So einen Schaden sieht das Werkstatt-Team von Mayer & Köhler in Göppingen nicht alle Tage: Im Fahrzeug eines Kunden hatte eine Maus ihr Unwesen getrieben. Kleine Ursache, große Wirkung: Die Kosten für die Reparatur waren vierstellig. „Zum Glück hatte unser Kunde die passende Versicherung abgeschlossen“, sagt Kfz-Meister Marcus Mayer.
Als sich das Nagetier im VW Tiguan des Werkstatt-Kunden häuslich niederließ, hatte es bereits einen Umzug hinter sich. Zuerst hat es sich nämlich im nagelneuen Seat Arona des Schwiegervaters gemütlich gemacht und dort in kurzer Zeit einen wirtschaftlichen Totalschaden angerichtet. Die Maus machte sich an der Elektrik zu schaffen – der komplette Kabelbaum hätte ausgetauscht werden müssen. Weil der kleine SUV erst zwei Wochen alt war, bezahlte die Versicherung ein neues Auto.
Nager zieht um
Nun teilen sich der Werkstatt-Kunde von Mayer & Köhler und dessen Schwiegervater eine Garage. Und so zog der Nager einfach ein Auto weiter. Dessen Besitzer war also schon vorgewarnt, als er Papierfetzen im Fußraum seines Tiguans entdeckte. Noch während der Fahrt zur Kontrolle in die Werkstatt informierte er Marcus Mayer telefonisch darüber, dass ihm die Maus gerade auf dem Kopf herumtanzt. Genauer gesagt, hörte er ihr Drippeln über sich – zwischen Autohimmel und Dachblech.
Nadel im Heuhaufen
Die Suche nach einer Maus im Auto gestaltet sich allerdings fast so schwierig wie die nach einer Nadel im Heuhaufen. Das Werkstatt-Team arbeitete mit Fallen und sogar Wildkameras – ohne Erfolg. Also begannen Marcus Mayer und seine Kollegen Joachim Köhler und Ronny Berthold den zwei Jahre alten VW Tiguan zu zerlegen. Allerdings nicht, ohne sich vorab mit der Versicherung des Besitzers abzusprechen. Die mitgeschickten Fotos von angeknabberten Ablagen und Mäusekot überzeugten den Sachverständigen. Er gab sein Go.
Plastikgitter durchgenagt
Zehn Tage lang arbeitete das Werkstatt-Team am Maus-Auto – immer dann, wenn es die übrigen Aufträge zuließen. Offenbar wollte das Tierchen eine Familie gründen. Das Material für sein Nest nagte es hinter den Verkleidungen aus den Seitenwänden. Zwischen Autohimmel und Dach war das Isoliermaterial bereits schön drapiert. Süßigkeiten, die es im Fahrzeug fand, schleppte es als Vorrat hoch zu seinem Ruhelager. Den Weg ins Fahrzeug-Innere hatte sich der Nager durch den Lüftungseingang erkaut. Das Gitter, das solch ein Eindringen verhindern soll, ist aus Plastik. Offenbar kein Hindernis für den kleinen Übeltäter. Direkt hinter dem Handschuhfach bahnte er sich so seinen Weg.
Augen auf bei der Versicherung
Unterm Strich entstanden dem Auto-Besitzer Kosten in Höhe von 3.000 Euro. Kein Wunder, bei der Arbeitszeit, die die Werkstatt allein in die Suche nach den Schäden investieren musste. Die Versicherung bezahlte alles. Der Teilkasko-Passus „Schäden durch Tierbiss“ hat gegriffen. Keine Selbstverständlichkeit, weiß Marcus Mayer. Er empfiehlt deshalb allen Fahrzeughaltern einen Blick ins Kleingedruckte. Bei so manchem Versicherer sind etwa Marderschäden ausgeklammert und müssen extra abgesichert werden.
Was aus der Maus geworden ist, wissen wir nicht. Sie hat sich eines Nachts, als das Auto vor der Werkstatt stand, davon gemacht.
Wenn ihr auch mal einen Schaden durch einen kleinen Nager habt, heißt es ab in die Werkstatt. Eine Werkstatt in eurer Nähe findet ihr hier: https://www.motusmagazin.de/werkstattsuche/