Liebe, Frieden, Elektroantrieb

Der Bulli stand in den 1960er-Jahren für das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Junge Menschen bemalten ihn mit psychedelischen Farben, dem Peace-Zeichen und pilgerten damit nach Woodstock. Gut 50 Jahre später bringt Volkswagen ein Elektromodell des ikonischen VW-Busses auf den Markt. Ein E-Bulli – das hätte den Hippies gefallen.

Als der VW-Transporter den Summer of Love eroberte, hatte er schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Denn bereits 1950 lief der erste Bulli vom Band. Die Idee dazu hatte der niederländische VW-Importeur Ben Pon senior. Er hatte im Volkswagenwerk die für den internen Transportverkehr eingesetzten „Plattenwagen“ gesehen. Zum werksinternen Warentransport waren ausgemusterte Käfer-Versuchsfahrgestelle umgebaut und mit einfachen Holzplatten als Ladefläche versehen worden. So ist es in der Volkswagenchronik nachzulesen. Ben Pons regte an, auf einem herkömmlichen Pkw-Fahrgestell einen Transporter mit viel Raum und einer Zuladung von 750 Kilogramm zu bauen. Der Plattformrahmen des Typs 1 war dafür zwar nicht geeignet, aber der Motor, das Getriebe und das Prinzip der Käfer-Vorderachse wurden übernommen. Die selbsttragende Karosserie entwarf Konstrukteur Alfred Haesner. Die abgerundete Front hat der Bulli wegen des geringeren Luftwiderstands.

Herkunft des Kosenamens unbekannt

Wie die Bezeichnung Bulli zustande kam, ist nicht belegt. Vermutet werden unter anderem eine Wortbildung aus Bus und Lieferwagen oder eine Beschreibung der bulligen Form des Autos. Offiziell wurde der Name nicht eingeführt. Die Verantwortlichen fürchteten einen Rechtsstreit mit der Heinrich Lanz AG. Wegen möglicher Verwechslungsgefahr mit deren geschützter Marke „Bulldog“. Bei seinen Fans aber setzte sich der Kosename durch.

Der VW-Bus im Sommer of Love, bunt bemalt und mit jeder Menge gute Laune im Gepäck. Bild: Volkswagen Nutzfahrzeuge
Die Vorgänger des E-Bullis

Nächste Generation

Was war der Bulli im Laufe der Jahrzehnte nicht alles: Transportfahrzeug für Gemüsehändler und Handwerker, Postauto, Feuerwehrwagen, Familienkutsche oder Campingmobil. Zwischen den Jahren 1950 und 2021 liegen sieben Modelle – inklusive Faceliftings. Das Jüngste – der T7 – kam im vergangenen Jahr auf den Markt. VW bot den Multivan 2021 erstmals als Plug-in-Hybrid an. Im Herbst 2022 geht der Automobilhersteller den nächsten Schritt: Der Bulli kommt als reine E-Version unter dem Namen ID. Buzz auf den Markt. Bereits im Mai soll der Vorverkaufsstart losgehen.

VW zitiert den Ur-Bulli

Das Design des E-Bullis nimmt die runden Formen der ersten Generationen wieder auf.  Der von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover gebaute ID. Buzz verfügt über moderne Assistenzsysteme wie das lokale Warn-System, den Notbrems- und den Spurhalteassistenten. Optional steht der „Travel Assist mit Schwarmdaten“ zur Verfügung für das teilautomatisierte Fahren über den gesamten Geschwindigkeitsbereich. Er ermöglicht erstmals einen assistierten Spurwechsel auf der Autobahn. Dazu kommt die „Memory-Funktion“ für das automatisierte Einparken auf einer zuvor abgespeicherten Strecke.

Feuerwehrauto, Familienkutsche, Camp-Mobil: Der Bulli wird vielseitig eingesetzt. 

So sieht der E-Bulli aus.

Bulli kommt im E-Zeitalter an

Europaweit gehen der ID. Buzz und der ID. Buzz Cargo (für gewerbliche Nutzer) mit einer 77-kWh-Batterie an den Start (Bruttoenergiegehalt: 82 kWh). Sie versorgt eine 150 kW starke E-Maschine mit Strom, die – wie einst der Boxermotor im T1 – die Hinterachse antreibt. Diese ist im Heck untergebracht und macht Anhängelasten von bis zu 1.000 Kilogramm möglich. 145 Stundenkilometer  bringt der ID. Buzz in der Spitze. Die Reichweite hat VW bisher noch nicht verraten. 

Ladeleistung bis zu 170 kW

Geladen wird die Lithium-Ionen-Akku an Wallboxen und öffentlichen Ladepunkten mit elf kW Wechselstrom (AC). Per CCS-Stecker an einer DC-Schnellladesäule (Gleichstrom) steigt die Ladeleistung auf bis zu 170 kW. Die Batterie ist so nach rund 30 Minuten von fünf auf 80 Prozent geladen. Die Baureihe wird künftig auch die Funktion „Plug & Charge“ bieten. Dabei authentifiziert sich der ID. Buzz per Ladestecker an kompatiblen DC-Schnellladesäulen mit dem ISO-15118-Standard und tauscht so alle erforderlichen Daten mit dem Ladepunkt aus. Das bidirektionale Laden ermöglicht es dem ID. Buzz, nicht benötigte Energie aus der Batterie ins Hausnetz des Kunden einzuspeisen. Der Stromtransfer und die Kommunikation erfolgen über eine spezielle DC-BiDi-Wallbox.

Platz für die nächste Generation

Mehr Power als Flower

Volkswagen bietet den neuen E-Bulli in zweifarbiger Lackierung an. In zitronengelb erinnert er ein wenig an die Leichtigkeit der Flower-Power-Jahre. Wenn auch mit weniger Flower als mit mehr Power. Aus Hippies der ’60er sind inzwischen zumeist gut situierte Großeltern geworden. Heute sitzt die nächste Generation am Steuer. Für den ID. Buzz muss sie allerdings mehr hinblättern, als ihre Eltern damals berappen mussten: Der Preis soll bei etwa 55.000 Euro netto für das Basismodell liegen. Die Mehrwertsteuer kommt noch oben drauf.

Der Geist der 1960er

Der Fotograf Timm Eubanks vom “Hot VW’s Magazine” traf sich mit Robert und Marlo Skinner von “@skinnerclassicsvw” zu einem Fotoshooting des legendären VW Woodstock Light Bus. Die Skinners haben das Kultmobil restauriert. Mehr erfahrt ihr im Video: https://www.youtube.com/watch?v=YkS_mI9xdPc

Alle Bilder: Volkswagen AG/Volkswagen Nutzfahrzeuge 
Zurück zur Startseite

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen