Ab dem ersten Oktober 2019 können Pkw-Halter ihre Fahrzeuge online anmelden. Voll digital, oder? Wie viel Zeit uns dieser digitale Schritt gibt – oder eben nicht. Ein Kommentar.

Kfz-Zulassung:
alles online?

Ab dem ersten Oktober 2019 können Pkw-Halter ihre Fahrzeuge online anmelden. Voll digital, oder? Ein Kommentar dazu, wie viel Zeit uns dieser digitale Schritt gibt – oder eben nicht. 

Zeit. Mein wichtigstes Gut in einer beschleunigten Welt. Ordner anlegen, um einen Überblick über meinen Papierkram zu behalten, das kostet Zeit. Aufs Amt fahren und warten bis ich dran bin, das kostet Zeit. Ab Oktober kann ich mein Auto mit der iKfz-Software online anmelden. Das klingt, als könnte ich Zeit sparen.

Erst einmal benötige ich einen Personalausweis mit Online-Funktion. Ok, habe ich – und gehöre damit zu einer Gruppe von etwa 25 Millionen Menschen in Deutschland. Als nächstes benötige ich entweder ein ziemlich analoges Lesegerät für meine Personalausweis oder die AusweisApp2 des Bundesinnenministeriums. Alles klar, als junger Mensch bin ich digital affin und nutze die App. Oh! Zum Glück habe ich kein iPhone. Die Apple-Version der App ist nämlich erst für Ende des Jahres angekündigt. Und es geht weiter: Der iKfz-Dienst ist nur für Autos verfügbar, die ab 2015 zugelassen wurden. Das engt den Kreis der möglichen Nutzer weiter ein. Aber wieder Glück, denn ich tausche ja gerade meinen geliebten alten 3er Golf gegen einen neuen Gebrauchten aus.

Letzte Hürde: Ich muss natürlich alle Infos zusammensuchen, die ich für die Anmeldung angeben muss. Das kann auch etwas Zeit beanspruchen: Fahrzeug-Identifikationsnummer (FIN), Sicherheitscode aus dem Fahrzeugbrief – der jetzt Zulassungsbescheinigung Teil II heißt – sowie Datum der Hauptuntersuchung, elektronische Versicherungsbestätigung (eVB) und IBAN. Moment, ich habe eine Frage. „Hallo, Herr Beamter, …“ – ach ja, ich sitze ja zu Hause. Naja, ich schaffe das Ausfüllen schon alleine. Zur Not ist eben etwas Kreativität gefragt. Geschafft! Nur noch ein freies Kennzeichen auswählen. Reserviert habe ich mir keines, aber da bin ich auch nicht so wählerisch. So, abgeschickt. Ein Sachbearbeiter prüft jetzt meine Anfrage und steckt den Bescheid und meine Plaketten in die Post. Zwei bis drei Tage später landen sie in meinem Briefkasten.

Spart das neue System jetzt eigentlich Aufwand? Der Sachbearbeiter muss trotzdem ran. Ich selbst brauche Zeit für die Vorbereitung und muss dann mehrere Tage auf die Plaketten warten – wenn alles glattgeht. Man weiß ja nie, mit der Technik. Wenigstens traut mir meine Kommune zu, den Kleber selbst anzubringen. Manche beordern den online versierten Autoanmelder dafür extra zu sich, um die Plakette ordnungsgemäß zu befestigen. Andere legen eine Anleitung bei. Wer sich nun fragt, was eigentlich mit dem Kennzeichenschild ist: Das muss man separat zur Anmeldung online bestellen oder eben doch bei einem Besuch der Zulassungsstelle bekommen. Vielleicht gehe ich doch lieber ohne Termin aufs Amt, spreche dort mit ein bis zwei Leuten, die mir meine Fragen beantworten und gehe mit Plakette plus Schild und ohne weiteren Aufwand nach Hause. Total analog. Das klingt, als könnte ich Zeit sparen.

Titelbild: Getty images/SIphotography
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