Wir produzieren jedes Jahr Unmengen an Abfall. Viel davon landet in den Weltmeeren. Wie diese Abfälle sinnvoll wiederverwendet werden können, zeigt das Studierenden-Team TU/ecomotive der Technische Universität Eindhoven (Niederlande) mit dem Elektroauto Luca.
Das Chassis von Luca besteht aus einem Verbundwerkstoff aus Flachs und recyceltem Kunststoff, der direkt aus dem Meer stammt. Karosserie, Oberflächen, Fenster und der Innenraum bestehen aus recycelten Materialien wie PET-Flaschen, ABS-Kunststoffen und sogar raffiniertem Hausmüll. Dank der Leichtbauweise kommt Luca ohne Akku gerade mal auf 360 Kilogramm. Auch der Stromspeicher wiegt mit 60 Kilo sehr wenig. Dennoch soll das Fahrzeug damit weiter als 200 Kilometer kommen. Die Batterie ist zudem herausnehmbar, was einen schnellen Tausch erlaubt. Für den Vortrieb sorgen zwei kompakte, je 15 Kilowatt starke Radnabenmotoren.
Lisa van Etten ist die Leiterin des Teams TU/ecomotive, das ein Elektroauto aus recyceltem Kunststoff entwickelt hat. Sie studiert an der Technischen Universität Eindhoven (Niederlande). motus hat die 22-Jährige interviewt.
Ich wollte neben dem Studium noch etwas anderes machen, und die Teilnahme an „TU/ecomotive“ war eine Chance dazu. Dieses Team baut jedes Jahr ein nachhaltiges Auto, und jedes Team kann selbst entscheiden, wie es diese nachhaltige Umsetzung interpretieren möchte. Man kann mit seinem Team etwas aus dem Nichts erschaffen, was mir sehr gut gefällt. Außerdem ist mein Bachelor-Fach – Fahrzeugtechnik – zum größten Teil theoretisch und ziemlich technisch. Über diesen Weg konnte ich nicht nur die Theorie in die Praxis umsetzen, sondern mich auch mit den eher organisatorischen Teilen auseinandersetzen.
Das Team begann im Februar 2019 und wuchs auf 22 Teammitglieder an – sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit. Das Auto wurde am 8. Oktober fertiggestellt und der Welt gezeigt. Das Projekt dauerte also etwa anderthalb Jahre – von der Erstellung eines Konzepts bis hin zum voll funktionsfähigen Auto.
Die Aufgaben variierten täglich sehr stark, da die Teilnahme an einem Studierenden-Team sehr dynamisch ist. Eine der Aufgaben war es, für die Planung verantwortlich zu sein. Dazu gehörte eine Menge Kommunikation mit den Team-Mitgliedern und Unter-Teams, um sicherzustellen, dass alles mit der langfristigen, kurzfristigen und persönlichen Planung übereinstimmte. Ein anderer Part war die Personalverantwortung, wobei besonders die persönliche Seite wichtig war, um festzustellen, ob die einzelnen Mitglieder mit dem Rest des Teams gut zusammenarbeiten, und wie es bei jedem selbst läuft. Und es gab noch viele andere Dinge, an die man denken musste – wie die Finanzen, das Organisieren der internen Veranstaltungen oder Firmen anzurufen. Am Ende war ich die Verantwortliche. Und dazu gehörte meiner Meinung nach, dass meine Aufgaben (meistens) an letzter Stelle kamen. Priorität hatte, sicherzustellen, dass das ganze Team und dessen Mitglieder ihre Arbeit fortsetzen können.
Ja, definitiv. Wenn man versucht, mit einem kleinen Team von Studierenden etwas auf die Beine zu stellen, was noch nie zuvor in einem kleinen Zeitrahmen gemacht wurde, könnte man sagen, dass es zum Scheitern verurteilt ist. Das Gute daran ist, dass man dabei lernt und diese Rückschläge einem helfen, sich persönlich und im Team weiterzuentwickeln. Ein Beispiel für einen Rückschlag, den wahrscheinlich jeder erlebt hat, war die Covid-19-Situation. Das hat unser Projekt stark verzögert, da die Produktion ein paar Mal umziehen musste. Das Gebäude, in dem unsere Werkstatt war, wurde geschlossen. Externe Produktionen waren langsamer, und wir mussten dafür sorgen, dass unsere Teammitglieder geschützt waren und gesund blieben.
Ja, absolut, besonders beim Lebensmitteleinkauf. Viele Obst- und Gemüsesorten sind in Plastik eingewickelt oder man muss eine Plastiktüte nehmen, um sie einzupacken. Ich versuche, die Produkte zu wählen, die nicht eingewickelt sind, oder zu hinterfragen, ob es wirklich notwendig ist, eine Plastiktüte mitzunehmen. Außerdem hat sich nicht nur mein Umgang mit Plastikmüll, sondern der Umgang mit Abfall im Allgemeinen geändert. Ich versuche, mehr und mehr zu recyceln und nicht mehr so viel zu verschwenden wie früher.
Mit einem Wort: fantastisch. Das erste Mal, als ich mit dem Auto gefahren bin, war es großartig und komfortabel. Ich sage immer, man fühlt sich wie eine Königin oder ein König, wenn man darin fährt. Es läuft geschmeidig, macht fast keine Geräusche. Und das Gefühl, in einem Auto zu fahren, das man selbst gebaut hat, macht es noch besser.
Die Farbe wurde eigentlich demokratisch gewählt. Wir wollten keine (Sprüh-)Farbe verwenden, sondern einen nachhaltigeren Weg finden. Also wählten wir eine Folierung, und es gab eine Auswahl an verschiedenen Farben. Jedes Team-Mitglied konnte verschiedene Farben aus dieser Liste vorschlagen, und wir stellten sie zur Abstimmung. Letztendlich wurde Gelb als Lieblingsfarbe für das neue Auto gewählt. Und um ehrlich zu sein, ich liebe die Farbe, es macht mich glücklich, sie zu sehen!
Der größte Traum ist natürlich, Luca eines Tages in der Produktion und auf der Straße fahren zu sehen. Generell hoffe ich, dass die Autoindustrie mehr und mehr nachhaltige Teile in die Autos einbaut. Im Innenraum wird es bereits umgesetzt, aber es wäre toll, es auch beim Chassis oder bei der Karosserie zu sehen.
Weitere Info zu Luca: https://www.tuecomotive.nl/luca/
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