Trabi, Plastikbomber, Sachsenporsche oder Rennpappe – der Trabant hat im Laufe der Zeit nicht nur viele freche Spitznamen bekommen, sondern ist auch zu einem Kultobjekt avanciert. Dieses Jahr feiert er seinen sechzigsten Geburtstag.

60 Jahre Trabant:
Go, Trabi, go!

Trabi, Plastikbomber, Sachsenporsche oder Rennpappe – der Trabant hat im Laufe der Zeit nicht nur viele freche Spitznamen bekommen, sondern ist auch zu einem Kultobjekt avanciert. Dieses Jahr feiert er seinen sechzigsten Geburtstag.

Von den einen geliebt, von den anderen verlacht: Vor 60 Jahren rollte der erste Trabant vom Fertigungsband der VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau. Mit 18 PS ausgestattet, einem Vierganggetriebe und einem Hubraum von einem halben Liter brachte es das Pilotmodell, der P 50, auf gerade einmal 90 Stundenkilometer. Der heutige Autokäufer würde über ein solches Angebot lachen: ein knatterndes Fahrzeug mit stinkendem Zweitaktmotor, das aus einem sehr einfachen Stahlblechskelett besteht, überzogen mit einer ebenso einfachen Kunststoffhülle. In der DDR jedoch versprach der Trabi Unabhängigkeit und Freiheit – die zumindest bis zur Ostsee, zur Tschechoslowakei oder zu einem anderen sozialistischen Urlaubsort reichte. Und mit seinen Anschaffungskosten von fast 7.500 DDR-Mark symbolisierte er zudem einen gewissen Wohlstand. Bis er zum begehrten Traumauto wurde, verging jedoch meist viel Zeit. Im Schnitt warteten die Kaufanwärter zwölf Jahre, bis sie ihr fabrikneues Fahrzeug in Empfang nehmen konnten. Schuld war die Mangelwirtschaft der DDR, die die Produktion verzögerte. Wer das achtzehnte Lebensjahr erreicht hatte, bestellte sich deshalb oft direkt ein Auto – ob er es sich zu diesem Zeitpunkt leisten konnte oder nicht.

Trabant am See

Ein geschwungenes „S“ ziert die Front der Pkw-Baureihe Trabant. Es steht für den Begriff „Sputnik“, was aus dem Russischen übersetzt „Begleiter“ heißt – wie auch der Name „Trabant“. Der Name war Programm: Der Trabant galt in der DDR als treuer Weggefährte seiner Besitzer.

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Volle Fahrt voraus!

Trabifahrer brauchten allerdings nicht nur einen langen Atem, sondern mussten auch fit im Kopfrechnen sein: Zumindest die frühen Trabimodelle besaßen nämlich noch keine Tankanzeige. So musste der Fahrer stets kalkulieren, ob ihm bis zum Bestimmungsort noch genügend Benzin blieb. Hatte er sich verschätzt, bestrafte ihn sein Auto mit Motoraussetzern. Dann blieb dem Fahrer nichts anderes übrig, als den Benzinhahn auf Reserve umzuschalten –
während der Fahrt allerdings eine gefährliche Angelegenheit: Der Schalter befand sich im Fußraum des Beifahrers. Um ihn zu erreichen, musste man also kleine akrobatische Verrenkungen vollführen. Einen Trabi zu fahren, versprach immer auch ein bisschen Abenteuer.

Ein robustes Kerlchen

Trotzdem war der populäre Kleinwagen dank seiner robusten Bauweise ein treuer Begleiter. Er bot vier Personen – je nachdem, ob Limousine, Kombi oder Coupé – mehr oder weniger viel Platz und galt als unkaputtbar. Traten doch einmal Mängel auf, konnte der Besitzer die Schäden meist selbst beheben. In solchen Momenten zahlte sich die einfache Bauweise des Trabis aus. Aufgrund der langen Wartezeit für einen Neuwagen, fuhren die stolzen Besitzer eines Trabis diesen entsprechend lange. Folglich rollten auf den Straßen der DDR sehr viele Autos, die älter als zehn Jahre und damit häufig reparaturanfällig waren. Und wie so ziemlich alle begehrten Güter waren in der DDR auch Ersatzteile rar.

Trabant im Werk

Sinnbild der DDR-Wirtschaft

Mehr als drei Millionen Trabis produzierten die Sachsenring Automobilwerke Zwickau von November 1957 bis April 1991. Galt die Pkw-Baureihe zu Beginn noch als revolutionär und innovativ, wandelte sich dieses Bild im Laufe der Jahre jedoch drastisch. Die sozialistische Geschäftsführung unterband nach und nach sämtliche Modernisierungsbestrebungen – aus Angst, sich durch allzu hohe Investitionen im Westen vom „Klassenfeind“ abhängig zu machen. Als dann die Mauer fiel, konnte selbst das jüngste Modell der Sachsenring Automobilwerke, der T 1.1, mit den weitaus fortschrittlicheren Fahrzeugen des Westens nicht mehr mithalten. Wer im Osten Geld besaß, kaufte sich nun ein Westauto – und das, ohne lange darauf warten zu müssen. So wurde die Serienfertigung des einst so beliebten Trabants nach 34 Produktionsjahren schließlich eingestellt.

Ein Stück Nostalgie, das bleibt

Dass die Liebe zu den kleinen Autos bei einigen Menschen bis heute ungebrochen ist, zeigt sich an den vielen Vereinen und Veranstaltungen. Bereits kurz nach dem Stopp der Trabiproduktion gründeten sich die ersten Trabant-Fanclubs – nicht nur im Osten Deutschlands. Und noch immer frönen viele ihrer Mitglieder bei regelmäßigen Treffen gemeinsam ihrer Leidenschaft und bewahren sich so ein Stück Ostalgie. Nur Ersatzteile – die sind noch immer so rar wie zu DDR-Zeiten.

Bilder: August Horch Museum Zwickau
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