gut isoliert sein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich wir waren, endlich die komplette Fläche mit dem schwarzen Material beklebt zu haben. Dabei ging der Spaß danach erst richtig los.
Der Boden der Tatsachen
Rein, raus, wieder rein, wieder raus – und das an die zwanzig Male: So in etwa lässt sich nämlich unser nächster Arbeitsschritt zusammenfassen. Auf den gedämmten Boden sollte wieder die Siebdruckplatte, die ganz zu Anfang bereits im Fahrzeug verbaut war. Sie war den Wagen-Maßen perfekt angepasst. Die Betonung liegt auf dem War. Denn bei unserer Isolationsaktion waren wir natürlich äußerst gründlich und hatten auch die unteren Wandstellen und Radkästen nicht ausgespart. Und bei aller Flexibilität gibt ArmaFlex nur bis zu einem gewissen Grad nach. Die ersten beiden Teile der Siebdruckplatte ließen sich mit viel Schweiß und auf Biegen und Brechen noch einbauen. Das letzte Teil brachte uns schier zur Verzweiflung. Überall eckte es an. Auch alles Drücken und Hebeln half nichts. Also Platte wieder aus dem Wagen heben. Mit der Oberfräse die Kanten bearbeiten, die anstießen. Platte wieder ins Fahrzeug hieven. Passt immer noch nicht. Also wieder raus. Und so weiter. Als wäre das nicht ärgerlich genug, blieben wir beim Versuch, die Platte einzubauen, mehr als einmal hängen und rissen Teile der mühevoll geklebten Isolation wieder ab.
Nun, es gibt ein hart erkämpftes Happy End, denn der Boden liegt mittlerweile an Ort und Stelle. Happy sind wir übrigens auch. Es geht zwar langsam voran, da uns zum Ausbau nur die Wochenenden und Urlaubstage bleiben und der Boden war sicherlich nicht der letzte Stolperstein. Aber eins bewahren wir uns trotz alledem: den Spaß an der Sache. Und das heißt, dass wir auch die kleinen Erfolge feiern.
Wie es weitergeht und wann wir den nächsten Meilenstein feiern können? Das erfahrt ihr in den kommenden Wochen im nächsten Blog-Beitrag. Also bleibt gespannt.
Und falls ihr (noch einmal) den ersten Beitrag lesen wollt, findet ihr diesen hier: https://www.motusmagazin.de/top/abenteuer-camper-ausbau/