Kein Stress beim Autofahren? Klingt gut. Der Abstandsregeltempomat gehört in immer mehr Fahrzeugen zum guten Ton.
Meter rollen. Bremsen. Warten. Die Kinder auf der Rückbank schreien. Plötzlich: freie Fahrt. Gas geben. Der Hintermann fährt dicht auf. Stress. Wir alle wissen: Auf der Autobahn spielt der böse Verkehrsgott regelmäßig mit den Nervensträngen der Autofahrer E-Gitarre, vor allem Hard-Rock-Stücke. Dass es dann viel zu oft rummst auf Deutschlands Straßen, ist nicht verwunderlich: Menschen machen Fehler, vor allem dann, wenn sie sich lange Zeit am Stück konzentrieren müssen. Allein 2018 gab es laut Statistischem Bundesamt mehr als 50.000 Unfälle mit Personenschäden, weil Fahrer zu wenig Abstand zum Vordermann gehalten haben. Ein Stück Technik, das hier helfen kann, ist der Abstandsregeltempomat, auch bekannt unter dem englischen Begriff Adaptive Cruise Control (ACC).
Brems, breeems, breeeeeems!
Ein Abstandsregeltempomat ist ein Fahrerassistenzsystem, welches die Position und die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs mithilfe eines Sensors erfasst und die Geschwindigkeit des eigenen Fahrzeugs entsprechend anpasst. Vor allem in Fahrzeugen mit Automatikgetriebe sind die kleinen Helfer heute zu finden, weil die Gangwechsel selbstständig vom Getriebe ausgeführt werden. Bei Fahrzeugen mit Handschaltung fordert hingegen eine aufblinkende Anzeige den Fahrer zum Schalten auf. In Zukunft sollen Abstandsregeltempomaten noch mehr können: Sie sollen Hindernisse automatisch erkennen, um ihnen auszuweichen oder sie zu umfahren.
Radar? Lidar? Na klar!
Die Technik, die dahintersteckt, ist nicht ohne: Der vorausfahrende Verkehr wird meistens mithilfe eines Radar- oder Lidar-Sensors erfasst, der im Frontbereich des Autos installiert ist. Die Radar-Technik nutzt Funkwellen, um Hindernisse im Umfeld zu erkennen. Der Sensor erfasst dabei die Daten und schickt sie an einen kleinen Rechner, der sie auswertet: Liegt ein Hindernis in Front? Bewegt es sich? Wenn ja, mit welcher Geschwindigkeit? Der Rechner – bei Autos Steuergerät genannt – schickt daraufhin Handlungsanweisungen an andere Rechner im Auto. Etwa: „Langsam beschleunigen!“ Oder: „Bremsen!“ Bei Lidar-Systemen läuft das Prozedere gleich ab, nur, dass das Umfeld nicht mithilfe von Funkwellen erfasst wird, sondern mit nicht sichtbaren Laserstrahlen. Das Lidar-Bild ist schärfer und genauer als das Radarbild. Gleichzeitig ist die Reichweite eines Lidar-Systems kürzer und es ist bei schlechtem Wetter störungsanfälliger.
Aufpassen, Leute!
Laut Studien können Abstandsregeltempomaten gemeinsam mit Auffahrwarnsystemen die Zahl der starken Bremsmanöver auf Autobahnen um 67 Prozent und die Zahl der kritischen Abstände zum vorausfahrenden Fahrzeug um 73 Prozent reduzieren. Also alles tipptopp und sicher, wenn man einen so einen Helfer an Bord hat? Nicht ganz. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass es bei einigen Fahrern zu einer sogenannten Risikokompensation kommt. Das bedeutet, dass der Fahrer zu sehr auf das System vertraut – und die Fahrsicherheit dadurch letztlich sogar sinken kann.
Viele Fahrer setzten auch bei schlechter Sicht auf den Abstandsregeltempomaten und fahren schneller als angebracht – ganz nach dem Motto: Die Technik wird’s schon richten. Einige Hersteller steuern dagegen, indem sie die Systeme bei schlechter Sicht ausschalten. Allerdings geht man zusätzlich davon aus, dass Fahrer schneller ermüden, wenn sie nicht gezwungen sind, ständig nach Tacho, Abstand und Verkehrsfluss zu schauen. Letztlich bleibt die Verantwortung also doch beim Menschen. Und zumindest ein wenig wacher und aufmerksamer kann man sich auch mit der passenden Musik im Auto halten. Hard Rock soll ganz gut funktionieren.