Von den Boliden der Formel 1 heißt es gerne, sie seien im Kreisverkehr unterwegs. Dies kommt davon, weil sie am Ende jeder Runde wieder am Anfang sind. Mit einem Turbokreisverkehr hat dies nichts zu tun. Diese recht anspruchsvolle Variante bereichert seit einiger Zeit das bewährte deutsche Kreisverkehrssortiment.
Der Name Turbo kommt von der Funktionsweise, nicht von der maximalen Beanspruchung des menschlichen Fahrerhirns und auch nicht von den dort herrschenden Geschwindigkeiten. Keine Formel 1
also, sondern ein mehrspuriges Konstrukt, bei dem durch Vorsortierung in den Kreiszufahrten und Ansetzen neuer Fahrstreifen an der Innenseite der Kreisfahrbahn Fahrstreifenwechsel auf der Kreisfahrbahn vermieden und Fahrwegüberschneidungen an den Kreisausfahrten verhindert werden sollen. Alles klar? Eher nicht? Auch egal. Denn erfunden haben dies die Holländer, und in Deutschland gibt es die verwirrenden
Kreiselungetüme bisher sowieso nur außerhalb von Ortschaften.
Man möchte wohl die deutschen Verkehrsteilnehmer nicht überfordern. Denn die haben nach jahrzehntelanger Abstinenz immer noch großen Nachholbedarf. Während die westlichen und südlichen Nachbarn die
ganze Zeit über ununterbrochen kreisförmig im Verkehrsfluss waren, standen die deutschen Autofahrer brav vor der Ampel an der Kreuzung. So viel Stillstand muss jetzt kompensiert werden – und die Straßenbauämter
planen und bauen so viel und so schnell es geht. Doch egal, wie fest die deutschen Verkehrsplaner mit ihrem Hang zur Perfektion beim Kreisverkehrsausbau auf die Tube drücken, an die Weltrekordhalter, die
Franzosen, kommen sie nie und nimmer ran. 20.000 ronds-points zählt die Grande Nation zwischen Mittelmeer und Ärmelkanal. Ganz schön Turbo, auch wenn immer mehr Autofahrer im Kreisel elektrisch unterwegs sind. Die Welt dreht sich. Mit immer mehr Kreisen.