Daten auf der
Überholspur

Es klingt aufs erste Hinhören schrullig: Glasfaseranschluss im Auto. Doch wenn man es zu Ende denkt, ist der Plan des Automobilzulieferers ZF absolut schlüssig.

In Deutschland arbeiten die Telekommunikationskonzerne geradezu fieberhaft daran, die in die Jahre gekommenen Kupferleitungen durch Glasfaseranschlüsse zu ersetzen. Das ist nicht nur nice to have, sondern eine überfällige Infrastrukturmaßnahme: Wer in der digitalisierten Welt mitspielen will, braucht im Datenverkehr viel größere Bandbreiten und höhere Übertragungsraten. Der technisch korrekte Begriff für die umgangssprachliche Glasfaser lautet Lichtwellenleiter. So wie Kabel mit Metallkern übertragen auch Lichtwellenleiter Daten. Doch sie benutzen dafür gebündeltes, gepulstes Licht anstelle von elektrischen Impulsen. Da Lichtgeschwindigkeit die größte physikalisch bekannte Geschwindigkeit ist, geht das entsprechend flott. Zwar sausen die Daten aus physikalischen Gründen nicht mit Lichtgeschwindigkeit durch die Leitungen, doch ist die Übertragung etwa 70-mal schneller als in Metallkabeln. Außerdem ist die Bandbreite der übertragbaren Impulse etwa 1000-mal größer als in Kupfer.

Ohne schnelle Leitungen bleiben Superrechner lahm

Moderne Autos sind auf dem Weg, rollende Superrechner mit immer leistungsfähigerer vernetzter Elektronik zu werden. Insofern ist es ein logischer Schritt, nicht nur die Rechenleistung der Computer zu steigern, sondern auch ihre Verbindung untereinander auf Trab zu bringen. Auf dem Weg dorthin hat der Automobilzulieferer ZF mit Stammsitz in Friedrichshafen einen Hochleistungsrechner für optisches Multi-Gigabit-Ethernet zur Anwendung im Fahrzeugbau weiterentwickelt. Neue Chips, spezielle Stecker und Lichtwellenleiter sollen die Datenpakete in bisher unerreichter Geschwindigkeit durchs Auto jagen.

Als Nebeneffekt spart Glasfaser Gewicht und Energie

Die Signalübertragung funktioniert über Strecken bis zu 40 Meter. Das klingt vielleicht etwas überdimensioniert, doch werden Kabel im Auto ja nicht kreuz und quer gezogen. Heutige Kabelstränge nehmen im Auto viele Umwege, um optisch diskret und funktionssicher ans Ziel zu kommen. Die Länge der Kabel in einem gut ausgestatteten Auto summiert sich deshalb auf mehr als einen Kilometer. Das wird mit Glasfaserkabeln deutlich weniger, denn ihre Bandbreite erlaubt, sehr viele Funktionen in nur einem gemeinsamen Leitungsstrang zusammenzuführen. Als positive Nebeneffekte der Datenautobahnen ohne Tempolimit nennt ZF, dass mit Lichtwellenleitern Gewicht gespart werden kann, weil viel weniger Kabel ins Auto kommen, und dass die Datenübertragung weniger Energie verbraucht. Erste Einsätze der Technik im Serienfahrzeugbau stehen laut ZF kurz bevor.

Titelbild: ZF
Zurück zur Startseite

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen