Icon anklicken, einloggen und los geht’s: Videospiele haben mittlerweile einen festen Platz im Alltag – nicht nur bei Jugendlichen. In Zeiten von Homeoffice, Lockdown und Co. sind Games eine wertvolle Form von kontaktlosem Entertainment. Doch welchen Einfluss haben Videospiele etwa auf das Verhalten von Jugendlichen im Straßenverkehr? Und warum bieten Games auch Vorteile für das autonome Fahren?
Laut der Unfallstudie des Statistischen Bundesamtes sind die 18- bis 24-jährigen Fahrer die häufigsten Hauptunfallverursacher. Und junge Menschen zocken oftmals gerne. Doch hat das einen Einfluss auf ihr Fahrverhalten? Bereits 2012 hat sich eine Studie des Dartmouth Colleges in New Hampshire (USA) mit dem Verhältnis von Videospielen und Fahrverhalten beschäftigt. Das Fazit: Viele jugendliche Videospieler lassen ihr Fahrverhalten von ihren Erfahrungen am Computer beeinflussen. Die tollen Autos, realistischen Verkehrssysteme und erkundbare Umgebungen machen den virtuellen Spaß zudem zum Dauerbrenner.
Mögliche Datenquelle für autonomes Fahren
Autocomputerspiele sind auch nicht uninteressant für das autonome Fahren. Denn hier gibt es Möglichkeiten zur wertvollen Datenerhebung. Vor allem das bekannte Videospiel GTA V ist vielversprechend. Unter anderem deshalb, weil man sich einen eigenen Server mieten kann. Dieser lässt sich mit Erweiterungen wie Texturen oder Wettermuster auf den Nutzer maßschneidern. Für die sogenannten Corner Cases eine Riesenchance. Ein Corner Case ist ein Szenario, das aus dem Normbereich fällt und einer komplexeren Lösung bedarf. Dazu zählt zum Beispiel die moralisch-ethische Frage, ob im Kollisionsfall ein jüngerer oder älterer Fußgänger priorisiert werden soll. Virtuelle Sphären ermöglichen es auch, Fälle mit einer höheren Gefahrenquote risikofrei darzustellen, wie ein schlecht geparktes Auto oder Fußgängergefährdung. Forscher nutzen also Videospiele, um Unvorhergesehenes darzustellen und Szenarien im Straßenverkehr als Daten für autonomes Fahren zu sammeln.
Datensammlung leicht gemacht
Doch wie genau werden die Daten gesammelt? Nehmen wir an, dass wir eine virtuelle Welt gestalten wollen, in der wir ein Fahrzeug unserer Wahl steuern können. Was brauchen wir dazu? Zunächst sind das visuelle Bildelemente wie Straßen, Autos und Ampeln. Aber was bedeutet es, einen virtuellen Verkehr aufzubauen? Das spannende an Videospielen ist hier die Interaktion zwischen den Elementen. Halte ich mich an die Straßenmarkierungen oder bin ich zu schnell unterwegs und fahre gegen ein anderes Auto? Was passiert dann auf der audiovisuellen Ebene? Hier müssen im Spiel Reaktion zwischen den Elementen in Videospielen dargestellt werden. Und das passiert über die Vergabe von Eigenschaften: Wie soll sich das Auto verhalten, wenn es gegen ein anderes Auto stößt? Beim Zusammenstoß mit einem Hindernis erwarten wir eine Reaktion, die auch im Videospiel nachvollziehbar ist. Folglich wollen wir sehen, dass beide Autos zurückprallen, es einen Knall gibt und beide beschädigt werden. Szenarien wie diese gibt es viele und jedes einzelne muss beim Programmieren bedacht werden. Dazu gehören auch Straßenmarkierungen, fahrende Autos und laufende Personen. Im Bereich des autonomen Fahrens sind ähnliche Zuweisungen notwendig.
Die Chancen und Grenzen von Videospielen
GTA V hilft somit Forschern dabei, die genannten Reaktionen wie einen Zusammenstoß zweier Autos zu dokumentieren. Zusätzlich sind Abstände zwischen Fahrzeugen, umherliegenden Objekten, Fahrbahnstrukturen und Fahrtwinkel potenzielle Datenquellen. Unfälle in Videospielen simulieren somit realistische Szenarien, die beim autonomen Fahren berechnet und verhindert werden sollen. Eine Studie der Princeton University in New Jersey (USA) zeigt, dass sich Fehler von autonomen Systemen im Straßenkehr immer dann häufen, wenn nicht genügend Daten vorliegen. Je mehr Szenarien ein autonomes System nun im Voraus berechnen kann, desto geringer ist die Fehlerquote im Straßenverkehr.
Jedoch kann GTA V nur die grundlegenden Szenarien im Straßenverkehr dokumentieren. Die Erweiterungen des Spiels sind gerade in Bezug auf Wettermuster, Straßenbeschaffenheit, Automodelle oder auch Bewegungsunschärfe stark eingeschränkt. Das bedeutet, dass viele Variablen im Videospiel gar nicht bedacht werden können und mehr Recherche außerhalb von virtuellen Welten nötig ist.
Trotzdem ist klar: Wenn es nur virtuell statt im wirklichen Leben knallt, dann ist das doch ein guter Anfang.