87 Stunden im Stau

87 Stunden
im Stau

München ist an der Tabellenspitze! Aber damit ist nicht der erste Platz in der Bundesliga-Tabelle gemeint. Die bayerische Landeshauptstadt führt das Stauranking der deutschen Städte an.

Wer das Gefühl hat, immer länger im Stau zu stehen, der liegt damit nicht falsch: Die neuesten Zahlen des Verkehrsspezialisten INRIX bestätigen das. Für die „Traffic Score Card“-Studie hat INRIX Verkehrsdaten im Jahr 2019 aus 900 Städten in 43 Ländern untersucht und kommt für Deutschland zu dem Schluss, dass Autofahrer hier durchschnittlich 46 Stunden im Stau stehen. Aber was ist schon der Durchschnitt?! In München stehen Pendler 87 Stunden pro Jahr im Stau, in Berlin 66 und in Düsseldorf 50 Stunden.

Warten…auf bessere Zeiten?

Das gilt zumindest mal für die Autostadt Stuttgart. Sonst für schlechte Schlagzeilen in Sachen Feinstaub bekannt, liegt sie nun mit 42 Stunden Zeitverlust im Blechlawinenranking auf Platz fünf – ein Platz weiter unten, als im Vorjahr. Starke Stauzuwächse haben dafür Städte wie Lübeck mit 43 Stunden – einem Plus von 23 Prozent, Freiburg mit 38 Stunden – einem Zuwachs von 31 Prozent und Offenburg mit 34 Stunden, was einem Plus von 26 Prozent bedeutet.

Und was ist mit den Öffis?

Keine Alternative laut INRIX. Bus und Bahn schneiden als Alternativen für Pendler deutlich schlechter ab. In sieben der Top-Ten-Städte benötigt man doppelt so viel Zeit. Am geringsten ist der Zeitverlust mit dem Fahrrad in München und Berlin. Hier benötigen die Radfahrer auf den untersuchten Strecken im Tagesdurchschnitt maximal 50 Prozent mehr Fahrtzeit als Autofahrer. Bei 40 Minuten Autofahrt, braucht ein Radfahrer also höchstens 20 Minuten länger zum Ziel.

Zeit ist Geld

Und das wortwörtlich: Allein in München kostete der Zeitverlust in 2019 einen Autofahrer pro Jahr 774 Euro. Auf alle Pendler der bayerischen Landeshauptstadt berechnet, sind das bis zu 405 Millionen Euro im Jahr. Das zweitplatzierte Berlin kommt auf eine Summe von 587 Euro und in Düsseldorf sind es 445 Euro pro Pendler und Jahr. Grundlage der Berechnung ist zum einen der durchschnittliche Stundenlohn pro Kopf. Zum anderen werden auch direkte Effekte, wie die entstehenden Kosten durch Verschwendung von Zeit und Benzin, sowie die indirekten Effekte, die etwa für die betroffenen Unternehmen entstehen und diese dann mit höheren Preisen an die Haushalte weitergeben.

Neue Berechnungsmethoden, neue Aussagekraft

Die Auswertung von INRIX stützt sich auf vielerlei Daten: Zunächst untersuchten die Experten die Strecken, die von Pendlern am stärksten befahren sind, auch außerhalb von Städten. INRIX analysiert dafür anonymisierte Daten aus unter-schiedlichen Quellen, wie Datensätzen von Fahrzeugen und Städten oder auch Telefonen. Daher sind derartig präzise Berechnungen möglich. Die in der Staustudie verwendeten Daten zeigen das Verkehrsaufkommen der unterschiedlichen Straßenabschnitte über den Tagesverlauf hinweg. Die volkswirtschaftlichen Schäden dagegen, können auch die Experten nur schätzen. Laut INRIX ist die Datenlage in diesem Bereich zu dünn und erschwert damit eine genaue Berechnung.

Alles gar nicht so schlimm in Deutschland?

Ja, denn im internationalen Vergleich landet die deutsche Stau-Hauptstadt nur auf Platz 47. Die weltweit größten Zeitfresser sind Staus in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Hier stecken Autofahrer jährlich etwa acht Tage im Verkehr fest. Italiens Hauptstadt Rom belegt als europäische Stadt den dritten Rang mit sieben Tagen Zeitverlust.

Titelbild: gettyimages/Westend61
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