Putzig sieht er aus, der Kleine. Der Neue von Fiat. Und er trägt einen großen Namen: Topolino. So nannten die Italiener den ersten Fiat 500, der von 1936 bis 1955 hergestellt wurde.
Topolino bedeutet Mäuschen und ist auch der italienische Name der Disney-Comicfigur Mickey Mouse. Das Gesicht des neuen Topolino dagegen erinnert absichtsvoll an den zweiten Fiat 500, den man 1957 Nuova 500 nannte. Schaut man sich die Maße des Fiat Topolino von 2024 an, der vor kurzem zu den deutschen Händlern gerollt ist, stellt man fest: Der erste Topolino war kaum größer und nur etwa 100 Kilogramm schwerer als sein Urenkel. 1936 reichte das, um ein Auto zu sein.
2024 nicht: Der neue Topolino ist ein Leichtfahrzeug der Klasse L6e, darf nicht mehr als 425 Kilogramm wiegen (ohne Batterie), nicht schneller fahren als 45 km/h und nicht mehr leisten als 6 kW. Im Gegenzug darf man ihn mit dem Führerschein der Klasse AM in Deutschland schon als 15-Jähriger bewegen, in Italien kann man sich sogar mit 14 Jahren ans Topolino-Steuer setzen.
Vierrädrige Alternative zu Scootern
Ein Anfängerfahrzeug also, zwar spartanisch ausgestattet, aber topmodern mit Elektroantrieb. Im Stadtverkehr absolut auf Augenhöhe mit den großen Autos. Und mit viel italienischem Charme. 9.900 Euro Listenpreis klingen zunächst nicht wirklich nach einer Alternative zu einem 50-ccm-Roller, doch der Hersteller bietet den Topolino nach einer Anzahlung von 1.500 Euro zu einer monatlichen Leasingrate von 49 Euro an: Dafür gibt es dann vier statt zwei Räder und ein Dach über dem Kopf.
Weil die Autowelt von heute stark vernetzt ist, rollt der Topolino nicht als Solist auf den Markt. Er hat konstruktionsgleiche Geschwister im Stellantis-Konzern: den Citroën Ami und den Opel Rockster-e. Während der Franzose und der Deutsche auf futuristisches Design setzen und von vorne wie hinten identisch aussehen, bringt der kleine Italiener Nostalgie und la dolce vita als Flirtfaktoren ins Spiel.
Drei mal 500: In der Mitte der Urahn Topolino (1936 bis 1955). Rechts der Nuova 500 (1957 bis 1977), links der jüngste Fiat 500 (2007 bis 2024).
Kleines Geburtstagsgeschenk
Ein hübsches kleines Präsent zum 125. Geburtstag der Marke Fiat, die 1899 von neun Geschäftspartnern in Turin gegründet wurde. Was heute nicht mehr so geläufig ist: Fiat war einmal ein richtig großer Automobilhersteller. Vor etwa 50 Jahren verkauften die Italiener in Europa und Nordamerika mehr Autos als der heutige Gigant Volkswagen. Man heimste zweimal den Titel „Europas Auto des Jahres“ ein und war jahrelang Importeur Nummer Eins in Deutschland. Von 1929 bis 1973 war Fiat mit einem Montagewerk in Heilbronn sogar ein offiziell deutscher Fahrzeughersteller.
Abschied von der vierten Generation Fiat 500
2024 wird bei Fiat also gefeiert: 125 Jahre des Bestehens und ein neuer Topolino. Es heißt aber auch Abschied nehmen: Die Produktion des Fiat 500, des vierten Erfolgsmodells mit diesem Namen, ist beendet worden. Erstmals vorgestellt wurde der Kleinwagen, der ebenfalls mit Retro-Design punkten konnte, 2007, exakt 50 Jahre nach dem Debüt seines Vorbilds Nuova 500 von 1957. Beide waren in ihrer Karriere vergleichbar erfolgreich: jeweils mehr als drei Millionen verkaufte Fahrzeuge.
Die Erfolgsgeschichte des Fiat 500 von 2007 bis 2024 hätte noch ein bisschen weitergehen können, doch die Elektronik-Architektur des Modells genügt nicht mehr den aktuellen Anforderungen an die Sicherheit der Datenübertragung und an erweiterte Assistenzsysteme, die seit Juli dieses Jahres für Neuwagen Pflicht sind. Eine Umrüstung wäre zu teuer geworden.
So trägt momentan nur noch der Fiat 500e mit Elektroantrieb den großen Modellnamen, der mit Unterbrechungen seit fast 90 Jahren eine Säule des Fiat-Programms ist. Man darf gespannt sein, was sie sich in Turin einfallen lassen, um die Geschichte des Fiat 500 weiterzuerzählen.