Das Ende des Handbremshebels: Mit einem einfachen Tastendruck übernimmt die elektrische Parkbremse (EPB) das Kommando. Mehr Platz, mehr Sicherheit – und das ganz ohne Kraftaufwand. Erfahrt, wie die EPB funktioniert und den Autofahreralltag erleichtert.
Kennt ihr noch das Klack-Klack-Klack-Geräusch beim Ziehen der Handbremse? Für viele von uns war das ein Ritual beim Parken. Doch in immer mehr Fahrzeugen verschwindet der Handbremshebel zugunsten einer eleganten Taste. Was steckt dahinter?
Handbremse vs. elektrische Parkbremse
Die traditionelle Handbremse funktioniert mechanisch. Der Hebel ist über Stahlseile, die unter dem Fahrzeug oder im Fahrzeugboden verlaufen, mit der Hinterradbremse verbunden. Durch Ziehen spannt sich das Seil und die Bremsbeläge werden an die Bremsscheibe angelegt. Die Technik ist einfach und robust, hat aber auch Nachteile, denn der Hebel braucht Platz im Innenraum und erfordert Kraftaufwand. Zudem fängt die Mechanik nach einiger Zeit an zu rosten, die Seile längen sich und müssen ausgetauscht werden. Im Gegensatz dazu genügt bei der elektrischen Parkbremse meist ein einfacher Tastendruck. In einigen Fällen gibt es nicht einmal mehr diese Taste, sondern das Fahrzeug aktiviert die Bremse automatisch, wenn es zum Stillstand kommt. Bei dem Vorgang übernehmen kleine Stellmotoren an den Bremssätteln die Arbeit.
Das gilt ebenso für den Airbag selbst: Der sitzt längst nicht mehr nur hinter dem Lenkrad und Armaturenbrett. Eine ganze Armada bevölkert inzwischen den Fahrgastraum. Abhängig vom jeweiligen Fahrzeugtyp und den landestypischen Sicherheitsvorschriften können sich heute über zehn Airbags in einem Auto befinden. Neben den bekannten Front-Airbags gehören Seiten-Airbags für Kopf und Brustkorb am äußeren Ende des Sitzes zum Standard. Weit verbreitet sind auch Knie-Airbags oder im Dach befindliche Vorhang-Airbags, die besonders bei Überschlägen wirksam sind. In den meisten Autos befinden sich heute außerdem Center-Airbags, um zu verhindern, dass die Köpfe der Frontinsassen gegeneinanderprallen. Selbst nicht im Auto befindliche Personen wie Fußgänger oder Fahrradfahrer werden bei einer Kollision durch äußere Airbags geschützt.
Ein Knopfdruck für mehr Sicherheit
Wird die EPB-Taste aktiviert, sendet das Steuergerät ein Signal an die Elektromotoren an den Hinterradbremsen. Der Motor treibt eine Spindel an, die wiederum die Bremsbeläge an die Bremsscheiben drückt. Daher kommt das typische Geräusch. Dadurch blockieren die Räder, und das Fahrzeug steht sicher. Beim Lösen der Parkbremse läuft dieser Prozess umgekehrt, sodass das Fahrzeug ohne Ruckeln oder Verzögerung anfahren kann.
Es gibt im Wesentlichen drei Hauptarten der elektrischen Parkbremse:
1. Cable-Puller-Systeme: nutzen Motoren, um über Seilzüge die Bremsen zu betätigen
2. Systeme mit Aktuatoren an der Trommelbremse: drücken die Bremsbeläge direkt an die Trommel
3. Systeme mit integriertem Elektromotor am Bremssattel: betätigen direkt die Scheibenbremsen durch einen Motor im Bremssattel
Clevere Überwachung
Das EPB-System überwacht den Bremsbelagverschleiß, indem es den Weg misst, den die Spindel zurücklegt, um die Bremsbeläge an die Bremsscheibe zu drücken. Mit zunehmendem Verschleiß der Beläge muss die Spindel einen größeren Abstand überwinden, da die Beläge abgetragen werden. Das EPB-System erkennt diese Veränderung und informiert den Fahrer rechtzeitig über den Zustand der Bremsbeläge. Denn es ist in das Gesamtsystem des Fahrzeugs integriert und kommuniziert kontinuierlich mit der Fahrzeug-Elektronik. Dadurch kann das System präzise Daten liefern und sicherstellen, dass die Bremsen optimal gewartet werden.
Mehr als nur eine Bremse
Doch die EPB bietet noch weit mehr als nur sicheres Parken. Wird der Schalter während der Fahrt betätigt, erkennt das Steuergerät eine Notbremsung und bremst das Auto intervallartig ab. Ein kurzes, versehentliches Antippen löst die Funktion noch nicht aus. Erst wenn der Knopf länger gedrückt wird, greift die Elektronik ein. Dabei werden die Räder gleichmäßig abgebremst, wodurch das Fahrzeug sicher in der Spur bleibt. Moderne EPB-Systeme bieten außerdem den „Auto Hold“-Modus. Dieser hält das Fahrzeug automatisch an Ampeln, am Berg oder im Stau. Sobald beim Anfahren genügend Drehmoment durch Gasgeben erzeugt wird, löst sich die Bremse von selbst, um ein sicheres Losfahren zu ermöglichen.
Von der Idee zur Innovation
Die Entwicklung der EPB begann in den späten 1990er Jahren. ZF erkannte früh, dass der traditionelle Handbremshebel im Zeitalter der fortschreitenden Elektrifizierung bald überholt sein würde. Ziel war es, Komfort und Sicherheit für Autofahrer zu erhöhen. Das System kam erstmals 2001 im Lancia Thesis zum Einsatz, gefolgt vom Audi A8 2006 und dem VW Passat 2008. Später integrierten immer mehr Hersteller die EPB in nahezu alle Fahrzeugklassen. Bis 2023 waren über 200 Millionen Fahrzeuge weltweit damit ausgestattet – ein beeindruckender Erfolg. ZF allein hat mehr als 150 Millionen dieser Systeme produziert und liefert sie an führende Automobilhersteller weltweit. In Europa sind mittlerweile mehr als 70 Prozent der Neufahrzeuge damit ausgestattet. Besonders in Premiumfahrzeugen und SUVs ist sie inzwischen Standard, aber auch in der Mittelklasse und bei Kleinwagen findet die Technologie zunehmend Anwendung.