Automobilproduktion morgen:
„Smart, lean und green“

Bernd Würsching hat die Bedingungen im Blick, unter welchen die Autos hergestellt werden. Der Porsche-Mann war unter anderem zuständig dafür, dass der Taycan perfekte Produktionsbedingungen vorfand. Mit ihm sprechen wir über den Wandel in der Automobilproduktion.

Bernd Würsching hat die Bedingungen im Blick, unter welchen die Autos hergestellt werden. Und er weiß, in welche Richtung sich die Automobilproduktion verändern wird.

Wie hat sich das Herstellen von Fahrzeugen im Laufe der letzten Dekaden geändert?

Die Anforderungen hinsichtlich Produkteigenschaften, Stückzahlen und Qualitätsansprüchen sind deutlich gestiegen. Die Veränderungen erstrecken sich über alle Segmente des Fahrzeug-baus. Bei der Herstellung von Verbrennungs- und Elektromotoren sind neue Werkstoffe und damit veränderte Produktionsverfahren prägend. Im Karosseriebau setzen wir heute auf intelligenten Leichtbau aus Aluminium und hochfesten Stählen. In der Lackiererei sind neben der Oberflächenqualität sowie dem Korrosionsschutz die Einhaltung der Umweltanforderungen ein bestimmender Faktor. In der Fahrzeugmontage sind es Präzision und Wiederholgenauigkeit in Verbindung mit Ergonomie. Intelligente Handling-Geräte und vernetzte Werkzeuge mit Sensortechnik unter- stützen bei der passgenauen Montage von Bauteilen. Grundsätzlich steht bei allen Prozessschritten neben Qualität und Ergonomie auch der Effizienz- Aspekt im Vordergrund. Effizienz ist auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor.

Stichworte Elektrifizierung und Nachhaltigkeit. Was bedeutet das für die Infrastruktur eines Automobilwerkes?

Der Ablauf einer Fertigung von E-Autos ist mit konventionellen Fahrzeugen vergleichbar. Wir haben unsere Produktion möglichst flexibel ausgelegt, um auch verschiedene Fahrzeugtypen auf denselben Linien bauen zu können. Dennoch gibt es Unterschiede durch zusätzliche Prozessschritte und neue Fertigungs- anlagen: etwa Prüfumfänge für Hochvoltkomponenten oder den Einbau von Batterie und Fahrwerk als ein großes Bauteil. Wir betreiben unsere Werke in Zuffenhausen und Leipzig bilanziell CO2-neutral und setzen auf den Einsatz erneuerbarer Energien. Für Optimierungen im Fertigungsprozess und den Logistikketten hilft die Digitalisierung als Bestandteil der „Smart Factory“.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung?

Digitalisierung ist ein wesentlicher „Enabler“ für Effizienz, hohe Fertigungsqualität und innovative Produktionsverfahren. Bei Porsche und im VW-Konzern setzen wir auf eine digitale Produktionsplattform, die uns einen Gesamtüberblick über das Werk gibt: Von der Teileverfügbarkeit über den Fertigungstakt bis hin zum Energie- verbrauch. So lässt sich etwa immer genau nachverfolgen, in welchem Fertigungsabschnitt gerade ein Fahrzeug ist und welche Teile benötigt werden. Die Digitalisierung hilft uns auch bereits vor dem Bau eines Werks, um in enger Abstimmung mit anderen Unternehmensbereichen wie der Technischen Entwicklung, der Beschaffung und dem Vertrieb eine Produktionslinie virtuell zu planen. Schon heute schauen wir mittels digitaler Planung in die Mitte der 2030er Jahre, um uns auf zukünftige Projekte vorzubereiten.

Wie sieht das Automobilwerk der Zukunft aus und welche Rolle wird der Mensch darin spielen?

Smart, lean und green – das ist das Leitmotiv der Porsche Produktion und gibt den Weg vor. Dabei steht der Mensch klar im Mittelpunkt – auch in der Zukunft. Bei Porsche setzen wir nicht auf maximale Automation in der Produktion. Mit unserer Fertigungsweise bewegen wir uns im „Sweet Spot“ zwischen industrieller Fertigung und Fahrzeug-Manufaktur. Automation und Digitalisierung unterstützen und entlasten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gleichzeitig wird Handarbeit immer noch essenziell bleiben, etwa in der Fahrzeugmontage oder der Sattlerei. Zudem wird die Vernetzung einzelner Prozessschritte weiter zunehmen, etwa in der Logistik und entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um die Produktqualität abzusichern. Nachhaltigkeit wird eine noch größere Rolle spielen, auch was planerische Aspekte eines Werks angeht, etwa die Integration von naturnahen Flächen auf dem Werksgelände.

Wann ist für Sie der Moment, in dem aus systematischem Zusammensetzen verschiedenster Teile ein Porsche wird?

Für viele Besucher unserer Produktionsstätten ist dieser Moment sicher die „Hochzeit“, wenn der Antriebsstrang mit der Karosserie verbunden wird. Für mich ist es der Moment, wenn mit der fertigen Rohkarosserie die charakteristische Form eines Porsche 911 sichtbar wird.

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