Gemeinsam sind
wir am hellsten

Autoscheinwerfer haben mithilfe von LED-Technik große Fortschritte gemacht. Matrix-Lichter eröffnen nun Möglichkeiten, an die man bis vor kurzem noch nicht einmal dachte.

Gerade mal 6 Volt Spannung und ein paar funzelige Glühlampen mussten einmal reichen, um VW Käfer und Co. den Weg durch die Nacht heimzuleuchten. In den Jahrzehnten seither hat sich die Lichtleistung evolutionär weiterentwickelt. Erst strahlten Halogenlampen immer heller, dann machte vor etwa 30 Jahren eine ganz neue Technik die Nacht zum Tag: Xenon-Gasentladungslampen. Die allerdings sind vom Fortschritt auch schon wieder überholt worden. Von der Kleinwagenklasse an sind Autos heute ab Werk mit LED-Lichtern ausgestattet, die deutlich preisgünstiger und technisch unkomplizierter sind als die Edelgasleuchten. Außerdem brauchen LED-Schweinwerfer viel weniger Energie bzw. leuchten bei gleichem Energieeinsatz heller.

Ein Mercedes-Coupé, Baureihe C 215, aus den frühen 2000er-Jahren, das mit Xenon-Doppelscheinwerfern ausgestattet war.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends war Xenon-Licht, zu erkennen an leicht blaustichigen Scheinwerfern, das Nonplusultra der Technik. Bild: Spotpress

Gut kombiniert

Da LED-Lichter ihre Leistung aus einer Vielzahl von Einzel-Lichtquellen addieren, machen sie in Scheinwerfern völlig neue Funktionen möglich, beispielsweise sogenanntes Matrix-Licht. Der Begriff „Matrix“ bezeichnet laut Duden ein „Schema von waagerechten Zeilen und senkrechten Spalten“. Genau in einer solchen Tabellen-Form sind in Matrix-Scheinwerfern die einzelnen Leuchtdioden angeordnet. Je nach Hersteller und Preisklasse sind es unterschiedlich viele, angefangen bei einer zweistelligen Zahl in günstigeren Modellen bis zu mehreren Hundert LED in Oberklasse-Fahrzeugen. Extrem ausgetüftelte Systeme, sogenannte HD-Matrix-Scheinwerfer, arbeiten mit LED-Halbleiterschichten und generieren Lichtpunkte in fünfstelligen Zahlen.

Nahaufnahme eines modernen LED-Scheinwerfers in einem Modell von Audi
Die Kombination vieler einzelner LED erlaubt neue Designs und Funktionen von Scheinwerfern. Bild: Audi

Reichweite automatisch geregelt

Die klassische Umschaltung von Abblend- auf Fernlicht braucht es bei Matrix-Scheinwerfern nicht mehr, sie passen sich den Bedingungen situativ an. Für die volle Lichtausbeute werden alle LED gemeinsam angeknipst, beispielsweise wenn man nachts allein auf einer Landstraße unterwegs ist. Dieses Lichtermeer würde allerdings andere Verkehrsteilnehmer blenden, schlimmstenfalls gefährden. Deshalb assistiert eine Kamera – die mittlerweile jeder Neuwagen hat – den Scheinwerfern und erkennt entgegenkommende oder vorausfahrende Fahrzeuge. Ein bisschen KI ist dabei mit im Spiel, denn die verwertbaren Daten einer Kamera sind bei Dunkelheit spärlich. Wird ein solches Objekt erkannt, schaltet die Systemsteuerung in Sekundenbruchteilen diejenigen Lichtpunkte ab, die das Objekt beleuchten. Da Fahrzeuge auf der Straße immer in Bewegung sind, passt sich der Lichtkegel fortlaufend an.

Um die Kurve geleuchtet

Der Vorteil: Das Licht fließt praktisch um den Gegenverkehr herum und blendet ihn nicht, während die übrige Fahrbahn gut ausgeleuchtet bleibt. In einem Fahrzeug ohne Matrix-Licht würde man in dieser Situation von Fern- auf Abblendlicht wechseln, das nur einen viel kleineren Bereich vor dem Fahrzeug erhellt. Zweiter Systemvorteil der Matrix-Technik ist ihre Kurvenlicht-Funktion, die exakt und gezielt die Bereiche innerhalb der Fahrbahnmarkierungen ausleuchtet.

Je mehr einzelne Lichtpunkte ein Scheinwerfer produzieren kann, desto präziser lassen sich Bereiche maskieren, also ausblenden, während die Lichtausbeute im restlichen Scheinwerferkegel maximal bleibt. Hochauflösende Scheinwerfer mit sehr vielen Pixeln könnten beispielsweise entgegenkommende Radfahrer oder Fußgänger anleuchten, damit sie aus dem Auto gut gesehen werden, und gleichzeitig ihre Gesichter aussparen, um sie nicht zu blenden.

Eine Armada von LED in den Heckleuchten erlaubt nahezu beliebige Lichtsignaturen und kann auch Text darstellen
Eher zum Schaustellergewerbe gehören Lichtbänder am Heck, deren Signatur sich individualisieren lässt und die auch Text darstellen können. Bild: Hella

Großes Kino

Auf Youtube auch gern geklickt: Spielereien ohne jeden praktischen Nutzen wie kleine Licht-Shows beim Starten des Wagens oder beim Nachhausekommen, die Projektion programmierter Bewegtbilder auf Garagentore oder auf die Straße. Rein theoretisch könnten hochauflösende Matrix-Scheinwerfer sogar Filme abspielen.

Titelbild: ams/Osram
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