Er lässt uns nie
im Regen stehen

Der Scheibenwischer hat immer dann seinen Auftritt, wenn wir die Übersicht verlieren. Wie funktioniert der stille Held eigentlich?

Als die Autos laufen – also fahren – lernten, war er noch nicht erfunden. Man behalf sich mit Frontscheiben, die man nach vorn klappen konnte, um bei Regen freie Sicht zu behalten. Blöd nur, dass die Passagiere dann ausgerechnet bei Sauwetter mehr oder minder im Freien saßen. Kurz nach dem Jahr 1900 gab es deshalb gleich mehrere patentierte Ansätze, um die Frontscheibe zu wischen, statt sie zu klappen. Als Erfinderin der damals besten Lösung gilt eine Frau: die US-amerikanische Unternehmerin Mary Anderson. Ihr Wischer bestand aus einem Metallhebel an der Oberkante der Scheibe, mit dem sie einen außen angebrachten hölzernen Schwingarm bewegte, an dem ein Schwamm befestigt war. In Deutschland war es Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder des letzten deutschen Kaisers, der als Erster ein Patent auf einen handbetriebenen Wischer mit Gummilippe erhielt.

Seit seiner Erfindung wenig verändert

Am Grundprinzip Wischerarm mit Gummilippe hat sich seither nichts mehr Wesentliches geändert, nur muss die Fahrerin oder der Fahrer längst nicht mehr selbst Hand anlegen. Bosch brachte 1926 den elektrischen Antrieb ins Auto, Intervall-Scheibenwischer gibt es seit Mitte der 1960er-Jahre. Etwa zeitgleich sind an der Unterkante der Frontscheiben die Scheibenwaschanlagen heimisch geworden. Sie sorgen auf Zug am Lenkstockhebel für mehr Durchblick, wenn schmutzige Gischt von der Straße aufgewirbelt wird oder die Frontscheibe sich als Fliegenfänger betätigt.

Beim Wechsel verschlissener Wischerblätter sollten Markenprodukte die erste Wahl sein. Bild: AdobeStock/VGV

Viele heutige Wischerblätter bestehen aus mehreren Segmenten mit Gelenken, die das Gummiprofil an die gewölbte Scheibe drücken. Dünne, elastische Metalleinlagen im Gummi sorgen für die gleichmäßige Druckverteilung. 1999 kam der erste gelenklose Flachbalkenwischer auf den Markt, wieder ein Produkt des Weltmarktführers Bosch: Der sogenannte „Aerotwin“-Wischer besteht aus einem einteiligen Gummiprofil mit integriertem Spoiler und zwei Federschienen zur Druckverteilung. Diese Konstruktion verbessert das Wischergebnis, vergrößert mit ihrer schlanken Bauform das Sichtfeld des Fahrers und setzt sich zunehmend durch.

Ein starkes Duo: Wischer und Regensensor

Ein großer Komfortgewinn sind Regensensoren als Assistenten für das Wischersystem. Seit Mitte der 1990er-Jahre verfügbar, haben sie sich längst unentbehrlich gemacht. Die meisten Sensoren arbeiten mit Lichtimpulsen, aus deren Reflexion an der Außenseite der Scheibe die Steuerungselektronik ableitet, wie gut oder schlecht die Sicht ist. Bei gut funktionierenden Systemen muss die Fahrerin oder der Fahrer eigentlich nur noch den Wischer aktivieren, den Rest erledigen Regensensor und Wischerarme selbsttätig im Duett.

Integrierte Waschdüsen

Einige Hersteller integrieren heute die Düsen der Scheibenwaschanlage in die Wischerarme. Statt von der Motorhaube aus sprühen sie das Waschwasser direkt vor die Gummilippe. Als Vorteile werden genannt, dass damit Bauraum im Motorraum gewonnen und die Waschflüssigkeit effizienter eingesetzt wird. Die Bauweise hat allerdings auch Nachteile: Der Wechsel verbrauchter Wischerarme ist deutlich teurer, zumal sie bei Frost auch beheizt sein müssen. Bei konventionellen Scheibenwaschanlagen genügt in der Regel die Abwärme des Motors, um die Düsen frostfrei zu halten.

Titelbild: Michelin
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