Als Bertha Benz vor rund 130 Jahren mit dem ersten Automobil fuhr, hätte sie kaum gedacht, dass das Auto die Massen erobern oder gar selbstständig fahren wird. Heute ist dieser Zukunftsgedanke zum Greifen nah: ein Erfahrungsbericht mit BerthaOne.

Vollautomatisiertes Fahren:
ein Erfahrungsbericht mit BerthaOne

Als Bertha Benz vor rund 130 Jahren mit dem ersten Automobil fuhr, hätte sie kaum gedacht, dass das Auto die Massen erobern oder gar selbstständig fahren wird. Heute ist dieser Zukunftsgedanke zum Greifen nah: ein Erfahrungsbericht mit BerthaOne.

Wir fahren auf eine Kreuzung zu. „Bremsen, breeemseeeen“, schießt mir durch den Kopf. Mein rechter Fuß drückt sich auf der Suche nach dem Bremspedal in die Fußmatte. Allerdings hilft das nichts, denn ich sitze auf dem Beifahrersitz eines vollautomatisierten Fahrzeugs – und nicht in einem Fahrschulauto. Wobei der Begriff Fahrschulauto gar nicht so verkehrt ist.

Video: Autonomes Fahren – Wie funktionieren autonome Fahrzeuge?

YouTube

Mit einem Klick auf dieses Vorschaubild willige ich ein, dass Inhalte von Google (USA) nachgeladen werden. Hierdurch erhält Google (USA) die Information, dass Sie unsere Seite aufgerufen haben sowie die in diesem Rahmen technisch erforderlichen Daten. Wir haben auf die weitere Datenverarbeitung durch Google keinen Einfluss. Bitte beachten Sie, dass in Bezug auf Google (USA) kein angemessenes Datenschutzniveau vorliegt. Weitere Informationen finden Sie in unserer
Datenschutzerklärung

Video laden

 Maximilian Naumann, Ingenieur am FZI Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe, ist heute unser Sicherheitsfahrer – oder Fahrlehrer, wie er sagt. Allerdings bringt er nicht Menschen bei, wie man ein Auto fährt, sondern er unterrichtet BerthaOne darin, wie es sich sicher und vor allem auch selbstständig im Straßenverkehr bewegt. Zumindest weiß BerthaOne schon, dass sie bei einer roten ­Ampel bremsen muss. Meine Ängste sind also völlig unbegründet.

Was wir Menschen unbewusst wissen, musste das System erst lernen.

Christian Hubschneider

Stellvertretender Abteilungsleiter am FZI Forschungszentrum Informatik

Button Text

Technik so weit das Auge reicht

BerthaOne ist keine gewöhnliche Mercedes-E-Klasse, sondern eines der Forschungsfahrzeuge des FZI. Ihr Name ist ein Tribut an die Automobilpionierin Bertha Benz. BerthaOne ist voll mit Technik: sechs Kameras, mehr als 20 Sensoren, GPS, ein Kofferraum gespickt mit Computern und Kabeln. Maximilian Naumann startet das Auto nicht nur mit dem Schlüssel, sondern auch mit ein paar Befehlen, die er auf einer Tastatur eingibt. Auf einem der großen Bildschirme sehe ich, wie das System hochfährt. Unsere Fahrt auf dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg beginnt. Ich bin gespannt und aufgeregt zugleich.

BerthaOne auf der Straße
Wenn die Mitarbeiter des FZI nicht gerade neue Funktionen für BerthaOne programmieren, sind sie im Straßenverkehr unterwegs, um BerthaOnes Können zu testen.

Fußgänger – was ist das?

BerthaOne lenkt, beschleunigt und bremst von allein. Nebenbei kommuniziert sie mit der Kreuzung. Irgendwie gespenstisch. Dank der zahlreichen Sensoren entgeht ihr kein Detail. Auf einem Bildschirm kann ich in einer Ansammlung von Punkten Fußgänger, Radfahrer und andere Fahrzeuge erkennen, die sich in unserer Nähe aufhalten. „Was wir Menschen unbewusst wissen, musste das System erst lernen: Wie sieht ein Fußgänger aus? Wie bewegt er sich? Durch die Analyse zahlreicher Daten hat eines der Systeme im Fahrzeug sich angeeignet, wie Menschen typischerweise in Punktwolken aussehen. Egal ob es die Oma mit Rollator, ein Kind oder ein Erwachsener ist“, erklärt Christian Hubschneider, stellvertretender Abteilungsleiter am FZI Forschungszentrum Informatik.

Simulation beim FZI
Vom FZI aus beobachten wir in einer Simulation den Verkehr auf einer Karlsruher Kreuzung.

 Das Ende des echten Autofahrers?

Der kurze Ausflug in die Zukunft regt meine Fantasie an: Wie wird sich unsere Mobilität durch automatisiertes Fahren verändern? Was macht das automatisierte Fahren mit uns, wie beeinflusst es unser Leben? Wie werden unsere Straßen in Zukunft aussehen? Werden wir noch Verkehrszeichen und Ampeln haben? Wird es irgendwann überhaupt noch echte Fahrer geben? Und die Frage aller Fragen: Wann wird es soweit sein? Leider konnte mir darauf niemand eine konkrete Antwort geben.

Fakt ist: Wir befinden uns aktuell auf Stufe 2 des automatisierten Fahrens. Es gibt auch schon Fahrzeuge in Serienreife, die Level-3-fähig sind, allerdings sind diese Funktionen noch nicht für den Straßenverkehr zugelassen. „Vollautomatisierte Fahrzeuge (Stufe 4), beispielsweise Taxen oder Personenshuttles, die in einem bestimmten Gebiet selbstständig fahren, werden in rund fünf Jahren wahrscheinlich zum Alltag gehören“, prognostiziert Hubschneider.

Redakteurin Tessa Blatt

Tessa Blatt

Ist fasziniert davon, was BerthaOne alles kann und freut sich auf die Zukunft unserer Mobilität. Bis dahin hält sie das Steuer aber fest im Griff.

Bilder: Nikolaos Radis
Zurück zur Startseite

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen