Forschungslabor
Deutschland

Die Vision vom autonomen Fahren irrlichtert schon seit Jahren durch die Branche. Eine Initiative des Bundesverkehrsministeriums will jetzt aufs Innovationstempo drücken.

Dicht besiedelt und mit einem engmaschigen Autobahnnetz verwoben: Geht es nach einem Strategiepapier aus dem Bundesverkehrsministerium, ist die Bundesrepublik das ideale Spielfeld, um autonomes Fahren zu erproben, zur Serienreife zu entwickeln und wirtschaftlich zu betreiben. Laut diesen Plänen sollen die aktuell in verschiedenen Probebetrieben verkehrenden Robo-Busse und Robo-Taxis ab 2026 in den Regelbetrieb übergehen. 2027 sollen fahrerlose ÖPNV-Angebote startklar sein, die auf langfristig tragfähigen wirtschaftlichen Füßen stehen. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen autonome Fahrzeuge fester Bestandteil eines Mobilitätssystems sein, das verschiedene Verkehrsmittel vernetzt. Sie sollen sowohl in den Metropolen als auch auf den Autobahnen und Schnellstraßen der Metropolregionen unterwegs sein.

Auch der schienengebundene Nahverkehr soll künftig ohne Fahrer ans Ziel kommen. Bild: AdobeStock/ JuliaDorian

Politik kennt ihre Hausaufgaben

Den Rahmen dafür steckt die Politik ab. Deshalb listet das Strategiepapier die notwendigen politischen Entscheidungen für das Vorankommen des autonomen Fahrens auf: die Voraussetzungen im Straßenverkehrsrecht schaffen, den Rechtsrahmen permanent den aktuellen technischen Entwicklungen anpassen, weniger Bürokratie bei Pilotprojekten und der Zulassung von Fahrzeugen. So könne man laut Bundesverkehrsministerium zu einem der weltweit führenden Innovations- und Produktionsstandorte für autonomes und vernetztes Fahren werden – auch und speziell in ÖPNV und Logistik.

Pläne für die Schublade?

Skepsis ist angebracht. Eine neue Bundesregierung könnte solche Pläne schnell wieder in den Schubladen des Ministeriums verschwinden lassen, weil sie andere Prioritäten hat. Die Fahrzeugbranche ihrerseits hat sich zu großen Teilen von ehrgeizigen Zeitplänen oder aus laufenden Entwicklungsprojekten verabschiedet. Die Gründe dafür liegen nur zum Teil an bürokratischen Hürden. Vollkommen autonome Fahrzeuge zu entwickeln, hat bis dato länger gedauert, war technisch anspruchsvoller und viel teurer als zu Beginn erwartet. Auch die anhaltende wirtschaftliche Flaute drückt auf die Bereitschaft zu Investitionen, die sich bestenfalls langfristig auszahlen. Dass das Ziel schon so nahe ist, wie im Verkehrsministerium formuliert, würden nicht alle Praktiker aus der Industrie unterschreiben.  

Titelbild: AdobeStock/Mickis Fotowelt
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