Nicht zu aufdringlich, nicht zu künstlich, dezent, aber prägnant im Hintergrund: Neuwagenduft. Dieser ist keinesfalls ein Zufallsprodukt, sondern wird von „Geruchs“-Teams akribisch entwickelt. Dabei spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle.
Wenn wir uns ins Auto setzen, sind fast alle Sinne gefragt. Fühlen, ob die Jacke nicht verrutscht ist und unangenehm am Rücken drückt. Schauen, ob alle nötigen Anzeigen funktionieren. Hören, ob beim Anfahren der Motor einwandfrei klingt. Was dabei am wenigsten auffällt, ist der Geruch im Auto. Dabei spielt er eine so große Rolle, dass Expertenteams täglich an ihm arbeiten.
Was riecht im Auto?
Neuwagenduft ist etwas Besonderes und setzt sich aus den Gerüchen vieler Materialien zusammen: Kunststoff, dazu ein Hauch Leder, untermalt von Lederfett und abgerundet durch eine Nuance Textilien. Der subtile Geruch ist zwar präsent, kann allerdings durch Duftbäume oder Reinigungsmittel schnell individuell werden.
Die Spürnasen der Neuwagen
Bei Autoherstellern arbeiten speziell ausgebildete Fachkräfte an dem perfekten Neuwagenduft. Dafür analysieren und prüfen sie sowohl die verbauten Materialien als auch deren Zusammensetzung im Innenraum des Fahrzeugs.
Sie riechen an den erhitzten und normal temperierten Materialien und beurteilen, ob der Geruch angenehm ist. Zusätzlich analysieren sie Luftproben mithilfe eines Massenspektrometers, da der Mensch nicht riechen kann, wie hoch die genaue Konzentration bestimmter Stoffe in der Luft ist. Manche Substanzen haben einen zugelassenen Normbereich: überschreitet er diesen, kann das wie bei Lösungsmittel sogar gesundheitsschädigend sein. Dementsprechend müssen die verwendeten Materialien sorgfältig ausgewählt sein. Wenn jedes Einzelteil getestet ist, kommt das gesamte Interieur ins Auto. Das Team untersucht den fertigen Fahrzeuginnenraum. Dabei achtet es vor allem auf den Geruch des Klebstoffs, der die eingebauten Teile verbindet. Für den Test heizen Wärmestrahler das Auto vier Stunden lang im Labor auf 65 Grad Celsius, um die Intensität der Gerüche zu erhöhen. Die Spezialisten steigen dann nacheinander ein, beurteilen erneut, wie sie den Geruch empfinden und analysieren eine weitere Luftprobe. Fällt ihnen nichts mehr auf, wird das Auto zur Produktion freigegeben.
Wir alle riechen anders
Dr. Peter Schremm, Leiter der Abteilung „Regulatorische Angelegenheiten“ bei der Daimler AG, berichtet in einem Interview, dass Neuwagengerüche länderspezifisch angepasst werden. Während in Deutschland der Ledergeruch sehr beliebt sei, wird beispielsweise in China ein neutraler Geruch als angenehm empfunden.
Geruch und Gefühl
Gerüche spielen in unserer Gefühlswelt eine große Rolle: Wir verarbeiten beides in benachbarten Hirnarealen. Viele sehr gute Erinnerungen und unser Wohlfühlen hängen also direkt mit dem zusammen, was wir riechen. Umso wichtiger ist dann, dass wir den Duft in unserem Auto als angenehm empfinden.
Wenn der Neuwagengeruch verduftet, und das Auto langsam seinen eigenen Geruch entwickelt, ist dieser nicht immer ein angenehmer. Um dem entgegenzuwirken, gibt es einige Tricks und Hausmittelchen, über die ihr hier mehr erfahrt.