Kein Komfort, kein Schnickschnack und nicht zu stoppen. Das ist der Lada Urban 4x4. Ein Auto, wie aus der Zeit gefallen.

Lada Urban 4×4:
robuste Zeitkapsel

Kein Komfort, kein Schnickschnack und nicht zu stoppen. Das ist der Lada Urban 4×4. Ein Auto, wie aus der Zeit gefallen.

Urban heißt der neue alte Lada Geländewagen, mit dem der russische Autobauer städtische Autofahrer ansprechen möchte. Urban klingt modern, nach Lifestyle und Coffee to go. Doch sitzt man am Steuer, erinnert das Auto eher an Traktor und Kolchose. Wer in den Lada steigt, öffnet eine Zeitkapsel und stößt auf 40 Jahre alte Technik. Keine Zentralverriegelung, keine Airbags und kein ESP verfälschen das rustikale Fahrgefühl. Mit einem langen Schaltknüppel muss der Fahrer kraftvoll im Getriebe rühren, um die Gänge zu wechseln. Zahnräder schieben sich in Zahnräder, es knackt, es ächzt, und nach 20 Sekunden kann man die 100 Stundenkilometer-Marke erreichen. Wer noch ein bisschen mehr Geduld und kein empfindliches Gehör hat, schafft auch die Höchstgeschwindigkeit von 140. Dann muss man jedoch kräftig in die Eisen steigen, um das Fahrzeug wieder zum Stehen zu bringen. Die Lenkung ist schwammig und abrupte Fahrmanöver sollte man vermeiden.

Testfahrt Lada Urban
Traktor- und Kolchose-Feeling

Sicherheit?

Seit 1977 ist die Bauweise des Fahrzeugs nahezu unverändert, gewechselt haben nur die Namen: erst hieß das Auto Niva, dann Taiga und jetzt Urban. Doch Namen sind bekanntlich Schall und Rauch – im Wesen ist sich der Geländewagen treu geblieben. Wer Sicherheit und Komfort schätzt, sitzt nach wie vor im falschen Fahrzeug. Lenkrad und Sitze sind nicht höhenverstellbar und machen lange Fahrten besonders für großgewachsene Menschen zu einer Strapaze.

Lada Urban 4x4 Sitze
Wer Sicherheit und Komfort schätzt, sollte sich nach einem anderen Auto umsehen.

Der Lada Urban 4×4 zeigt sein Talent aber dort, wo befestigte Straßen aufhören. Schon der kurze Radstand und der permanente Allrad-Antrieb weisen darauf hin, dass der Lada Urban 4×4 im Gelände zu Hause ist. Nicht nur seine puristische Ausstattung, sondern vor allem seine echte Geländefähigkeit unterscheiden den Lada Urban 4×4 von bloßen Lifestyle-SUVs. Um in der Innenstadt die Kinder vom Ballettunterricht abzuholen, braucht man keine zuschaltbare Differentialsperre; um am Baikalsee seine Pelzfallen zu kontrollieren, vielleicht schon. Das gleiche gilt für die Geländeuntersetzung, mit der der Fahrer die Gänge des Schaltgetriebes verkürzen kann, um mehr Kraft auf die Räder zu bekommen und die Steigfähigkeit des Fahrzeugs zu erhöhen. In unwegsamem Gelände und auf lehmigem Untergrund wühlt sich der Lada so unermüdlich nach vorne.

Lada Urban 4x4 am Hang
Auch auf lehmigem Untergrund wühlt sich der Lada unermüdlich nach vorne.

 Komfort?

Die Innenausstattung des Lada Urban 4×4 ist unprätentiös: Armaturen und Verkleidung sind aus schwarzem Kunststoff, die Fußmatten aus Gummi, und überhaupt wird alles in diesem Auto mit schwarzen Plastikhebeln und Kippschaltern bedient: ob Türen verriegeln, Kofferraum öffnen, Licht oder Lüftung anschalten. Das hat einen gewissen Retro-Charme, ist im Alltag aber oft unpraktisch. Möchte man etwa beim abgeschlossenen Auto den Kofferraum öffnen, muss man erst das Fahrzeug aufschließen, hinter dem Fahrersitz an einem schwarzen Plastik Hebel ziehen (dezent von einem schwarzen Stück Teppich bedeckt), um die Kofferraumtüre zu entriegeln, muss dann wieder um das Fahrzeug herumlaufen und mit beherztem Griff die Heckklappe hochziehen. Uffh! Ein klein wenig Extravaganz bietet der Lada Urban dennoch: Servolenkung, elektrische Fensterheber, Cupholder, elektrisch verstellbare Außenspiegel und Sitzheizung. Letztere lässt sich jedoch nicht regulieren und sollte daher nur in sibirischen Wintern eingeschaltet werden.

Lada Urban 4x4 Armatur
Schwarzes Plastik überall

Der Lada Urban ist mittlerweile ein echter Designklassiker, der in Deutschland Exotenstatus genießt. Der Wagen ist ein Kleinserienmodell, von dem jedes Jahr lediglich 1.000 Fahrzeuge nach Deutschland exportiert werden. Auf diese Weise kann Lada die EU-Zulassungsvorschriften etwa zum Fußgängerschutz umgehen und musste das Fahrzeug bislang nicht modernisieren. Das könnte sich jedoch in Zukunft ändern. So ist der Lada Urban hierzulande noch ein Liebhaberstück für Menschen, die einfache, aber zuverlässige Technik schätzen und auf Komfort keinen gesteigerten Wert legen. Bei unserer Testfahrt rief der Lada gelegentliches Augenzwinkern und Schmunzeln hervor – ob aus Mitleid oder Anerkennung blieb unklar.

Lada Urban 4x4 Logo Kühlergrill
Jährlich kommen nur etwa 1.000 Modelle des Lada Urban nach Deutschland.

Fazit

Trotz leichter Modernisierungen bleibt der Lada Urban 4×4 ein automobiles Fossil, das nicht auf dem aktuellen Stand der Technik ist. Doch gerade das verleiht diesem Geländewagen seinen Charme. Ein Auto für Puristen, Nostalgiker und Offroad-Fans.

Meine Bewertung
Fahrspaß: 3 Sterne
Trend: 1 Stern
Sympathie: 5 Sterne
Umwelt: 2 Sterne
Preis: 4 Sterne

Bilder: Katja Müller
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