Führerscheinprüfung:
Knifflige Geschichte

Sie gehört heute immer noch zu einer der wichtigsten Erfahrungen des Erwachsenwerdens – die Führerscheinprüfung. Für viele war und ist sie das Tor zur mobilen Freiheit. Vorausgesetzt natürlich, Mann oder Frau bestehen die Prüfung. Eine kleine Geschichte der Führerscheinprüfung.

Zugegeben, heute hat der Führerschein nicht mehr den Stellenwert, den er noch in den 80er, 90er und Nuller Jahren hatte. Das mag am gewachsenen Selbstverständnis liegen, das ein Bedürfnis nach Mobilität nicht mehr zwangsläufig mit dem Besitz einer Fahrerlaubnis verbindet. Blickt man auf die Zahlen, dann ist der Wunsch immer noch da, ein Motorrad, Auto oder etwas Größeres zu steuern. Beim Kraftfahrtbundesamt (KBA) waren zum 1. Januar 2021 etwa 42,8 Millionen Fahrerlaubnisse erfasst. Das heißt, dass in Deutschland auf durchschnittlich zwei Einwohner ein Führerschein für ein Motorrad, einen Pkw, Traktor, Lkw oder ähnliches kommt. Allerdings zeigt sich seit Jahren, dass die Führerscheinprüfung für viele Fahrschülerinnen und Fahrschüler eine echte Hürde darstellt. Allein im Jahr 2020 haben 34,1 Prozent aller Prüflinge die theoretische Fahrprüfung nicht bestanden. Bei der Praxisprüfung waren es 28,6 Prozent – Tendenz steigend. Zum Vergleich: 2005 waren es in der Theorie noch 28,4 (Theorie) beziehungsweise 25,2 Prozent (Praxis).

Von der Fahrerlaubnis zur Führerscheinprüfung

Der erste Besitzer einer Fahrerlaubnis in Deutschland konnte indes gar nicht durch eine Prüfung fallen. Warum? Weil es gar keine Prüfung gab. Carl Benz, der Erfinder des Automobils höchstpersönlich war es, dem 1888 die erste Fahrerlaubnis von Amtswegen ausgestellt wurde. Die erste „Prüfungspflicht für Wagenlenker“ kam dann 1903 in – wir ahnen es – Preußen. Die Prüfung bestand, wer schrauben und eine Panne beheben konnte. Fahrerisches Können? Fehlanzeige! Eine deutschlandweite Führerscheinprüfung gibt es seit 1923. Die Prüfungsaufgaben waren sehr überschaubar: Bremsen, Blinken, Abbiegen, Überholen und “Verlassen eines Grundstücks in den Straßenverkehr“.

Der Frage-/Antwortbogen und der Bleistift gehören bei Führerscheinprüfungen der Vergangenheit an. Heute legen die Kandidatinnen und Kandidaten den Test am Tablet oder am PC ab. Bild: AdobeStock/Sauerlandpics

Multiple-Choice in Führerscheinprüfungen

Die 1950er waren dann das Jahrzehnt, in der die Führerscheinprüfung die Form angenommen hat, wie wir sie heute kennen. Sie bestand aus einer einstündigen Fahrt und einer mündlichen Prüfung, bei der es um Vorfahrtsregeln und Verkehrszeichen ging. Und auch das gehört zur Geschichte der Führerscheinprüfung: Erst ab 1958 war es Frauen erlaubt, sich ohne Einverständnis ihres Ehemanns oder Vaters in Fahrschulen anmelden. Ende der 50er kamen dann die ersten Ankreuz-Tests zum Einsatz. Die waren so erfolgreich, dass sie 1964 deutschlandweit eingeführt wurden. Das war die Geburtsstunde der Multiple-Choice-Fahrprüfung – damals mit Papier und Bleistift, heute digital am Tablet oder PC.

Kaum zu glauben: Bis 1958 benötigten Frauen das Einverständnis ihres Ehemanns oder Vaters, um den Führerschein zu machen. Bild: AdobeStock/hedgehog94

Führerscheinprüfungen ein Spiegel der Zeit

Prüfungsfragen werden regelmäßig den aktuellen Anforderungen angepasst. Standen anfänglich technische Fragen und Themen rund um die Reparatur eines Kraftfahrzeugs im Lehrplan, so wurde in den 70er und 80er Jahren etwa die Wirkungsweise von Drogen auf die Fahrtüchtigkeit abgefragt. Heute sind Fragen rund um Nachhaltigkeit und umweltschonendes Fahren Teil der Ausbildung. Insgesamt umfasst das Prüfungsprogramm heute aktuell rund 1.000 Fragen, die zweimal jährlich angepasst werden. Nur 30 davon sind dann Teil jeder theoretischen Prüfung.

Welche Fahrzeuge sich hinter den verschiedenen aktuellen Klassenbezeichnungen verbergen? Die Grafik zeigt es. Bild: AdobeStock/vektorisiert

Führerscheinprüfung – Der Preis ist heiß

Wer heute den B-Führerschein, also den klassische Autoführerschein machen will, muss mit Kosten zwischen 1.500 und 2.400 Euro rechnen. Das hat das Handelsblatt in einer Übersicht genauer aufgeschlüsselt. Bei der eingangs erwähnten hohen Durchfallquote entpuppt sich der Führerschein für viele Prüflinge als eine richtig teure Angelegenheit. Zum Vergleich: Mitte der 80er schlug der Erwerb des Klasse-3-Führerscheins mit rund 1.500 D-Mark zu buche, wenn nicht übermäßig viele Fahrstunden angefallen sind und die Theorie- und Praxisprüfung im ersten Anlauf gemeistert wurde. Damals war auch das richtig viel Geld.

Führerscheinprüfung für alle!

Zum Abschluss noch eine Prüfungsfrage, wie sie Prüflinge in diesen Tagen auf den Bildschirm bekommen können:

Worauf solltet ihr nach dem Starten eures Fahrzeugs achten?

Hättet ihr es gewusst? Wer aktuelles Lappen-Wissen online testen will, kann dies hier tun: https://fuehrerschein.sueddeutsche.de.

Titelbild: AdobeStock/klepach 
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4 Kommentare

  1. Vielen Dank für den interessanten Beitrag zur Geschichte der Führerscheinprüfung. Wir leben in Österreich und mein Sohn soll jetzt auch bald seinen L17-Führerschein machen. Dabei ist es zwar nicht ermutigend, zu sehen, dass so viele junge Menschen die Prüfung nicht bestehen, aber ich glaube fest daran, dass es mit dem richtigen Fahrlehrer funktionieren sollte.

  2. Ich möchte erneut versuchen meinen C Führerschein zu schaffen. Jedoch habe ich vor der Prüfung immer eine große Angst, weshalb ich dann auch kleine Fehler mache. Deswegen habe ich das Projekt Führerschein letztes Jahr abgebrochen. Wünscht mir Glück.

  3. Bin so aufgeregt, da meine Tochter morgen ihre Theorieprüfung hat und so viel gelernt hat. Es wäre schade, wenn sie das nicht schaffen würde. Vor allem haben wir endlich eine flexible Fahrschule gefunden. Aber na ja, man hat zum Glück mehr Versuche. Danke!

  4. Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Führerschein. Ich möchte einen Motorradführerschein machen und habe schon angst vor der Prüfung. Es ist interessant, dass 1888 die erste Fahrerlaubnis ausgestellt wurde.

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