Der Stromer-Showdown:
VW ID.5 vs. VW ID.7

SUV-Coupé trifft auf Limousine: Was haben die beiden E-Modelle wirklich drauf und für wen sind sie geeignet? Wir haben beide getestet.

Zweimal mausgrau, zweimal vollelektrisch, zweimal Volkswagen: Redakteurin Laura Jobmann, 27, testet den VW ID.5. Redakteur René Jochum, 44, hat bislang 4.000 Kilometer im VW ID.7 zurückgelegt. Wer punktet im motus Vergleich?

Das ultimative Duell: Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem ID.5 und dem ID.7.
Das ultimative Duell: Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem ID.5 und dem ID.7.

2020 startete Volkswagen mit seiner vollelektrischen ID-Familie. Mit dem kompakten ID.3 überzeugte der Hersteller zuletzt bei den Neuzulassungen. Wer einen größeren Stromer der Wolfsburger sucht, wird beim SUV-Coupé ID.5 oder bei der Limousine ID.7 fündig. Doch für wen lohnt sich welches Modell? Wir haben den Test gemacht.

Die Testwagen: VW ID.5 vs. ID.7

Der SUV-Coupé: VW ID.5

Laura: Ich bin keine Fahranfängerin, aber ganz neu im E-Auto-Game. Seit knapp zwei Monaten besitze ich einen Hyundai IONIQ 5. Da ist es nur passend, dass ich mir den ID.5 genauer ansehe. Kein reiner SUV, sondern ein Coupé-Crossover. Dazu noch der erste seiner Art bei VW. Im Alltag bin ich meist auf der Kurzstrecke unterwegs, decke dabei aber sowohl dichten Stadtverkehr, Autobahn als auch serpentinenreiche Landstraßen ab. Eine große Reichweite spielt für mich eine untergeordnete Rolle; sparsam im Verbrauch soll er natürlich trotzdem sein. Wichtig sind mir eine gute Ladeleistung, ein sicheres Fahrgefühl und genügend Platz im Innenraum. Preislich startet der ID.5 in der Pro-Version mit Infotainment-Paket aktuell bei 47.700 Euro mit E-Mobilitätsbonus.

Charakterstarke Form: Abfallendes Dach trifft SUV-Feeling

Die Limousine: VW ID.7

René: Ich fahre gerne Auto, hatte mit den bisherigen Gebrauchten aber auch schon mehrfach Pech: Zwei scheckheftgepflegte 3er-BMWs und ein Ford Focus jeweils mit Motorschäden ab 100.000 Kilometer. Teils vom Händler guten Gewissens gekauft. Das ist nicht nur enttäuschend, sondern obendrein teuer – und vor allem ärgerlich, wenn man fast täglich auf den Wagen angewiesen ist. Allein schon deshalb bin ich Fan der Elektromobilität: Es kann weniger kaputt gehen. Der VW ID.7 Pro zählt zur oberen Mittelklasse der Elektroautos. Da spielt er auch preislich mit. Das wäre für mich als Anschaffung keine Option. Genutzt als Geschäftswagen greift jedoch die 0,25%-Regelung bei der Besteuerung – damit wird das Ganze erschwinglich.

Langstreckenfahrzeug: Fast fünf Meter misst der ID.7.
Langstreckenfahrzeug: Fast fünf Meter misst der ID.7.

Look

Laura: „Rentnerkutsche“ rutscht mir raus, als mir mein Kollege den Autoschlüssel in die Hand drückt. Zugegeben – auf den ersten Blick löst die Optik des ID.5 bei mir keine Jubelschreie aus. Mit seiner charakteristischen rundlichen ID-Schürze, der abfallenden Dachlinie und dem wuchtigen Heck wirkt der Wagen durchaus behäbig – SUV eben. Wer auf leises Design und Minimalismus steht, ist beim ID.5 an der falschen Adresse – zumindest äußerlich. Zu meiner Freude finde ich Letzteres im Innenraum des Coupés: ein stark reduziertes Cockpit, wenig haptische Knöpfe. Dazu viel Staufläche, eine geräumige Mittelkonsole und jede Menge Bein- und Kopffreiheit. Auf den Velourssitzen fühle ich mich wohl, die Verarbeitung ist ordentlich. Pluspunkte kriegt der ID.5 auch für die zeitgemäße Auswahl der Materialien im Innenraum – komplett vegan. Die Armlehnen sind kein optischer Hingucker, auf langen Fahrten aber bequem. Zur angenehmen Atmosphäre soll außerdem die Ambientebeleuchtung beitragen. Viele Farben kann ich auswählen, um den Fußraum und die Türen zu beleuchten. Bei Dämmerung und nachts ein spaßiges Feature – tagsüber eher überflüssig. Kinderaugen bringt die Beleuchtung in jedem Fall zum Strahlen.

René: Flache Frontscheibe, geschwungene Linien, rundum auf Aerodynamik optimiert – ja, er kann sich sehen lassen, der ID.7. Das Design finde ich stimmig. Man fällt damit aber nicht auf, erst recht nicht in „Mondsteingrau“. Da beeindrucken schon eher die 4,96 Meter Länge und der Radstand von knapp drei Metern. Das macht den VW nicht gerade zum Stadtauto und Parkhausliebling, aber das will er auch nicht sein. Was mir gefällt: Auf der Straße hat man nicht das Gefühl, in einem unhandlich großen Fahrzeug zu sitzen. Die Limousine kommt mir trotz ihrer beeindruckenden Außenmaße übersichtlicher vor als ein SUV. Erst recht beim Rangieren und Wenden, da macht sich der kleine Wendekreis von rund 10,9 Metern definitiv positiv bemerkbar. Auch der Innenraum gefällt: Aufgeräumt, Ablagen, Ambientelicht. Dazu Ziernähte, Kunstleder – und zentral das riesige 15-Zoll-Display mit frei konfigurierbaren Startbildschirmen. Nettes Gimmick, braucht aber kein Mensch: Pedale im „Play/Pause“-Design.

Technik

Laura: Richtig smart finde ich den kleinen fünf-Zoll-Bildschirm am Lenkstock. Der liefert nur die Infos, die ich während der Fahrt wirklich brauche: Geschwindigkeit, Tempolimit, Navigationsanweisungen. Das erspart den Blick auf den großen Monitor. Wer Fan von Touch-Bedienung ist, kann sich im ID.5 austoben: Das Multifunktionslenkrad reagiert auf Berührungen und gibt Feedback per Vibration. Auch die LED-Matrixscheinwerfer sind per Touch steuerbar. Apropos Lichter: Wie genial ist denn ein dynamischer Fernlichtassistent? Er leuchtet die Straße so hell wie möglich aus, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. Auch sonst bietet mir der ID.5 eine breite Palette an intelligenten Assistenzsystemen. Der Spurhalte- und Spurwechselassistent macht richtig Spaß auf langen Autobahnfahrten. Als Fahrerin, die Einparken in enge Lücken (vor allem seitliche!) unter allen Umständen vermeiden möchte, ist der automatische Parkassistent ein wahrgewordener Traum. Im Praxistest dann aber die Enttäuschung: Bei zu engen Lücken bricht das System das Parkmanöver ab und fordert mich auf, einzugreifen. Wäre auch zu schön gewesen…

Kleiner Bildschirm, super Übersicht.

René: Das serienmäßige Head-up-Display ist eine feine Sache. Wichtige Infos wie Geschwindigkeit, Abbiegepfeile oder Infos zu aktivierten Assistenten werden virtuell auf die Straße projiziert. Hier macht Augmented Reality richtig Sinn – und deshalb genügt das schmale Display hinterm Lenkrad. Für alles andere gibt’s ja den zentralen Monitor. A propos Assistenten: Den selbstfahrenden Travel Assist und die automatische Distanzregelung nutze ich gerne. Das macht längere Strecken und Stop-and-Go tatsächlich komfortabler. Praktisch: Der Travel Assist kann in Kombination mit der Navigation die Geschwindigkeit rechtzeitig anpassen, wenn ein Tempolimit oder eine Kurve bevorsteht. Ein Parkassistent mit Memory-Funktion ist ebenfalls an Bord. Er manövriert das Auto in längs oder quer angeordnete Lücken zur Fahrtrichtung. Im Test hat sich gezeigt, dass dafür eindeutig erkennbare Lücken Voraussetzung sind. Weniger schön: Wer beim selbständigen Ausparken einen Herzinfarkt hinterm Steuer erleben will, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Wenn ich langsam rückwärts aus meiner engen Garage fahre, steigt der Notbremsassistent auch mal spontan voll in die Eisen! Selbst, wenn der ID.7 schon zu drei Vierteln im Freien ist. Warum? Da hilft nur, den Assi vor jedem Ausparkvorgang erneut zu deaktivieren.

Aktivierte Assistenten lassen sich auch in einer Grafik anzeigen.

Fahrkomfort 

Laura: Der ID.5 misst 1,61 Meter in der Höhe – acht Zentimeter mehr als der ID.7 – was das Ein- und Aussteigen erleichtert. Das macht den Wagen zudem geeignet für Passagiere jeden Alters. Das Fahrgefühl ist ruhig. Auch dürftig geflickte Landstraßen und Bodenwellen federt er gut ab. Bei engen Kurven macht sich dann aber doch das Gewicht des Autos bemerkbar. Immerhin bringt das Fahrzeug 2,1 Tonnen auf die Waage. Das Umschalten in andere Fahrmodi geschieht fast unbemerkt. Der Sportmodus macht richtig Spaß, da das Gaspedal deutlich schneller reagiert als im ECO- oder Comfort-Modus. Auf den künstlichen Sportwagen-Sound hätte VW allerdings verzichten können – der ist mir beim Fahren fast unangenehm. Das Vorurteil, dass SUVs unhandlich seien, bestätigt der ID.5 nicht: Trotz seiner Größe (4,60 Meter lang; 1,85 Meter breit) lässt er sich mit einem Wendekreis von 10,20 Metern erstaunlich gut rangieren.

Mehr Platz in der Lücke als mit dem ID.7.
Mehr Platz in der Lücke als mit dem ID.7.

René: Wenn jemand eine Reise tut, dann ist der ID.7 perfekt. Leise Fahrgeräusche, bequeme Sitze, gut abgestimmtes Fahrwerk und ein riesiger Kofferraum mit herausnehmbarem Ladeboden (523 Liter, 1.586 Liter bei umgeklappten Rücksitzen): Der Urlaub kann kommen! Und bei Bedarf auch flott, denn 286 PS drücken gut nach vorne, wenn’s mal sein muss. Mit fast 2,2 Tonnen ist der Stromer allerdings kein Leichtgewicht. Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt die Bedienung der Klimatisierung: Warum bläst es mir ins Gesicht, wenn die betreffende Düse laut Display den Luftstrom nach unten lenkt? Dann hilft nur nach Nachjustieren über den Bildschirm oder ein Sprachbefehl. Manuell verstellbare Düsen sind vielleicht von gestern, aber wären mir persönlich viel lieber.

Bei zu engen Lücken kapituliert der Parkassistent.
Bei zu engen Lücken kapituliert der Parkassistent.

Verbrauch 

Laura: Nach fast 9.000 Kilometern liegt der durchschnittliche Verbrauch bei 17,3 kWh pro 100 Kilometer. Außentemperatur, Topografie, Beladung und vor allem die Geschwindigkeit bestimmen den Stromverbrauch des Fahrzeugs. Vollbeladen, mit Fahrradträger auf der Anhängerkupplung bei zehn Grad Celsius braucht der ID.5 auch gerne mal 21 kWh. Wer energieeffizient fahren will, sollte auf der Autobahn den Tempomaten auf 120 km/h einstellen. Höhere Geschwindigkeiten fressen deutlich mehr Strom. Alternativ kann ich per B-Modus an der Schaltwippe eine stärkere Rekuperation einstellen. Das nutze ich im Stadtverkehr gerne, um Reichweite zu sammeln. Nur mit einem Pedal zu fahren, ist außerdem super entspannt. Der Crossover hat eine maximale Ladeleistung von 135 KW und erreicht an der Schnellladesäule in 29 Minuten einen Ladestand von 80 Prozent.

Macht Bock: der Sportmodus auf Landstraßen.
Macht Bock: der Sportmodus auf Landstraßen.

René: Der Durchschnittsverbrauch überzeugt mich bislang: Nach knapp 4.000 Kilometern liegt dieser bei 14,5 kWh. Freilich gefahren im Frühling und Sommer überwiegend als 60-km-Pendelstrecken mit einem Drittel Landstraße und zwei Dritteln Autobahn – aber das auch mal zügig. Als Reichweite mit der 77kWh-Batterie haben sich hierfür rund 450 Kilometer bei 80 Prozent Ladung eingependelt. Da scheint sich der geringe Luftwiderstand mit einem cW-Wert von 0,23 bezahlt zu machen. Schade, dass man an Wechselstrom-Ladestationen nur mit 11 kW Energie ziehen kann. Schnellladen passt dagegen: Hier sind bis zu 175 kW möglich, das dauert rund 28 Minuten von 10 bis 80 Prozent. An der Rekuperation gibt es nichts zu meckern, sie unterstützt das Abbremsen sehr angenehm. Geschmackssache: Per Fahrprogramm B (Brake) rekuperiert das Auto stark – der entspanntere „Segelmodus“ D sagt mir persönlich mehr zu. Dann muss der Fuß nicht ständig aufs Pedal drücken.

Ideal sowohl für Fahrten ins Büro als auch für den Famileinurlaub.
Ideal sowohl für Fahrten ins Büro als auch für den Famileinurlaub.

Fazit

Lauras Fazit: Der ID.5 punktet zwar nicht mit Coolness, dafür aber mit jeder Menge Fahrspaß. Die breite Palette an Assistenz- und Sicherheitssystemen, der geräumige Innenraum und das umfangreiche Infotainment machen den SUV-Coupé zu einem soliden Fahrzeug. Mit seinem großzügigen Kofferraum (549 Liter) und einer Reichweite von 534 Kilometern ist das Auto bestens geeignet für den Alltag und längere Strecken. Beim Durchschnittsverbrauch ist noch etwas Luft nach unten. Schade, dass sich VW gegen einen Frunk entschieden hat. An den zusätzlichen Stauraum für Ladekabel und Co. habe ich mich in meinem IONIQ 5 schnell gewöhnt. Der ID.5 eignet sich für Solo-Reisende, taugt aber auch als Familienkutsche.

Renés Fazit: Ob solo ins Büro oder mit der Familie bis ans Meer: Im ID.7 fühlt man sich rundum wohl. Nicht umsonst haben ihn Motorjournalisten zum German Car of The Year 2024 gekürt. Zum gelungenen Gesamtpaket tragen das starke E-Aggregat, der komfortable Innenraum, Head-up-Display, Stauraum ohne Ende und nützliche Assistenten bei. Der Sound der serienmäßigen 8+1-Lautsprecher überzeugt mich ebenfalls. Das alles lässt einen selbst bei Stau entspannter ankommen. Kleines Manko: Die Wärmepumpe für mehr Reichweite hat es nicht in die ansonsten sehr umfangreiche Serienausstattung geschafft. Die gibt es nur für knapp 1.000 Euro Aufpreis. Doch mit seinem niedrigen Verbrauch legt der VW bis zur nächsten Ladesäule ohnehin einige Extrakilometer auf die Straße. Er taugt so problemlos auch mal ohne Zwischenladen für tägliche Pendelstrecken.

Klares Fazit: ID.5 und ID.7 garantieren Fahrspaß.
Klares Fazit: ID.5 und ID.7 garantieren Fahrspaß.
Bilder: Nikolaos Radis
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