Durchblick
im Tunnel

Österreich, die Schweiz oder Norditalien sind beliebte Reiseziele. Herrliche Alpenlandschaften lohnen den Weg – wer hin will, muss allerdings meist durch lange Tunnel.

Verkehrsforscher kennen das Phänomen: Vor Tunneleinfahrten kommt es häufiger zu Staus als auf freier Strecke. Die Erklärung dafür ist, dass viele Autofahrer vor dem und im Tunnel langsamer fahren und größere Abstände halten als in anderen Verkehrssituationen. Das mit den größeren Abständen empfehlen Verkehrsexperten sogar, das Verlangsamen am Tunneleingang führt allerdings zu unnötigen Staus.

Viele Autofahrer fühlen sich wie vom Erdboden verschluckt. Bild: AdobeStock/Влад Влад

Als Erklärung muss die menschliche Psyche herhalten: Die meisten Autofahrer fühlen sich instinktiv unwohl, wenn sie buchstäblich im Erdboden verschwinden. Rein statistisch ist diese Tunnelangst unbegründet, denn Tunnel mit zwei Fahrbahnen je Richtung und ohne Seitenstreifen sind sicherer als vergleichbare Straßenabschnitte unter freiem Himmel. Doch geht es der Psyche ja nicht um Wissen, sondern um Gefühle.

Um euch im Tunnel möglichst sicher zu fühlen und auch anderen Verkehrsteilnehmern die Fahrt nicht zum Horror zu machen, solltet ihr ein paar Regeln beachten:

  • wenn möglich, ganz bewusst vor dem Tunnel nicht langsamer werden. Die Augen gewöhnen sich schnell an die veränderten Sichtverhältnisse
  • das Abblendlicht einschalten. Das ist nicht nur sinnvoll, um besser wahrgenommen zu werden, sondern Vorschrift. Nur das Tagfahrlicht einschalten genügt nicht, weil es euch zwar nach vorn sichtbar macht, das Heck aber unbeleuchtet lässt
  • das Radio einschalten und einen Sender mit Verkehrsfunk wählen. Für den Fall, dass es auf eurer Route eine Störung gibt, wisst ihr dann wenigstens Bescheid
  • die zulässige Höchstgeschwindigkeit und ausreichenden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten. Wenn viele Fahrer langsamer werden, kann das dazu führen, dass hinter ihnen der Verkehr ins Stocken kommt. Mit der Folge, dass dann auch die Sicherheitsabstände nicht mehr passen
Stau im Tunnel ist immer eine unangenehme Situation Bild: AdobeStock/igordabari

Was tun, wenn es nicht mehr vorangeht?

  • falls es im Tunnel dennoch zum Stau kommt, am Stauende die Warnblinkanlage einschalten und mindestens fünf Meter Abstand zum Fahrzeug vor euch lassen. Das hilft, falls eine Rettungsgasse gebildet werden muss oder ein anderes Fahrzeug während des Staus eine Panne hat
  • dauert es länger, den Motor abstellen. Die Luft im Tunnel wird nicht so schnell ausgetauscht wie unter freiem Himmel. Wie bei jedem anderen Stau solltet ihr nicht aussteigen, um zu gucken, was los ist. Sondern am Steuer bleiben, damit ihr den Verkehr nicht aufhaltet, wenn es weitergeht
  • bei einer eigenen Panne im Tunnel schnellstmöglich die Warnblinkanlage einschalten. Falls noch möglich, solltet ihr versuchen, die nächste Nothaltebucht zu erreichen. Ansonsten auf dem Standstreifen oder möglichst weit rechts am Fahrbahnrand anhalten. Motor abstellen, Warnweste überstreifen (sie sollte immer im vorderen Türfach sein), mit besonderer Vorsicht aussteigen (weil vorbeifahrende Autos wenig Platz zum Ausweichen haben) und das Warndreieck aufstellen. Abstand je nach erlaubter Geschwindigkeit 50 bis 100 Meter hinter eurem Wagen
  • die Notruftelefone im Tunnel benutzen, um die Pannenhilfe zu benachrichtigen, nicht das Handy. Per Notruftelefon weiß die Zentrale automatisch, wo ihr steht, und auch der Tunnelbetreiber ist über die Situation informiert
Wenn es brenzlig wird, gilt Ruhe bewahren. Bild: AdobeStock/ Stephan Dinges

Besonders gefährliche Situationen, die sich niemand wünscht: ein Unfall oder ein Brand im Tunnel

  • passiert euch im Tunnel ein Unfall, schnellstmöglich den Warnblinker einschalten. Ist das Auto noch fahrtüchtig, solltet ihr versuchen, den Wagen aus dem Tunnel herauszufahren. Ansonsten möglichst eine Nothaltebucht erreichen oder ganz rechts am Fahrbahnrand halten. Motor abstellen und den Zündschlüssel steckenlassen. Warnweste anziehen, vorsichtig aussteigen und die Unfallstelle absichern. Einen Notruf über die Telefonanlage des Tunnels absetzen und sich dann gegebenenfalls um Verletzte des Unfalls kümmern
  • Falls euer Fahrzeug beginnt, zu rauchen oder zu brennen, schaltet ihr den Warnblinker ein und versucht, das Tunnelende noch zu erreichen. Ist das nicht mehr möglich, in einer Nothaltebucht oder am rechten Fahrbahnrand stoppen. Den Motor abstellen und den Zündschlüssel steckenlassen. Am nächstgelegenen Notruftelefon Feueralarm auslösen und euch in Richtung des Notausgangs in Sicherheit bringen
  • Brennt ein Auto vor euch, Warnblinker einschalten und mit möglichst großem Sicherheitsabstand anhalten. Auch in diesem Fall Motor abstellen und Zündschlüssel steckenlassen. Falls es vor euch noch keiner getan hat, über das Notruftelefon den Feueralarm melden. Anschließend den Tunnel über den nächstgelegenen Notausgang verlassen
  • Habt ihr einen Feuerlöscher an Bord, eigene Löschversuche nur unternehmen, wenn der Brand sehr klein ist, etwa im Motorraum. Werden die Flammen größer, schnellstmöglich in Sicherheit bringen!
Der Weg zu Notruftelefonen und zu Notausgängen ist in Tunneln ausgeschildert. Bild: AdobeStock/elmar gubisch

Die Alternative: Routen ohne Tunnel

Das klingt speziell im Gebirge einfacher, als es ist. Die meisten üblichen digitalen Routenplaner können zwar Strecken ohne Tunnelpassagen vorschlagen, doch sind die Umwege oft extrem weit und zeitaufwändig. 

Titelbild: Adobe Stock / Ines Porada
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