EQS: das Elektro-Flaggschiff von Mercedes

EQS: das Elektro-Flaggschiff
von Mercedes

Mercedes bringt mit dem EQS sein erstes „echtes“ Elektroauto auf den Markt. Als Innovations-Träger stellt es die im gleichen Segment angesiedelte S-Klasse locker in den Schatten.

Mit der Elektro-Limousine EQS beginnt bei Mercedes nun endgültig das Elektro-Zeitalter. Der lokal emissionsfrei fahrende Bruder der S-Klasse ist das erste Modell auf einen echten E-Plattform und soll mit seinem betont luxuriösem Charakter nicht nur die an Tesla verlorene Kundschaft zurückerobern. Die ersten Modelle werden im Herbst auf die Straße rollen.

Bruch mit Design-Konventionen

Während die bisherigen E-Autos der Marke wie etwa der EQA noch äußerlich erkennbar auf Verbrenner-Architekturen basieren, bricht der EQS mit den Design-Konventionen der traditionellen S-Klasse. Statt des bewährten Drei-Box-Designs mit langer, optisch abgesetzter Motorhaube und korrespondierendem Gepäckabteil setzt der Oberklasse-Stromer eher auf eine fließende Linie. One-Bow-Design nennt Mercedes das. Vor allem das kurze Fließheck hinter dem großzügig überspannten Passagierabteil und die flache Motorhaube kennt man so in diesem Segment bislang nicht. Die ganze Karosserie ist glatt und soweit möglich fugenlos ausgeführt, was zusammen mit dem glattschwarzen geschlossenen Kühlergrill den Eindruck eines gigantischen Handschmeichlers vermittelt.

Mercedes nennt den Riesen-Bildschirm "Hyperscreen".
Mercedes nennt den Riesen-Bildschirm "Hyperscreen". Bild: Daimler

Riesiger Monitor

Deutliche Unterschiede zur S-Klasse finden sich auch im Innenraum. Wo diese auf große, hochauflösende Bildschirme setzt, wird das Cockpit im EQS gleich komplett zu einem gigantischen Monitor. „Hyperscreen“ nennt Mercedes den ausladenden Glasschirm, der sich von der linken zur rechten Tür zieht und eine nutzbare Fläche von rund einem Viertelquadratmeter bietet. Dort wo das Lenkrad sitzt, findet sich ein Zentralinstrument für den Fahrer, auf dem vor allem Fahrinformationen zu finden sein werden. Rechts daneben schließt ein großer Bildschirm an, der im Kern die Navikarte darstellt, aber auch Bedienflächen für die Klimatisierung vorhält. Vor dem Beifahrer schließlich ist das dritte Display platziert, das beispielsweise Filme oder Ziergrafiken darstellt. Unterhalb der Bildschirmfläche sorgen insgesamt 12 Vibrationsmotoren für haptische Rückmeldung.

KI merkt sich Gewohnheiten

Gesteuert wird die Darstellung auf den drei Bildschirmen über die neueste Ausbaustufe des 2018 eingeführten MBUX-Bediensystems. Künstliche Intelligenz soll dabei eine Überfrachtung der Bildschirmgrafik verhindern und dem Fahrer immer die passenden Funktionen anbieten. Wer etwa auf dem Nachhauseweg immer einen bestimmten Kontakt anruft, bekommt einen entsprechenden Anruf künftig an diesem Wochentag und zu dieser Uhrzeit vorgeschlagen. Wer immer die Massagefunktion aktiviert, sieht direkt nach dem Einsteigen die entsprechende Schaltfläche.

„i-Phone-Effekt“

Der Hyperscreen ist das zentrale Innovations-Bauteil des EQS und soll bei der Kundschaft eine Art „i-Phone-Effekt“ hervorrufen. Diesen Haben-und-Nutzen-wollen-Reflex macht sich auch Tesla bei seinen Modellen zunutze, deren Bildschirme im direkten Vergleich nun nachgerade mickrig wirken. Flankiert wird der Mercedes-Mega-Touchscreen von zahlreichen kleineren Tablet-Bildschirmen für die Passagiere, die so ebenfalls engmaschig in das Konnektivitäts-Netz an Bord eingebunden werden. Aber auch eher klassische Oberklasse-Extras sind im EQS an Bord. So schwingen die Türen beispielsweise elektrisch auf, wenn sich die Insassen näher, die Spiegelverstellung funktioniert teilweise per Blicksteuerung und das Leselicht für die Fondpassagiere lässt sich in zahlreichen Parametern an die Vorlieben des Nutzers anpassen – bis hin zur Lichtfarbe. Automatisiertes Fahren auf Level 3 ist künftig ebenfalls möglich.

EQS: das Elektro-Flaggschiff von Mercedes
Einen klassischen Grill gibt es nicht mehr. Foto: Daimler

Reichweiten noch nicht genannt

Beim Antrieb setzt Mercedes auf effiziente permanenterregte Motoren. Im vorläufigen Basismodell EQS 450+ sitzt eine 245 kW/333 PS starke Variante an der Hinterachse, beim E 580 4Matic kommt ein weiterer Antrieb an der Vorderachse hinzu, so dass insgesamt 385 kW/523 PS zur Verfügung stehen. Ihre Energie beziehen die Motoren in beiden Fällen aus einem 107,8 kWh großen Akku im Unterboden. Reichweiten für die beiden Modelle nennt Mercedes noch nicht, die Stuttgarter haben aber bereits eine Variante mit mindestens 770 Kilometern angekündigt. Auch eine AMG-Variante mit 560 kW/761 PS ist in Planung. Die dürfte dann auch schneller fahren als die Standardmodelle mit ihren maximal 210 km/h.

Bis zu 200 kW am DL-Lader

Geladen wird serienmäßig über einen 11-kW-Bordlader, der für die meisten heimischen Wallboxen ausreicht. Alternativ ist ein 22-kW-Modell zu haben, mit dem die AC-Ladezeit von 10 auf 5 Stunden sinkt. Schneller geht es am DC-Lader, wo der EQS bis zu 200 kW verträgt. Im Idealfall ist der Akku dann innerhalb einer halben Stunde zu 80 Prozent gefüllt. Nach 15 Minuten wäre dann genug Strom für weitere rund 300 Kilometer Fahrt an Bord. Auf ein 800-Volt-System wie es Audi, Porsche und sogar Hyundai für potenziell noch höhere Ladeleistungen nutzen, verzichtet Mercedes zugunsten der bekannten 400-Volt-Technik. 

 100.000 Euro als Hausnummer

Der lokal emissionsfreie Antrieb ist aber nicht alles, was den EQS zum Umweltengel machen soll. So setzt Mercedes etwa Recycling-Garn für die Bodenbeläge oder wiederverwerteten Kunststoff für die Kabelkanäle ein, die eigenen Ladestrom-Kunden werden zudem mit reinem Öko-Strom beliefert. Nicht zuletzt soll die Limousine wie auch die Batterien sowie alle anderen Pkw ab 2022 CO2-neutral produziert werden.

Preise für das elektrische Schwestermodell der S-Klasse nennt Mercedes noch nicht. Sie dürften aber mindestens auf dem Niveau des rund 100.000 Euro teuren Verwandten liegen.

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Titelbild: Daimler
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