Retro ist
wieder in

Sie versetzen ihre Besitzer in ihre Jugend zurück oder werden als attraktive Geldanlage angeschafft: die Rede ist von Oldtimern – ein Stück Kunst, das zufälligerweise fährt. Doch unter den Automobil-Fans sorgt die Definition von Liebhaberstücken als Oldtimer immer wieder für Gesprächsstoff, vor allem wenn Fahrzeuge den 30. Geburtstag feiern. Sind sie dann automatisch Oldtimer oder doch eher altes Blech?

Im Leben jedes Menschen stellt der Dreißigste eine besondere Marke dar. Denn er gilt als Scheideweg zwischen Jung und Alt. Das gilt auch für unseren fahrbaren Untersatz. Hat dieser das Jubiläum erreicht, hat er laut Paragraf 2 Nr. 22 der Fahrzeugzulassungsverordnung den Oldtimerstatus gesetzlich erreicht. Demnach ist ein Fahrzeug ein Oldtimer, das vor mindestens 30 Jahren erstmals in Verkehr genommen wurde, weitestgehend original ist und in einem guten Erhaltungszustand ist.

Mit dem Traction Avant begründete Citroën seinen Ruf als avantgardistischer Autobauer.

„H“ für historisch

Der Kulturwert dieser alten Autos wurde inzwischen auch vom Gesetzgeber anerkannt. Damit auch die übliche Besteuerung der Hobbyautos nicht umgangen werden kann, wurde das H-Kennzeichen aus der Taufe gehoben. So hat ein mit H-Kennzeichen geschmücktes Auto unbeschränkte Zufahrt und Durchfahrt bei Umweltzonen, die grüne Plakette entfällt. Obendrein bewirkt es außerdem eine günstige Einstufung in die Versicherung und eine einheitliche KFZ-Steuer. Es liegt daher die Versuchung nahe, sich mit dem Argument des Klassikers einen billigen Daily Driver besorgen zu können. Doch das ist nicht so einfach, denn hier hat der Gesetzgeber einige Hürden geschaffen.

Der Arnolt-Bristol ist ein Zweisitzer aus den 1950er-Jahren britisch-italienischen Ursprungs.

Geschichten unter der Motorhaube

80 Prozent schrauben, 20 Prozent fahren – wer an Oldtimer denkt, dem kommen zunächst einmal aufwendige Reparaturen in der Werkstatt und hobbymäßiges Umbauen am Wochenende in den Sinn. Doch wie stark dürfen Oldtimer vom Original abweichen? In der Richtlinie des Bundesverkehrsministeriums gibt es dazu einen großen Kriterienkatalog. Wir kürzen das Ganze für Euch ab: Grundsätzlich zulässig sind Umbauten, die innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Erstzulassung vorgenommen wurden. Wenn ihr also euer Auto vor 30 Jahren gekauft und zum Beispiel vor 24 Jahren tiefergelegt habt, ist das kein Problem. Selbstverständlich können die klassischen Verschleißteile wie Bremsbeläge, Reifen oder bestimmte Fahrwerksteile gegen neue Teile ausgetauscht werden. Größere Umbauten müssen jedoch mindestens 30 Jahre zurückliegen.

Von Enzo Ferrari einst als „Das schönste Auto der Welt“ betitelt, verkörperte der Jaguar E-Type den Glamour und den Reiz der Swinging 60´s.

07 statt 007

Anfang der 90er Jahre hat die Bundesregierung ein besonderes Kennzeichen für die Kurzzeitzulassung von Fahrzeugen mit Oldtimergutachten eingeführt, das sogenannte 07-Kennzeichen, auch bekannt als die rote Nummer. Mit ihm können Besitzer mehrere Fahrzeuge abwechselnd fahren. Damit bietet das Wechselkennzeichen eine kostengünstige Möglichkeit, um historische Fahrzeuge im Straßenverkehr zu bewegen, ohne sie jedes Mal an der Zulassungsstelle anmelden zu müssen. Neben Fahrten zu Oldtimertreffen und Oldtimerrallyes finden die klassischen Autos mit rotem Oldtimerkennzeichen für Probefahrten und um in die Werkstatt zu gelangen, ihren Weg aus der Garage.

Mit dem Modell Mistral begann bei Maserati die Tradition, Gran-Turismo-Modell nach berühmten Winden zu benennen.

Von Brot-und-Butter-Autos bis hin zu exotischen Raritäten

Manche Autos lassen sich mit einem guten Whisky vergleichen: je älter, desto wertvoller. Hinter der Oldtimerleidenschaft verbirgt sich oft viel mehr als die Liebe zu alten Autos und das pure Fahrerlebnis. Es handelt sich um ein ganzes Lebensgefühl. Und während die Lenkung unmittelbar zu spüren beginnt und sich der Kraftaufwand beim Treten der Bremse vor allem in den schmerzenden Beinen zeigt, blickt man doch nostalgisch in die bewegte Vergangenheit des Automobils zurück. Und damit an Zeiten, als undenkbare Geschwindigkeitsgrenzen überschritten und Glanzleistungen des Designs erreicht wurden.

Sympathieträger, Kult und die Erinnerung an die Jugend: Die VW T1 Samba sind wahre Sammelschätzchen.

Fun Fact

Wusstet ihr, dass Oldtimer früher als „Schnauferl“ bezeichnet wurden? Der Begriff bezieht sich auf das Geräusch des Schnüffelventils, welches bei Viertakt-Motoren als Einlassventil verwendet wurden. Und Vorsicht: der Begriff „Oldtimer“ wird im Englischen anders verwendet als im Deutschen. In Großbritannien ist damit ein alter Mann gemeint. Für ein historisches Fahrzeug dagegen werden Ausdrücke wie „classic car“, „vintage car“ oder „veteran car“ verwendet.

Der Austin Haley ist dank seines auffällig roten Innenlebens ein echter Hingucker.

Retro ist also in, und das nicht erst seit gestern. Jeder Oldtimer trägt eine nostalgische Vergangenheit in sich. Und auch was die Zukunft betrifft, darf man durchaus optimistisch sein: Die ältere Generation der Fahrzeuge ist noch lange nicht in Vergessenheit geraten und gewinnt immer mehr Liebhaber für sich.

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2 Kommentare

  1. Retro ist auf jeden Fall wieder in. Das sehe ich genauso, weil ich momentan viele Oldtimer auf den Straßen sehe. Mein Freund und ich möchten selbst mal einen Oldtimer für unsere Hochzeit. Ich freue mich jetzt schon darauf in dem alten Ledersitz zu sitzen.

  2. Mein Bruder ist bereits seit seiner Kindheit ein großer Fan von Oldtimern und möchte sich bald ein entsprechendes Fahrzeug zulegen. Ich bin gespannt, ob er fündig wird und was er damit anstellt.

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