Alt gegen neu, jung gegen alt, heißt es beim motus Volvo-Vergleich. Redakteur Jan Peters, 52, fährt einen V60 Hybrid, zwei Monate alt. Redakteurin Marie Hertfelder, 28, hat sich für den 37-jährigen 244 DL entschieden. Neueste Technik oder Retro-Feeling – womit fährt es sich besser?
Neue Fahrzeuge der Marke Volvo gelten als fortschrittlich. In Deutschland feiern besonders die SUVs und Cross-Country-Modelle große Verkaufserfolge, zunehmend setzen die Schweden auf die Elektrifizierung der Antriebe. Volvo-Oldtimer hingegen punkten mit dem Kultfaktor: Limousinen aus den Achtzigern und Neunzigern sieht man immer noch häufig auf den Straßen. Was steckt hinter dem Mythos Volvo? Wir haben das mit unserem Volvo-Vergleich jung gegen alt mal genauer unter die Lupe genommen.
Die Testwägen: 244 DL vs. V60 T6 Twin Enginge
Marie: Tobias Aichele, Journalist und Teilzeit-Rennfahrer aus Renningen, hat ein Faible für Oldtimer und klassische Wägen. Bei ihm werde ich für unseren Volvo-Vergleich fündig: Er leiht mir seinen 244 DL aus, Baujahr 1982. Denn Neufahrzeuge testen – das macht doch jeder.
Jan: Autofahren ist für mich kein Freizeitvergnügen. Es geht darum, schnell, sicher, bequem und kostengünstig von A nach B zu kommen. Der Volvo V60 T6 Twin Engine ist kein Schnäppchen, aber als Geschäftswagen noch erschwinglich.
Look: Retro-Design vs. Thors Hammer
Marie: Hellblaue Lackierung, klare Linien: Liebe auf den ersten Blick, würde ich sagen. Der Volvo 244 DL ist bestens in Schuss und sieht aus wie neu. Von außen sieht der Viertürer recht kompakt aus. Leichtmetallfelgen und die markanten, zusätzlichen Fernscheinwerfer runden das Bild ab. Auch innen überzeugt Klarheit. Schlankes Retro-Lenkrad, Radio, Ablagefläche, fertig. Die blauen Stoffsitze passen zur Außenfarbe. Weniger ist halt mehr.
Jan: Bei der Farbwahl des V60 für unseren Volvo-Vergleich kam für mich eigentlich nur Schwarz in Frage. Da kommen dann die Proportionen so richtig zur Geltung. Volvo hat in Sachen Design schon immer Maßstäbe gesetzt: Front, Heck, Seite. Eleganz trifft Dynamik trifft Rasse – wie aus einem Guss. Nicht aufdringlich, aber trotzdem stark im Auftritt. Das unterstreichen auch die LED-Scheinwerfer, die Volvo „Thors Hammer“ nennt. Naja, das ist vielleicht ein bisschen zu martialisch. Auch der Innenraum besticht mit einem modernen Design, harmonischen Linien, schnörkelloser Funktionalität. Die Verarbeitung ist gut, die Materialien edel, das Cockpit aufgeräumt mit nur wenigen Schaltern.
Technik: kaum vorhanden vs. neuste Funktionen
Marie: Der Benziner hat ein Vier-Gang-Schaltgetriebe mit Overdrive, der fünfte ist ein Schongang, der per Schalter am Schaltknüppel eingelegt werden kann. Mit den 112 PS des Vier-Zylinders kann man gemütlich auch weitere Strecken fahren. Aktuell hat der 244er rund 96.000 Kilometer auf dem Buckel und war mit seinem Vorbesitzer schon am Polarkreis. Technischen Schnickschnack sucht man in einem Oldtimer aber natürlich vergeblich. Ob ich den Joke kenne, fragt mich der Besitzer des 244ers. Ja, welchen Joke denn? Na, der Choke! Klar. Diese Starterklappe, die bei einem kalten Motor die einströmende Luft in den Vergaser gezielt begrenzt. Der Volvo 244 DL besaß den letzten Vergaser dieser Serie. Später wurde er durch Einspritzanlagen ersetzt.
Jan: Am Knopf nach rechts drehen, zwei Mal den kleinen Schaltknüppel nach unten tippen – und schon rollt der Volvo los – lautlos. Für die optimale Abstimmung sorgt ein Steuerungssystem. Das entscheidet, in welchem Umfang das Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, Elektromotor oder beiden parallel betrieben wird. Schaltet sich der Verbrenner zu, hört man das kaum, aber man spürt es. Eigentlich ist hier alles Technik: Fensterheber versteht sich, Scheibenwischer, Heckklappe, Außenspiegel, Sprachsteuerung, Navigationssystem … Über das große zentrale Touch-Display kann man alle Funktionen ansteuern, das funktioniert recht intuitiv.
Fahrgefühl: ruppig vs. auf Schienen
Marie: Ich bleibe lieber in der Stadt. Zumindest vorerst. Im Volvo 244 DL fährt es sich so geschmeidig, wie das in einem 37 Jahre alten Auto eben geht. Durchaus nicht unangenehm, auch wenn das Auto natürlich etwas lauter und ruppiger ist als ein Neuwagen. Nur eines nervt wirklich: Der Volvo hat keine Servolenkung – ein klares Minus beim Volvo-Vergleich. Das ist man nun wirklich gar nicht mehr gewöhnt – und so wird der U-Turn zum Kraftakt.
Jan: Fahren wie auf Schienen: Der V60 zieht seine Bahnen, unbeeindruckt von Kurven oder schlechten Straßenverhältnissen. Ich fahre jeden Tag mehr als 100 Kilometer ins Büro und zurück: 20 davon Landstraße, 40 Bundesstraße, 40 Autobahn. Das geht wie im Flug. Der Volvo fährt extrem leise und souverän. Ich sitze sehr bequem auf straffen Sitzen, die guten Halt, aber auch genug (Bein-)Freiheit bieten. Lange Strecken sind kein Problem. Was den Komfort etwas trübt, sind die wenigen Ablagemöglichkeiten.
Sicherheit und Fazit
In Bezug auf ein Thema beim Volvo-Vergleich sind sich beide einig: Im Volvo fährt es sich sicher und stabil. Volvo war schon immer bekannt für seine Vorreiterrolle bei der Sicherheit. Das Logo steht nicht umsonst für Eisen – und nicht für Männlichkeit, wie viele den Kreis mit Pfeil auf zwei Uhr deuten. Klapprig ist da auch beim Oldtimer nichts, man fühlt sich sicher.
Marie’s Fazit: Dass man mit Verbrauch und Emissionswerten eines Oldtimers keine Preise gewinnt, ist klar. Dass die Technik an der einen oder anderen Stelle überholt ist, auch. Darum geht es aber gar nicht. Der Volvo 244 DL sieht einfach gut aus. Und wer seinen Oldtimer pflegt, kann auch heute noch gut damit fahren. Für mich wäre der 244 DL eine Option. Noch besser fände ich es, wenn die Autohersteller auch bei Neuwagen mal einen Blick in einen Katalog von 1982 wagen würden. Ein kantiges Design, das nicht nach jedem x-beliebigen Wagen auf der Straße aussieht – da wäre ich sofort dabei.
Jan’s Fazit: Komfort, Sicherheit, Platz, tolles Design und Fahrspaß: Das hat der Volvo alles zu bieten. Mit ihm kann man entspannt cruisen und auch sportlich seine Bahnen ziehen. 40 Kilometer weit bringt die Hybridbatterie einen emissionsfrei unter optimalen Bedingungen. Das hört sich nach nicht viel an, reicht aber für den Alltag. Nur muss man dann halt konsequent eine Ladesäule ansteuern. Dann stimmt auch die Ökobilanz. Ein prima Auto für jeden Tag.