Tempolimit

Tempolimit auf Autobahnen:
Ja. Nein. Vielleicht?

Häufig diskutiert aber nie geklärt und mittlerweile etwas eingeschlafen: Die Debatte um eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen. Erneut entfacht hat sie der ADAC.

Jahrelang war der ADAC strikt gegen eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf den Autobahnen der BRD. Doch nun ist der 21 Millionen Mitglieder große gelbe Engel wohl nicht mehr so abgeneigt: Der ADAC sei „nicht mehr grundsätzlich“ gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung, sagt der ADAC-Vizepräsident Gerhard Hillebrand. Doch wie kommt es dazu, dass der Automobilclub in seiner Ampelschaltung von Rot auf Gelb umschwingt?

Mut zur Mitte

Momentan sind ungefähr 70 Prozent des deutschen Autobahnnetzes frei zur freien Fahrt. Ungefähr 21 Prozent der Fernstraßen sind mit dauerhaften oder zeitweise geltenden Beschränkungen begrenzt. Die Meinungen zum Tempolimit auf allen Autobahnen sind breit gefächert. Während die einen gerne mal auf die Tube drücken, fahren die anderen eher nach dem Motto „wer langsam fährt, kommt auch ans Ziel“. Im Oktober 2019 befragte Infratest dimap für das ARD-Morgenmagazin die Bürger zum Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde. 53 Prozent waren dabei für eine Einführung und 45 Prozent dagegen – das hält sich also die Waage.
Angesichts der polarisierenden Wirkung des Themas, auch unter den ADAC-Club-Mitgliedern, will sich der ADAC nicht mehr dazu positionieren. Der Club plädiert für eine Versachlichung und keine Überhitzung der Debatte. Ein Blick auf die Fakten helfe, die Sache klarer zu sehen:

Tempolimit = weniger Unfälle?

Wussten Sie, dass Autobahnen die sichersten Straßen Deutschlands sind? Nein? Der ADAC rechnet vor: Pro einer Milliarde Fahrzeugkilometer sterben auf Autobahnen derzeit 1,7 Menschen. Das sind 13 Prozent am Gesamtanteil der Verkehrstoten. Mit derselben Kilometerzahl sterben auf Bundesstraßen außerorts 6,3 Menschen. Und: Auf Strecken, bei denen es zu überdurchschnittlich vielen oder schweren Unfällen kommt, kann ein Tempolimit oder situationsgerechte Geschwindigkeitsregler an Schilderbrücken helfen, den Verkehr – wenn notwendig – zu regulieren. Außerdem warnen sie vor Staus und Unfällen.

Tempolimit für Klimaschutz?

Unterschiedliche Antriebsarten und Verkehrssituationen wirken sich unterschiedlich auf Schadstoffemissionen aus. So steht das zumindest im Handbuch für Emissionsfaktoren des Umweltbundesamtes. Auf der Basis dieser Daten berechnete der ADAC: Bei einem Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde für die Pkw-Flotte des Jahres 2019 ergibt sich ein CO₂-Einsparpotenzial von bis zu 2 Millionen Tonnen pro Jahr. Das sind knapp zwei Prozent der CO₂-Emissionen des Pkw-Verkehrs.

Und was heißt das jetzt genau?

Der ADAC nimmt eine neutrale Position ein, denn die Schätzungen hinsichtlich der Wirkungen des Tempolimits auf die Verkehrssicherheit gehen weit auseinander. „Wichtig ist es, Grenzen und Möglichkeiten eines Tempolimits für die Verkehrssicherheit und den Klimaschutz genau zu untersuchen. Deshalb ist es sinnvoll, eine wissenschaftliche Untersuchung unter Nutzung von Pilotstrecken einschließlich der Prüfung zeitlicher Differenzierungen anzustoßen“, erklärt ADAC-Vizepräsident für Verkehr Gerhard Hillebrand.

Titelbild: Getty Images/Westend61
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