Neben den technischen Innovationen spielt auch die Ergonomie eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Mensch-Auto-Kommunikation. Ergonomie, so die Definition, soll die Gestaltung von Arbeitsumgebungen und Produkten an den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Menschen orientieren. Auf ein Auto übertragen: Fahrzeuginnenraum und die Position von Bedienelementen müssen so gestaltet sein, dass sie die Fahren- den unterstützen, ohne sie dabei zu überfordern.
Ein ergonomisch gestalteter Innenraum kann die Interaktion mit dem Fahrzeug erheblich erleichtern. So projiziert ein Head-up-Display (HUD) wichtige Informationen direkt in das Sichtfeld des Fahrenden. Ziel: Er soll seinen Blick nicht von der Straße abwenden. Auch die Platzierung von Bedienelementen wie Schaltern und Reglern spielt eine wichtige Rolle. Diese sollten so positioniert sein, dass man sie intuitiv und ohne große Ablenkung bedienen kann.
Ob das immer so ist, darf angezweifelt werden – Stichwort Warnblinker -Taste, die im Infotainment-Dschungel der Mittelkonsole in vielen Fahrzeugen schwer zu finden ist. Laut Fahrzeugzulassungsvorordnung (FZV) muss der Schalter oder Taster für den Warnblinker im Sichtbereich des Fahrers untergebracht und mit einer Kontrollleuchte in Form eines roten Dreiecks markiert sein.
Komfort und Markenimage so wichtig wie Sicherheit?
Während Sicherheit ein zentraler Aspekt bei der Entwicklung neuer Fahrzeugtechnologien ist, spielt auch der Komfort eine zunehmend wichtige Rolle. Diese Systeme kommunizieren auf unterschiedliche Weise mit dem Insassen. Beispielsweise kann die Sprachsteuerung genutzt werden, um das Navigationssystem zu bedienen oder Anrufe zu tätigen, ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen. Schalter und Taster sind den glänzend glatten Oberflächen von Touchscreens gewichen. Diese Technologien zielen darauf ab, die Bedienung des Fahrzeugs so einfach und intuitiv wie möglich zu gestalten und gleichzeitig den Komfort zu maximieren.
Die Dekra-Unfallforschung wollte wissen, ob das wirklich so ist und hat in einer Studie 80 Personen vor sicherheitsrelevante Bedienaufgaben in zwei Versuchsfahrzeugen mit Touchscreen-Bedienung gestellt. Das Ergebnis: Fehlende haptische Rückmeldungen bei Eingaben können die Ablenkungszeit verlängern, weil zusätzliche Kontrollblicke auf den Bildschirm nötig sind. Darüber fordern grundlegende Unterschiede in der Menüführung mehr Aufmerksamkeit beim Bedienen, was besonders in Car-Sharing- und Mietfahrzeugen zu Problemen führen kann.
Deshalb sei die Standardisierung sicherheitsrelevanter Bedienfunktionen unabdingbar, so die Forderung Dr. Thomas Wagner Verkehrspsychologe bei DEKRA e.V. „Die findet aber nicht statt, weil Hersteller sich durch Bedienkonzepte vom Wettbewerb differenzieren wollen. Man könnte sagen: Ökonomie schlägt Ergonomie.“
Der Mensch – vergessen?
Es stellt sich also die Frage, ob der Mensch in dieser Entwicklung vergessen wird. Zunehmende Automatisierung und Autonomisierung führen dazu, dass der Mensch die Oberhand und die Kontrolle im Fahrzeug immer stärker verliert. Diese Sorge ist nicht unbegründet, weil viele der neuen Technologien darauf abzielen, dem Fahrer Aufgaben abzunehmen und ihn zu entlasten.
Es ist jedoch auch wichtig, dass der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug behalt und die Systeme versteht. Eine zu starke Abhängigkeit von Technologie könnte dazu führen, dass der Fahrer seine Fähigkeiten verliert und im Notfall nicht in der Lage ist, angemessen zu reagieren. Daher ist es entscheidend, dass die Mensch-Auto-Kommunikation so gestaltet ist, dass der Fahrer stets informiert und in das Fahrgeschehen eingebunden bleibt.
Volle Konzentration bis Level 5
Rund 200 Sensoren sind heute in einem modernen Auto verbaut. Sie sollen uns das Leben hinter dem Steuer einfacher, komfortabler und vor allem sicherer machen. Das tun sie in vielen Fällen auch. Sie bergen aber auch das Risiko, dass wir uns schnell überfordert fühlen und – viel schlimmer – uns von den vielen Informationen allzu leicht ablenken lassen. Das kann fatale Folgen haben. Nicht bei voll automatisierten Fahrzeugen, in denen sind wir ja dann nur Passagier. Bis dahin macht es durchaus Sinn, sich näher mit der Bedienung von Fahrzeugen zu beschäftigen. Nicht, dass die Heimfahrt mit dem neuen TV im Van des Freundes schlagartig am Heck des Vordermannes endet, nur weil man eben kurz den Radiosender wechseln wollte.